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Filmplakat von The Retaliators

The Retaliators

105 min | Action, Horror
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Ein aufrechter Pastor deckt eine dunkle und verdrehte Unterwelt auf, als er nach Antworten auf den brutalen Mord an seiner Tochter sucht.

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Filmkritik

Es dauert nicht lange, bis der Van, mit dem zwei junge Frauen das US-Hinterland erkunden, überrannt ist. Der Angriff auf die naiven, wehrlosen und auch sonst allen Genre-Stereotypen entsprechenden Frauen ist keine Überraschung. Die Angreifer hingegen schon. Sie sind, trotz aller optischen Anzeichen eben keine Zombies und damit nicht das nächste Horrorfilmklischee. Zunächst sind diese Menschen, die mordend durch das Hinterland ziehen, ein Hinweis darauf, dass „The Retaliators“ sich früher oder später zu einem Horrorfilm zuspitzt.

Das ist ein nicht allzu redundanter Hinweis, denn was auf den Prolog folgt, führt erst einmal weit weg von Blut und Eingeweiden. Pastor Bishop (Michael Lombardi) und seine Töchter kaufen einen Weihnachtsbaum. Der Vater, ganz Bilderbuch-Alleinerziehender, bewahrt gegenüber seiner zickigen Teenager-Tochter Sarah (Katie Kelly) den Humor und gegenüber dem aggressiven Nebenbuhler, der kurzerhand den Familienbaum klaut, die Fassung. Der Zwischenfall taugt dann aber zur tagesaktuellen Version des Bibelspruchs vom Hinhalten der anderen Wange, den Bishop stolz seiner begeisterten Gemeinde in der Predigt vorträgt.

Auge um Auge, Zahn und Zahn

Die eigentliche Moralpredigt, auf die „The Retaliators“ hinauswill, folgt auf den Gottesdienst. Sarah darf (endlich) eine Party besuchen. Mit dem Wagen des Vaters macht sie sich auf den Weg. Doch statt die Party zu erreichen, trifft sie auf den Soziopathen Ram Kady (Joseph Gatt), der mit einer Wagenladung Crystal Meth und einem halbtoten Gangrivalen im Kofferraum an der gleichen Tankstelle aufkreuzt. Die Pastorentochter wird die Party nie erreichen, der glatzköpfige Mörder das Paket nie abliefern und der trauernde Geistliche nie wieder seine Wange hinhalten.

Der Weg zum angedeuteten Horrorfilm führt dann über eine buchstäbliche Interpretation von „Auge um Auge“. Der ermittelnde Polizist Jed (Marc Menchaca) rekrutiert den Pastor für eine ebenso sadistische wie exzentrische Form der Vergeltung. Die um ihre Crystal-Meth-Lieferung geprellte Motorradgang (verkörpert von Mitgliedern der Metal-Band „Five Finger Death Punch“) begibt sich ihrerseits auf einen Rachefeldzug.

Die Umwege, die „The Retaliators“ einschlägt, lassen sich nicht als „Genre-Mix“ beschreiben. Denn es wird weniger gemischt als schlichtweg aufeinandergestapelt. Auf die Drama-Krimi-Schablone folgt der Rachethriller, auf den ein Scharmützel mit Biker-Gangs. Dazwischen schieben sich immer wieder Musikvideo-Sequenzen, in denen „Mötley Crüe“, „Papa Roach“, „Asking Alexandria“ und andere Bands zu hören sind, die bei der Produktionsfirma „Better Noise“ unter Vertrag stehen.

Ohne Zombies & ohne Bergpredigt

„The Retaliators“ ist ein greller, aber auch unentschlossener Film. Mal überstrahlen die Farben im Neo-1980er-Horror-Look, mal ist alles grün, mal bonbonfarben. Nach hohen „Production Values“ sieht ohnehin nichts im Film aus. Die Kleinstadt-Requisite ist ein bisschen zu kitschig; die Rockmusiker, die die Motorradgangs verkörpern, sind ein bisschen zu bemüht darum, einschüchternd zu wirken; der Plot ist nicht originell genug, der darin verpackte Gewissenskonflikt zu schematisch und die moralischen Untertöne sind deutlich zu phrasenhaft geraten.

Und doch schummelt sich der Film irgendwie durch und bleibt gut genug, um nicht auseinanderzubrechen. Er eskaliert dann mit der ihm eigenen naiven Aufrichtigkeit in ein blutiges Finale – ohne Zombies, ohne Bergpredigt.

Erschienen auf filmdienst.deThe RetaliatorsVon: Karsten Munt (13.8.2023)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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