- RegieValentina Zanella, Giangiacomo De Stefano
- ProduktionsländerItalien
- Produktionsjahr2024
- Dauer100 Minuten
- GenreDokumentarfilm
- AltersfreigabeFSK 0
- IMDb Rating7.6/10 (24) Stimmen
Cast
Vorstellungen
Filmkritik
Die Zahl der weltweit bekannten italienischen Rock- und Popstars ist überschaubar, doch einer gehört mit Sicherheit dazu: Zucchero, der Mann mit dem Hut und der sensiblen Reibeisenstimme, der sich mit italienisch und englisch gesungenen Rockballaden in die Herzen seiner Fans gesungen hat. An „Zucchero – Sugar Fornaciari“ hat Adelmo Fornaciari, wie der Musiker mit bürgerlichen Namen heißt, selbst mitgewirkt. Schon deshalb handelt es sich bei dem Film um keinen neutralen Blick auf sein Lebenswerk. Es ist vielmehr ein freundlicher Promotion-Film, der Lust auf seine Musik macht und eher oberflächliche Blicke auf seine Biografie und sein Schaffen gestattet.
Senza una donna
Am interessantesten ist es, wenn Zucchero von seiner Kindheit und Jugend erzählt. Schon mit 15 Jahren spielte der 1955 in der Region Emilia Romagna geborene Bauernjunge in einer Rockband. Er hatte sich als Saxophonist beworben, avancierte aber bald zum Sänger. Doch seine Versuche, sich in Wettbewerben als Solist zu positionieren, blieben erfolglos. Was wohl auch damit zu tun hatte, dass er als braver Schlagersänger auftrat und sowohl sein Äußeres wie auch seine Stimme und seine Songs auf ein weichgespültes Pop-Niveau bringen musste. Er war einer unter vielen glattrasierten und geschniegelten Jungs mit der Gitarre.
Das aber wollte er nicht sein. Seine Liebe gehörte dem Blues und dem Soul. Ein Aufenthalt in den USA brachte die Wende. Fortan dominiert der Rhythm-and-Blues-Interpret mit Bart und Hut. Seine Single „Donne“ wurde in Italien auch sofort ein Erfolg. Doch es dauerte viele Jahre, bis es sich auch international durchsetzte – mit „Senza una donna“, aufgenommen gemeinsam mit Paul Young.
Die Bühne reizt weiterhin
Zucchero sang live im Kreml, er trat beim „Freddy Mercury Tribute Concert“ auf, spielte in Kuba und für Nelson Mandela – und sang gemeinsam mit Luciano Pavarotti den Song „Miserere“, eine Hymne ans Leben, die zum Welthit wurde. Doch auf dem Gipfel seines Ruhms begann, ausgelöst durch die Trennung von seiner Frau Angela, eine lange Phase der Depressionen. Seine Rettung war der Kauf einer alten Mühle in der nördlichen Toskana, die Zucchero zum Refugium für sich ausbaute. Er nannte es „Lunisiana Soul“, ein Wortspiel aus den Namen der Regionen Luisiana, wo sich Zucchero musikalisch zu Hause fühlt, und Lunigiana, dem Ort in Italien, wo das Haus liegt. Obwohl er bald seinen 70. Geburtstag feiert, denkt Zucchero, der inzwischen als „Vater des italienischen Blues“ gilt, noch lange nicht ans Aufhören. Die Bühne reizt und verführt ihn noch immer.
Die beiden Filmemacher Valentina Zanella und Giangiacomo De Stefano erhielten Zugang zu Zuccheros Privatarchiv, was für ein Porträt eigentlich ausgereicht hätte. Doch sie bestanden auch auf Aufnahmen von der Welttournee, die 2022 begann und erst im Winter 2024 beendet sein wird. Deshalb sieht man Zucchero auf den Bühnen vieler Städte, wobei die Bilder austauschbar sind. Die Säle sind voll, das Publikum jubelt, Zucchero singt seine bekanntesten Songs, im Film meistens nur kurz angespielt. Ältere Konzertaufnahmen werden im Triptychon-Format gezeigt, als dreigeteiltes Bild mit zwei schmalen Seiten, wobei nur das mittlere Bild scharf gestellt ist. Die Kommentare spricht Zucchero selbst.
Die Struktur des Films bietet einen Rückblick auf Zuccheros Leben, der von aktuellen Konzertbildern und den Statements seiner Weggefährten flankiert wird. Von Zuccheros Privatleben erfährt man bis auf die Depression und eine konstruiert wirkende Nebenstory über eine Art Kindheitstrauma wenig; dafür ist viel Musikprominenz zu sehen, Bono, Sting, Brian May, aber auch der italienische Fußballer Roberto Baggio. Allesamt enge Freunde, die sich in Lobeshymnen über den Musiker ergehen. Immerhin erfährt man, woher der Name Zucchero stammt: seine Grundschullehrerin nannte ihn so, weil sie ihn wohl süß fand.