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Filmkritik
David (George Clooney) und Georgia (Julia Roberts) waren einmal glücklich verheiratet. Doch das ist lange her. Seit Jahren schon haben sie für den anderen nur noch Verachtung übrig. Immerhin haben sie eine hübsche, lebensfreudige Tochter, Lily (Kaitlyn Dever), die soeben ihr Jura-Diplom erhalten hat und Rechtsanwältin werden will. Doch dann verliebt sie sich während einer Reise nach Bali in den schmucken Gede (Maxime Bouttier), der als Seetang-Farmer arbeitet. Schon bald will das junge Paar heiraten. David und Georgia fallen aus allen Wolken. Ihre Tochter weit weg auf Bali, ohne vernünftigen Job, mit einem ausländischen Ehemann? Das kann doch nicht wahr sein!
Kurzentschlossen setzen sie sich – trotz ihrer Abneigung – gemeinsam in den Flieger, auf dem Weg ins Paradies. Ihr Plan: die Hochzeit ihrer Tochter gezielt zu torpedieren. Schließlich soll Lily nicht denselben Fehler machen, den sie selbst vor 25 Jahren begangen haben. Eines haben die gehässigen Eltern allerdings nicht bedacht: Während ihrer Sabotage-Akte kommen sie sich, trotz eines heiratswütigen Nebenbuhlers, allmählich wieder näher.
Kleine Intrigen und unspektakuläre Aktionen
Eine „Comedy of Remarriage“ peilt „Ticket ins Paradies“ also an, jenes Untergenre der Screwball-Komödie, das Leo McCarey 1937 mit „Die schreckliche Wahrheit“ erfand. Man weiß im Vorhinein um das glückliche Ende und kann sich darum auf den Weg dorthin konzentrieren, den McCarey mit köstlichen und originellen, manchmal absurden, manchmal schwindelerregenden Dialogen pflasterte. Regisseur Ol Parker hat diesem Vorbild aber nur wenig entgegenzusetzen. Nur selten blitzt gelungener Sprachwitz auf; der Film besitzt weder Schwung noch Originalität. Viel zu umständlich und unfilmisch setzt er seine kleinen Intrigen in Szene. Da klaut Georgia außerhalb des Bildes die Eheringe aus Lily Handtasche, David lässt unspektakulär ein Boot davontreiben, um so mit dem erzwungenen Aufenthalt auf einer entlegenen Insel die Hochzeit hinauszuzögern. Der Besuch eines mit einem Fluch belegten Tempels soll die Liebenden auseinanderbringen, hält aber nur einen unsichtbaren Schlangenbiss für Georgias Lover, einen französischen Piloten, bereit.
Statt auf kinetischen Slapstick verlässt sich die Inszenierung zu sehr auf Bali als Sehnsuchtsort (gedreht wurde allerdings in Australien), der mit kleinen Wasserfällen, einsamen Stränden und malerischen Sonnenuntergängen von der Kamera viel zu kitschig eingefangen wurde, von den netten Menschen, der fröhlichen Großfamilie und den liebenswerten, aber ungewohnten Bräuchen ganz abgesehen. Hier macht sogar das Arbeiten Spaß. Einmal steht Lily im Bikini im Meer, um den Seetang von der Wasseroberfläche abzuschöpfen. Wer will da noch Anwältin werden?
Lernen, loszulassen
Sicherlich geht es hier auch darum, Entscheidungen zu akzeptieren, sei es in Liebesdingen, sei es beim beruflichen Lebensweg. Besonders die Eltern müssen lernen, loszulassen, doch das ist, als Essenz dieses Films, eine höchst banale Erkenntnis. Als Lily ihrer Mutter vorhält, dass sie mit einem Franzosen ins Bett geht, wirkt diese Umkehrung der Vorwürfe seltsam aufgesetzt und deplatziert; die Figur der unbeschwerten jungen Frau erhält plötzlich einen hässlichen Kratzer.
Was bleibt, sind das schelmische Grinsen von George Clooney, das ihn berühmt machte, und das strahlende Lachen von Julia Roberts, mit dem sie die Zuschauer vor über 30 Jahren in „Pretty Woman“ verzauberte. Doch die charmante Hilflosigkeit von Cary Grant und die kratzbürstige Schlagfertigkeit von Irene Dunne – beide beharkten sich in „Die schreckliche Wahrheit“ auf so unnachahmliche Weise – können sie nicht ersetzen.