Vorstellungen
Leider gibt es keine Kinos.
Filmkritik
Eine hysterisch kreischende Menge bettelt um Einlass, während ein Großkotz im Bademantel über jene Auserwählten entscheidet, die seine heiligen Hallen betreten dürfen. Man fühlt sich wie vor der harten Tür des VIP-Clubs Studio 54, aber hier ist der Schwellenhüter ein blasierter Zehnjähriger namens Timmy (Chandler Dean), der dank seiner reichen Eltern eine heiß begehrte Nintendo-Spielkonsole besitzt. Um diese zumindest mal aus nächster Nähe sehen zu können, bezirzen seine Mitschüler ihn mit Schleimereien und Geschenken.
Es ist fast Weihnachten im verschneiten Chicago der späten 1980er-Jahre. Mit dem ebenso demütigenden wie komisch überspitzten Spektakel stellt Regisseur Michael Dowse gleich zu Beginn seiner Komödie klar, wie obsessiv, bedingungslos und letztlich auch unerfüllbar der materielle Wunsch seiner jungen Protagonisten ist. Denn Jake (Winslow Fegley) und seine Kumpels finden zwar vorübergehend Einlass in Timmys elitäres Hobbykeller-Paradies, werden jedoch, nachdem das Familienhündchen unter dem Fernseher begraben wurde, schnell wieder verstoßen.
Das Ziel ist klar und unerreichbar
So klar wie das Ziel in „Weihnachtsjagd: Fest der Spiele“ ist, so unerreichbar bleibt es auch. Der souveräne Hauptdarsteller Fegley trägt schon die Resignation eines Erwachsenen im Gesicht. Er ist ein klassischer Komödienheld: ein notorisch Scheiternder ohne großes Selbstvertrauen, der für seinen Traum aber nichts unversucht lässt. Geschickt lenkt er etwa seine Mutter mit einem kalkuliert platzierten Fleck auf dem Pulli ab, um ihre Zustimmung für einen Nintendo als Weihnachtsgeschenk zu bekommen. Doch wie so oft im Film bleibt auch dieser Triumpf nur von kurzer Dauer.
Wie in verschiedenen Levels eines Computerspiels versucht der Held seinem Traum über immer neue Wege näherzukommen. Mal ist es ein Pfadfinderwettbewerb, mal ein Deal mit seiner altklugen und biestigen kleinen Schwester oder ein 14-Punkteplan, in dem wertvolle Baseball-Sammelkarten eine entscheidende Rolle spielen. Ebenso abwechslungsreich wie die Strategien gestalten sich auch die Hindernisse. Vor allem ein deutlich älterer, hünenhafter Mitschüler mit Metaller-Mähne (Cyrus Arnold) sowie eine von Timmys Eltern gegründete Bewegung gegen den schädlichen Einfluss von Videospielen erweisen sich als unbezwingbare Herausforderungen. Beim Teamwork bleiben einige von Jakes Freunden zwar blass, andere aber wie der verschlagene, um keine Lüge und dumme Idee verlegene Jeff (Max Malas) und der hibbelige Angsthase Evan (Santino Barnard) prägen sich als markante Typen ein, die ihre Schwächen im entscheidenden Moment zu nutzen wissen.
Rahmenhandlung mit pädagogischer Perspektive
Die Rahmenhandlung, in der ein erwachsener Jake (Neil Patrick Harris) die Geschehnisse seiner Tochter Annie (Sophia Reid-Gantzert) erzählt, ist nicht die beste Idee des Films. Es gibt zwar einige virtuose Verbindungen zwischen Vergangenheit und Gegenwart, etwa wenn nach einem empörten Einwand Annies wie von Geisterhand ein Fahrradhelm auf dem Kopf des jungen Jake erscheint, aber insgesamt scheint die väterlich pädagogische Perspektive die Dynamik eher zu bremsen. Allerdings ist sie auch schon bald vergessen und tritt erst beim versöhnlichen und wenig materialistischen Finale wieder in den Vordergrund.
Das Schöne an „Weihnachtsjagd“ ist über weite Strecken, wie der Film in die Gedankenwelt der Kinder eintaucht. So wird Jake in einem Spielzeugladen von einer sprechenden Nintendo-Konsole verführt, die ihn sein Umfeld völlig vergessen lässt. Alltägliche Probleme, die den Eltern klein und unbedeutend erscheinen, wachsen aus der Perspektive der Kinder zu dramatischer Größe heran. Statt in 1980er-Jahre-Nostalgie zu schwelgen oder sich mit weihnachtlicher Sentimentalität den Wind aus den Segeln zu nehmen, funktioniert „Weihnachtsjagd“ streckenweise wie ein Actionfilm. Eine verlorene Zahnspange, die laut Jakes Vater (Steve Zahn) so viel wie ein Neuwagen kostet, führt zu einer virtuosen Jagd durch ein Einkaufszentrum und der Versuch, unbeobachtet an den begehrten Computer zu kommen, wird zur nervenaufreibenden Aktion wie aus einem Bankraub-Film.
Lustig wird es meist dann, wenn der vermeintliche Kampf ums nackte Überleben wieder von kindlicher Unbedarftheit geerdet wird. Den geplanten Coup preist Jake etwa großspurig als „unser Vietnam“ an, bevor er sich eingestehen muss, dass er eigentlich gar nicht weiß, was das bedeuten soll.