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Filmkritik
Tridan Lagache (Dany Boon) ist eine Frohnatur. Der stets in Hippie-Klamotten gekleidete Lockenkopf arbeitet als Gitarrenbarde und Bespaßer von Touristen in einem Urlaubsresort in Mexiko. Aus dem „Club Méditerranée“ hat er es nie herausgeschafft, obwohl er dies als Kind durchaus wollte. Zum einen, weil er keine Freundschaften schließen konnte, da die Kinder, mit denen er sich gut verstand, nach acht Tagen stets die Reisebusse Richtung Heimat bestiegen. Als er als Achtjähriger schließlich die gleichaltrige Violette kennenlernte und mit ihr türmen wollte, kam es zur Katastrophe. Sein Vater stürzte beim Versuch, die beiden Ausreißer einzufangen, von einem Felsen und starb.
Auf nach Paris!
Mit 50 Jahren beschließt Tridan aber, endlich eine neue Saite in seinem Leben anklingen zu lassen. Er kündigt seinen Job und macht sich auf nach Paris, die Heimat seiner Eltern. Seine Mutter hat ihm die Schlüssel zu einer Wohnung gegeben, die einst seinem Vater gehörte und die er nun beziehen soll. Vor allem aber will er Violette wiedertreffen. Er will ihr seine Liebe gestehen und sie heiraten. Dass seit der Begegnung der beiden stolze 42 Jahre vergangen sind, tangiert Tristan wenig. Von Hindernissen lässt sich der naive, aber stets gut gelaunte Lebenskünstler nicht beeindrucken.
Einige nutzen das aus, etwa ein Taxifahrer, der ihm nach seiner Ankunft in Paris prompt Gepäck und Gitarre entwendet. Als er die Wohnung seines Vaters betreten will, wartet eine andere Überraschung auf ihn. Denn die Räume sind bewohnt – von Louis (Kad Merad), der sich als Sohn von Tridans Vater aus einer früheren Beziehung entpuppt. Während sich Tridan über seinen unverhofft dazugewonnenen Halbbruder freut, will der den Störenfried schnellstens wieder loswerden.
Louis, ein bankrotter Uber-Fahrer, fühlt sich durch den Erbkonkurrenten in seiner Existenz bedroht. In der Hoffnung, dass Tristan ihm die Wohnung überlässt, will er ihm bei der Suche nach Violette behilflich sein. Als er herausfindet, dass Violette bei einem Autounfall gestorben ist, überredet er eine seiner Affären (Charlotte Gainsbourg), die er auf einer Dating-Plattform kennengelernt hat, sich als Violette auszugeben und Tridan zu verführen. Der Plan geht auf, und zwar besser, als Louis es sich vorgestellt hatte.
Ein moderner, von allen Zwängen unberührter Narr
Dany Boons mittlerweile achter Film als Regisseur lässt eine Art modernen Narren völlig unberührt von den Regeln und Zwängen kapitalistischer Gesellschaften durchs Leben wandeln. Da er arglos ist und an das Gute im Menschen glaubt, lässt Tridan sich von nichts beirren und kann Menschen in den unterschiedlichsten Situationen auf seine Seite ziehen. Dany Boon tut als Schauspieler das in gewohnt charmanter Manier und kann als liebenswürdiger, stets lächelnder Tristan auf die Sympathie des Publikums zählen.
Die Komik entsteht dabei dadurch, dass Tristan andere Menschen und vor allem ihre mitunter schlechten Absichten nicht erkennen kann und sich weder an den ungeschriebenen noch den geschriebenen Gesetzen des praxis- und profitorientierten Lebens orientiert. Durch seine jahrzehntelange Isolation in einem abgeschirmten Mikrokosmos befolgt er die Codes der Außenwelt nicht, wodurch es ständig zu Missverständnissen kommt. So bezahlt er nie im Bistro, weil er nur das All-Inclusive-Angebot des Club Med gewohnt ist. Wenn er einen Linienbus besteigen soll, schütteln ihn Weinkrämpfe, weil er daran denken muss, wie er in Mexiko ständig von seinen neuen Freunden verlassen wurde. Und bei Gesprächen mit Fremden an Schaltern, in Geschäften oder auf der Straße kommt es ständig zu Missdeutungen.
Alles verkommt zur Ware
Dieses Prinzip trägt trotz einiger amüsanter Szenen aber keinen ganzen Film. Zu unwahrscheinlich wirkt die Naivität des Protagonisten, der kaum Fortschritte in seinem Verhalten an den Tag legt. Während die Interaktion mit Kad Merad, der einen mürrischen, vom Leben enttäuschten Mann spielt, noch einige Situationskomik generiert, funkt es zwischen Dany Boon und Charlotte Gainsbourg nicht wirklich.
Zu harmonisch verläuft diese Beziehung, mit der Autor, Hauptdarsteller und Regisseur Dany Boon sein humanistisches, aber nicht gerade realistisches Mantra, dass Freundlichkeit die Welt besser mache, durchboxen will. Dass der Protagonist zwischendurch alle seine Ersparnisse verliert, aber keinen Job (mehr) hat und materielle Notwendigkeiten konsequent ignoriert, unterstreicht die Herangehensweise von Boon, auch wenn ihm das Genre der Komödie dabei einige Freiheiten erlaubt.
Einige treffende Seitenhiebe auf die Konsumgesellschaft gelingen dennoch. So macht sich Tridan über ein Portal für Dating und Seitensprünge lustig, auf dem Benutzer mit der Wahl einer Obstsorte signalisieren, ob sie an schnellem Sex oder einer ernsthaften Beziehung interessiert sind. Alles verkommt zur Ware, und dem stellt Tristan dem ein Gegenmodell entgegen, das auf Rücksicht und Solidarität basiert. Etwas mehr böser Humor hätte „Voll das Leben“ allerdings gutgetan.
Dass sich Dany Boon auch leidlich auf das Texten und Vortragen von Liebeschansons versteht, beweist er in einer sehr lustigen Szene, in der er seine Gefühle dummerweise der falschen Person erklärt.