- RegieEd Perkins
- Dauer104 Minuten
- GenreDokumentarfilm
- Cast
- AltersfreigabeFSK 12
- TMDb Rating6.7/10 (12) Stimmen
Vorstellungen
Leider gibt es keine Kinos.
Filmkritik
Es dürfte nicht allzu viele Filme geben, in denen so viel wie in „The Princess“ fotografiert wird. Ständig klicken auf der Tonspur die Kameras und man sieht, wie Fotografen sich in Stellung bringen, das Subjekt ihrer Begierde ablichten, mal aus der Nähe, mal mit lächerlich großen Objektiven aus der Ferne. Die Fotografen werden ebenfalls fotografiert und so selbst zum Gegenstand des Interesses – was man absurd finden kann, weil sich der Voyeurismus in einer eigentümlichen Verkehrung gegen die Voyeure wendet.
Sogar Aborigines trauerten um sie
Kein Mensch auf der Welt ist in so kurzer Zeit so oft fotografiert worden wie Lady Diana, Princess of Wales. Sie war ein Popstar, heißt es einmal, doch das trifft es nicht ganz. Wenn am Schluss von „The Princess“ sogar Aborigines in Australien um ihren Tod trauern, weiß man, dass sie Menschen auf der ganzen Welt berührt hat. Doch auch da ist ein Haken verborgen. Was bedeutet es für die britische Gesellschaft, dass sie ihr Interesse so sehr auf einen Menschen fokussierte? Der Film stellt diese Frage aus dem Off, ohne sie beantworten zu können. Das Verhältnis des Einzelnen zur Prominenz, aber auch zur britischen Monarchie bleibt ungeklärt.
Regisseur Ed Perkins hat seine Dokumentation über Lady Diana ausschließlich aus zeitgenössischem Ton- und Videomaterial von Nachrichtensendungen, Talkshows und Interviews mit Passanten montiert. Einen Kommentar, der die einzelnen Szenen erklären oder miteinander verbinden würde, gibt es nicht. Trotzdem entsteht eine Erzählung, die das öffentliche Leben von Lady Di nachzeichnet, beginnend mit Bekanntwerden ihrer Beziehung zu Prinz Charles bis zu ihrer Beerdigung im September 1997.
Aus dem Blickwinkel der Paparazzi
Als Zuschauer fühlt man sich stets ein wenig unwohl, wenn man mit den Fotoapparaten der Paparazzi oder den Kameras der Fernsehanstalten auf die Prinzessin schaut, so als hätte man ein Recht dazu. Das beginnt schon mit der Reporterin, die die junge Frau im Sommer 1980 auf dem Weg zur Arbeit über ihre Beziehung zu Prinz Charles ausfragen will und nur karge Antworten erntet. Beeindruckend auch die Massenszenen bei der Hochzeit des Paares 1981. Hier befindet sich ein ganzes Land in Hysterie und nimmt Anteil, auch später bei den Geburten der Söhne.
Mit dem Wissen um Lady Dianas Probleme im Könighaus und ihren frühen Tod ist dies natürlich keine Märchenhochzeit mehr, und das verleiht diesen Szenen eine melancholische Tragik. Bei gemeinsamen offiziellen Anlässen ist Lady Diana gefragter als Prinz Charles, was dem nicht recht sein konnte; missmutig trottet er neben ihr her, ohne Augenkontakt oder körperliche Berührung. Lady Diana hingegen gewinnt die Menschen mit ihrem Charme und ihrer Natürlichkeit, ihrem Interesse und ihrer Neugier. Sie redet mit jedem, vom kleinen Kind bis zum alten Mann, vom Krankenhaus-Patienten bis zum Zaungast bei Veranstaltungen. Einen Umgang, den sie nie gelernt hat und gleichwohl beherrscht.
Eine öffentliche Frau
Perkins hat dabei immer auch die Hysterie der Massen im Blick, die Lady Diana und ihre Gefühle förmlich aufzufressen drohen. Es folgen die Skandale um Seitensprünge und das Ende der Ehe, um ihren beruflichen Neuanfang und eine neue Liebe. Die Presse ist immer dabei, ohne Pardon, ohne Scham. „The Kiss“ ist eine Titelseite überschrieben, die Lady Diana und Dodi Al-Fayed von hinten in inniger Umarmung zeigen soll. Ein anderes emblematisches Bild deutet an, wie einsam die Prinzessin gewesen sein muss. Da sitzt sie, von hinten aufgenommen, allein auf einer Bank vor dem riesengroßen Taj Mahal, und niemand gesellt sich zu ihr.
Der von einigen erhobene Vorwurf, dass „The Princess“ vom Voyeurismus und der Sensationsgier der Regenbogenpresse profitiere, weil ohne deren Fotos und Filme dieser Film nicht möglich gewesen wäre, zielt ins Leere. Erst durch die Ausschließlichkeit dieser Szenen und ihre Häufung entsteht das Bild einer öffentlichen Frau, die sogar ihr Privatleben nach außen kehren musste. Man hätte nicht in ihrer Haut stecken wollen.