- RegieAnu Aun
- ProduktionsländerEstland
- Dauer90 Minuten
- GenreFamilie
- Cast
- TMDb Rating7/10 (9) Stimmen
Vorstellungen
Filmkritik
In der Familie der zehnjährigen Eia sind die Prioritäten klar gesetzt: erst der Job, dann das Kind. Natürlich ist die Tochter Papas „Schatz“ und Mamas „Goldstück“ und überhaupt das Wichtigste auf der Welt, aber die Präsentation in Singapur oder die Tournee der Tanzcompagnie sind eben doch noch ein bisschen wichtiger. Und so kommt es, dass das Mädchen Weihnachten nicht mit seinen Eltern verbringt, sondern mit einem unbekannten Mann, dem ihre Mutter blindlings vertraut. Zurecht, wie sich schnell zeigt. Denn der graubärtige Ott ist überaus freundlich und empfängt Eia wie einen lang ersehnten Gast. Zusammen mit seiner erwachsenen Tochter lebt er mitten im Wald auf einem Hof irgendwo im Süden von Estland.
Eia, tierlieb, aber eben auch ein Stadtkind, entdeckt neugierig eine Welt, in der alles anders ist. Da gibt es nicht nur den Wald mit all seinen tierischen Bewohnern, sondern hier kochen und essen die Menschen abends auch zusammen, spielen Brettspiele, gehen Schlittschuhlaufen, sind zu allerlei Späßen aufgelegt und offenbar gänzlich unbelastet von den Zwängen des modernen Lebens. Eine heile Welt, die dennoch bedroht ist, denn der Verwalter Raivo will den alten Wald roden und zu Geld machen.
Ein ganzes Biotop ist bedroht
Der Titel „Weihnachten im Zaubereulenwalt“ führt fast ein wenig in die Irre. Natürlich rieselt im Film leise der Schnee, ist der Wald eine Winterwunderwelt und der Tannenbaum oh. Weihnachten wird auch gefeiert, aber ohne Kitsch, Getöse und Konsum, denn eigentlich geht es hier um etwas ganz Anderes: nämlich um den Erhalt des Waldes, den man gemeinsam mit Eia entdeckt und den die Kamera immer wieder mit stimmungsvollen, mitunter etwas zu hochglänzenden Aufnahmen in Szene setzt. Doch wenn die Bäume abgeholzt werden, versteppt das Land und verlieren die Tiere, Eisvögel, Eichhörnchen oder Elche, ihre Heimat; es verschwindet ein ganzes Biotop.
Das versteht jedes Kind, auch Eia und der gleichaltrige Nachbarsjunge, die sich nicht damit abfinden wollen, dass wirtschaftliche Interessen mehr wiegen als Natur, Artenschutz und Nachhaltigkeit. Diese Problematik wird für junge Zuschauende aufgeschlüsselt und nachvollziehbar erzählt. Allerdings spitzt Regisseurin Anu Aun zuweilen das Gegensätzliche arg zu; den Figuren fehlt es an Ambivalenz. Während Eias Eltern bindungslose und hektisch getriebene Großstadtmenschen sind, scheinen Ott, seine Tochter Jete und die Leute vom Nachbarhof einander stets zugewandt und im Einklang mit der Natur. Eine Playstation oder gar Plastik spielen hier keine Rolle. Idylle pur. Der Bösewicht Raivo ist mit Fuchspelzmütze, Wohlstandsbauch und fettem Geländewagen auf Anhieb als Übeltäter zu erkennen und fast eine Karikatur.
Worauf des im Leben wirklich ankommt
Doch geschenkt. Was zählt, ist, dass der unterhaltsame Film die Augen für eine bedrohte Welt öffnet und eine Reihe von positiven Werten vermittelt. Etwa, dass auch Kinder etwas bewirken können, denn sie nehmen die Sache in die Hand und schlagen Raivo schließlich ein Schnippchen. Besonders die kleine Eia, die im Zaubereulenwald ungeahnte Freiheiten erlebt und nebenbei ein Familiengeheimnis aufdeckt, reift im Laufe der Geschichte spürbar heran. Ihre Figur verwandelt sich dabei aber nicht in ein Supergirl, sondern sie bleibt eine Zehnjährige, die mit ihren Mitteln dafür kämpft, dass ihre Bedürfnisse gehört werden. Nicht nur damit wird Eia zu einer glaubwürdigen Identifikationsfigur für junge Zuschauer*innen, sondern auch mit ihrem Engagement für die Umwelt. Wer den Wald mit ihren Augen gesehen hat, weiß, dass er schützenswert ist. Dafür braucht der Film keinen pädagogischen Zeigefinger. Dass es in „Weihnachten im Zaubereulenwald“ ein Happy End gibt, liegt auf der Hand. Der Film lässt auch nicht den kleinsten Zweifel daran, worauf es im Leben wirklich ankommt. Freundschaft, Zusammenhalt, Respekt, Engagement und Naturschutz sind immer wichtig – nicht nur zur Weihnachtszeit.