Filmplakat von Zwischen uns

Zwischen uns

90 min | Drama | FSK 12
Tickets
Szene %1 aus %Zwischen uns
Szene %2 aus %Zwischen uns
Feinfühlig und voller Wucht zeichnet ZWISCHEN UNS ein außergewöhnliches Mutter-Sohn-Porträt. Eva (LIV LISA FRIES) und ihr 13-jähriger, autistischer Sohn Felix (JONA EISENBLÄTTER) sind unzertrennlich. Während der scheue Felix unter Angst- und Wutattacken leidet und immer wieder aus der Schule wegläuft, kämpft Eva mit aller Kraft für ein stabiles und harmonisches Zusammenleben. Vertrauen und Verzweiflung, Hoffnung und Ohnmacht liegen in ihrer Beziehung nur einen Herzschlag voneinander entfernt. Eine Geschichte über Liebe und Loslassen ... über einen Neuanfang. Mit ZWISCHEN UNS legt Max Fey seinen Debütfilm vor, dessen Drehbuch er gemeinsam mit Michael Gutmann geschrieben hat. Vor der Kamera standen Liv Lisa Fries, Jona Eisenblätter und Thure Lindhardt in den Hauptrollen; in weiteren Rollen sind u.a. Lena Urzendowsky und Corinna Harfouch zu sehen."

Filmkritik

Die kurdischstämmige Yasemin (Seyneb Saleh) und der türkischstämmige Ilyas (Serkan Kaya) sind seit 15 Jahren ein Paar. Gemeinsam führen sie in Berlin ein Café. Sie haben auch eine Tochter namens Senna (Amira Demirkiran). Später erfährt man in Rückblenden, wie sie sich auf einem Spree-Dampfer kennengelernt haben. In frechen, präzise geschriebenen Dialogen necken sie sich und loten so trotz der großen Unterschiede zwischen ihnen ihr Interesse füreinander aus. Yasemin ist temperamentvoll und risikofreudig, Ilyas sensibel und zurückhaltend.

Trotz allem sind sie ein Paar, das sich ergänzt und immer wieder zusammenrauft. Doch plötzlich ist Yasemin tot, erschossen in ihrem Café. Das ist auch für die Zuschauer ein Schock, weil das romantische Kennenlernen mit den pfiffigen Screwball-Elementen ein so abruptes, und mit dem später eingefügten Bild der blutüberströmten Toten auch ein so brutales Ende nimmt. Für Ilyas bricht eine Welt zusammen. Er muss sich fortan allein um Senna kümmern und das Café weiterführen, dessen Eröffnungsfeierlichkeiten so fröhlich und verheißungsvoll waren.

Figuren mit Ecken und Kanten

Doch es kommt noch schlimmer. Zunächst verdächtigt die Polizei Ilyas der grausamen Tat. Dann kommen Gerüchte auf, dass Yasemin ein Doppelleben geführt und die kurdische Arbeiterpartei PKK finanziell unterstützt haben soll. Hat Ilyas die Frau, die er so sehr geliebt hat, wirklich gekannt?

„Was von der der Liebe bleibt“ ist in fünf Kapitel eingeteilt, die mit „Heimat“, „Fremde“, „Zweifel“, „Tod“ und „Liebe“ überschrieben sind. Der indischstämmige Regisseur Kanwal Sethi beleuchtet mit einer verschachtelten Rückblendenstruktur das Geschehen aus mehreren Perspektiven und führt gleichzeitig die Gegenwartshandlung fort. Immer wieder kehrt er zu Szenen zurück, die man schon kennt, und ergänzt sie so durch kleine Facetten. Das führt besonders beim romantischen Kennenlernen der beiden dazu, dass sich die Charaktere immer stärker herausbilden. Yasemin und Ilyas sind lebensechte Figuren mit Ecken und Kanten, die ihren Alltag mit seinen Herausforderungen gemeinsam meistern.

Für die Arbeit der Polizei gibt der Film hingegen keine inhaltlichen Anhaltspunkte. Eine Hausdurchsuchung ist ebenso willkürlich wie die Überprüfung der Bankkonten; Mutmaßungen und Unterstellungen sind aus der Luft gegriffen. Auch für den politischen Hintergrund findet der Film keine Erklärungen; die Zugehörigkeit zu einer Volksgruppe reicht hier schon für eine Schuldzuweisung. Die Fahndung nach dem Mörder von Yasemin gerät so mehr und mehr aus dem Fokus. Das wirkt fast so, als hätte die Lösung des Falls den Regisseur nicht mehr interessiert. Für den Zuschauer ist das mitunter irritierend, weil er über den Kern der Geschichte lange Zeit im Unklaren gelassen wird.

Erzählerische Ambivalenz

Das eigentliche Anliegen von „Was von der Liebe bleibt“ wird erst am Schluss lapidar in einer Schrifttafel angedeutet: 235 Ausländer seien in Deutschland aus fremdenfeindlichen Motiven getötet worden. Fremdenhass ist also das Thema, sowohl in den Behörden, die viel zu lange in die falsche Richtung ermitteln, weil die Wahrheit zu unbequem ist, als auch im privaten Alltag, der durch Vorurteile und Intoleranz geprägt ist. Einmal wirft ein Junge mit einem Stein die Scheibe des Cafés ein und läuft rasch davon. Ein Streich? Oder eine rassistisch motivierte Tat? „Was von der Liebe bleibt“ vertieft sich allzu sehr in seine erzählerische Ambivalenz. Die Unfassbarkeit der Gewalttat wird dadurch nicht fassbarer.

Erschienen auf filmdienst.deZwischen unsVon: Michael Ranze (19.9.2024)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
Über Filmdienst.de Filmdienst.de, seit 1947 aktiv, bietet Filmkritiken, Hintergrundartikel und ein Filmlexikon zu neuen Kinofilmen aber auch Heimkino und Filmkultur. Ursprünglich eine Zeitschrift, ist es seit 2018 digital und wird von der Katholischen Filmkommission für Deutschland betrieben. filmdienst.de