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Filmkritik
Die 17-jährige Asha stellt ihre Heimat mit einem schwungvollen Song vor, der von euphorischen Chören und Flamenco-Gitarren begleitet wird. Das Königreich Rosas wirkt darin wie ein Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Auf der mediterranen Insel hat sich einst der Herrscher Magnificio niedergelassen, um Träume wahr werden zu lassen. Nachdem er die Herzenswünsche der Bewohner in Form schimmernder Seifenblasen überreicht bekommt, verwahrt er diese in seinem Schlossturm. Die Bevölkerung wartet unterdessen darauf, dass ihre Wünsche bei der nächsten öffentlichen Zeremonie erfüllt werden.
Der König soll’s richten
Wünsche stehen in „Wish“ allerdings weniger für eine tröstliche Hoffnung als für das blinde Vertrauen in eine höhere Macht. Die aufgekratzte Protagonistin mit den neugierigen großen Augen stellt bald fest, dass die von ihr soeben noch besungene Utopie in Wahrheit eine Diktatur ist. Als sie sich für ein Praktikum beim Herrscher bewirbt, realisiert sie, dass das Glück der Bewohner nicht zu den Prioritäten von Magnificio zählt. Der narzisstische König, der sich wie ein Popstar feiern lässt, verwirklicht in Wahrheit nur sehr wenige Wünsche und auch nur jene, die seinem Machtstreben nicht in die Quere kommen.
Hinter seinem märchenhaften Setting betont „Wish“ die Notwendigkeit von Individualismus und Macher-Mentalität. Wenn Asha Magnificios dunkle Absichten zu entlarven versucht, sollen damit die Bewohner aus ihrer Ohnmacht gerissen werden. Statt nur sehnsüchtig in den Himmel zu blicken, müssen sie begreifen, dass sie selbst funkelnde Sterne sind. Besiegelt wird das mit der erhebenden Hymne „I’m a Star“.
Nun wäre es langweilig, wenn sich ausgerechnet der zum 100. Geburtstag des Disney-Studios entstandene Film einem nüchternen Rationalismus verschreiben würde. Ohne Magie und Träumereien geht es natürlich nicht. In Anlehnung an den ikonischen Disney-Song „When You Wish Upon a Star“ wünscht sich Asha deshalb einen drolligen Stern vom Himmel, der fiepsend um sie herumschwirrt, Tiere sprechen lässt und das Mädchen im Kampf gegen den immer machthungrigeren Magnificio unterstützt.
Entschieden nostalgisch
„Wish“ ist ein entschieden nostalgischer Disney-Film. Statt wie zuletzt auf eine möglichst realistische und dreidimensionale Welt zu setzen, orientiert sich „Wish“ mit einem Mix aus klassischem Wasserfarben-Look und Computer-Animationen an handgefertigten Disney-Filmen früherer Tage. Eine haptische Qualität haben die Bilder zudem, weil sie die Struktur von grobkörnigem Papier imitieren. Die von Blau-, Violett- und Brauntönen geprägten Hintergründe sind zwar flacher, aber deshalb nicht weniger ausdrucksstark. Der eigenwillige Architektur-Mix aus Gotik, Renaissance und Art Deco, die mit prunkvollen Ornamenten verzierten Kleider und das traditionelle Charakterdesign sind tatsächlich sehr gelungen.
Die Besinnung auf klassische Disney-Tugenden ist jedoch ein zweischneidiges Schwert. Mit der Absicht, sowohl einen originellen neuen Film als auch eine Hommage an die Geschichte des Studios zu schaffen, blockiert sich „Wish“ teilweise selbst. Der Film strotzt nur so vor Referenzen an frühere Disney-Produktionen: Ashas Freunde etwa sind charakterlich an die sieben Zwerge angelehnt, im Wald finden sich mehrere alte Bekannte aus „Bambi“, und Peter Pan tritt sogar höchstpersönlich auf. Die Fixierung auf Bewährtes hindert „Wish“ mitunter, tiefer in seine Geschichte und ihre Figuren einzutauchen. Ashas angeblich innige Beziehung zu ihrem verstorbenen Vater bleibt oberflächlich, und der für die Handlung zunächst scheinbar wichtige Herzenswunsch ihres Opas gerät bald in Vergessenheit.
Eine virtuos durchgeknallte Choreografie
Zugleich findet der Film gerade in seiner Einfachheit zu sich. Mit dem unausgegorenen Drama „Strange World“ verhedderte sich das Studio zuletzt in einer unnötig verworrenen Handlung und einem bemühtem Zeitgeist-Anschluss. „Wish“ besinnt sich dagegen auf bewährte Stärken: tollpatschig-niedliche Tiere wie Ashas Baby-Ziege Valentino, treffsichere Witze, eingängige Songs, ein sentimentales Gemeinschaftsgefühl und ein wohlig naiver Glaube ans Gute. Disney wird zwar schon seit längerem vorgeworfen, alte Erfolge mit gleichen Motiven und wiederkehrendem Figuren-Design zu recyclen. Solange das Rezept jedoch wie in „Wish“ über weite Strecken aufgeht, das Studio nach wie vor seine handwerkliche Finesse demonstriert und dabei noch Trümpfe wie eine virtuos durchgeknallte Hühner-Choreografie im Ärmel hat, spricht auch nicht viel dagegen.