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Filmplakat von The Persian Version

The Persian Version

107 min | Drama, Komödie, Lovestory | FSK 12
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Als eine große iranisch-amerikanische Familie zusammenkommt, wird ein Familiengeheimnis aufgedeckt, das die entfremdete Mutter Shireen (Niousha Noor) und Tochter Leila (Layla Mohammadi) in die Vergangenheit katapultiert, in der sie entdecken, dass sie sich ähnlicher sind, als sie dachten. Denn Leila führt quasi ein Doppelleben und versucht sich so gut wie möglich an die beiden Welten, in denen sie lebt, anzupassen. Denn jede dieser Welten stellt Anforderungen an die junge Frau, denen sie unbedingt gerecht werden will. Auf der einen Seite ihre konservative Familie, auf der anderen ihre liberalen Freunde und ein Mann, den ihre Eltern ganz bestimmt nie für sie ausgewählt hätten. Als die ganze Familie wegen der Herztransplantation ihres Vaters zusammenkommt, droht ihr geheimes Privatleben aufzufliegen. Und so kommt es dann auch allerdings anders, als sie erwartet hatte.

Vorstellungen

Luxor Filmpalast
Impexstraße 1
69190 Walldorf (Baden)

Filmkritik

Es ist ein Bild, das man so schnell nicht vergisst. Eine junge Frau mit einem Burkini läuft durch die Straßen Manhattans zu einer Halloween-Party. Gesicht und Oberkörper der Frau sind durch eine Burka verdeckt, doch unten trägt sie nur eine Bikini-Hose. Das dürfte nicht ganz im Sinne der Vollverschleierung sein; die Funktion einer Burka wird hier ad absurdum geführt. Doch der Ton von „The Persian Version“ ist damit treffend gesetzt. Es geht um iranisch-US-amerikanische Befindlichkeiten, um Ausgelassenheit, aber auch um Widersprüche und Rebellion.

Die junge Frau im Burkini heißt Leila und wird von Layla Mohammadi umwerfend gespielt. Sie ist die Tochter iranisch-US-amerikanischer Immigranten, das einzige Mädchen unter acht Brüdern. Damit geht ein großer Berg an familiären Erwartungen und Druck einher, wie sich eine junge Iranerin in den USA zu verhalten habe.

Vertraue mir!

Unvermittelt steht die Handlung still, so als ob jemand auf die Pausentaste gedrückt hätte. Leila spricht das Publikum direkt an und durchbricht so auf etwas neckische Weise die vierte Wand. Sie erklärt ihren Zwiespalt. „Trust me on this“, bestätigt sie das Gesagte, ein kleiner Hinweis darauf, dass sie vielleicht keine zuverlässige Erzählerin ist. In einem kurzen Abriss sieht man, wie sehr der Iran vor der Revolution durch die US-Kultur beeinflusst war. Bilder des Schahs und seiner Familie sowie Szenen aus Hollywood-Filmen beweisen das. Plötzlich bricht der Film in Tanz aus; man scheint sich in einem Musical zu befinden. Ein Stilmittel, das der Film zwar nicht durchgehend nutzt, das hier aber für unbeschwerte Lebensfreude steht. Und ein großes Bedauern: Das Verhältnis zwischen dem Iran und den USA war schon mal besser!

Jetzt muss sich Leila mit verschiedenen Kulturen und Lebensentwürfen auseinandersetzen. Trotzdem will sie einmal Filmregisseurin werden. Allerdings ist sie auch noch schwanger, weil sie sich auf der Halloween-Party mit einer Drag-Queen eingelassen hat. Damit nicht genug: Ihr Vater ist schwer krank und muss sich einer Herzoperation unterziehen. Mit ihrer Mutter Shirin (Niousha Noor) verbindet sie eine mehr als gestörte Beziehung. Der Grund: Leila ist lesbisch und wurde an Thanksgiving mit ihrer Partnerin von Shirin einfach vor die Tür gesetzt. „She is old world, I am new world“, sagt Leila einmal. Bis sie von ihrer Großmutter erfährt, warum Shirin und ihr Mann den Iran verlassen mussten.

Von da an schlägt der Film eine andere Richtung ein. In einer Parallelhandlung zeigt Regisseurin Maryam Keshavarz, wie Shirin in den 1980er-Jahren als Immobilienmaklerin erfolgreich war und gleichzeitig Leila und ihre vielen Brüder aufzieht. Gelegentlich geht der Film noch weiter zurück, um Shirin als junge verheiratete Frau im Iran der 1960er-Jahre zu zeigen. Nicht nur Leila, sondern auch ihre Mutter steht damit im Fokus. Beider persönliche Erfahrungen sind auf magische Weise miteinander verknüpft und bedingen einander.

So unbekümmert wie rasant

Sensibel und aufmerksam konstatiert die Inszenierung die Kluft zwischen den Generationen, aber auch die Widerstände, gegen die beide Frauen in unterschiedlichen Zeiten kämpfen müssen. Damit wechselt auch die erzählerische Haltung des Films. War er mit seinem frenetischen Ungestüm bis dahin überaus komisch und scharfsinnig, schleichen sich nun nachdenklichere Töne ein, ohne dass sich an der Ungezügeltheit der Erzählung etwas ändern würde. Wunderbar ist beispielsweise eine Szenenfolge, in der Shirin in wechselnden Kleidern ihr Büro verlässt und ihre Haare im Wind wehen, um ihr machtvolles Auftreten als Maklerin zu verdeutlichen.

Die Unbekümmertheit und der Mut von Maryam Keshavarz prägen den Film auf unverwechselbare Art, sowohl in seiner stilistischen Originalität wie auch in seiner mitreißenden Wucht. Lebensfrohe Farben, rhythmusbetonte Musik, bissige Dialoge und rasante Szenenfolgen wechseln mit dem frechen „Anhalten“ der Handlung, um der Hauptfigur Zeit für weitere Erklärungen zu geben. Keshavarz bricht zahlreiche Regeln des Filmemachens und behält trotzdem die Kontrolle über die Stimmung des Films.

Hommage auf die iranischen Frauen

Am Schluss wird auch das Geheimnis des Filmtitels gelüftet, in dem es um die persische Version eines berühmten 1980er-Jahre-Songs geht, zu dem ausgelassen und lebensfreudig getanzt wird. Quasi als Hommage auf alle iranischen Frauen. Ein ungewöhnlicher Film, ebenso unterhaltsam wie bewegend.

Erschienen auf filmdienst.deThe Persian VersionVon: Michael Ranze (30.11.2024)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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