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Filmplakat von The Marvels

The Marvels

105 min | Action | FSK 12
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Carol Danvers, auch bekannt als Captain Marvel, hat ihre Identität von den tyrannischen Kree zurückerlangt und Rache an der Obersten Intelligenz genommen. Doch ungewollt übernimmt sie die Verantwortung für die Stabilität eines instabilen Universums. Ein mysteriöses Wurmloch, das mit einem Kree-Revoluzzer in Verbindung steht, tritt auf den Plan, und plötzlich verschmelzen Carols Kräfte mit denen von Superfan Kamala Khan aus Jersey City, auch als Ms. Marvel bekannt, sowie mit ihrer entfremdeten Nichte, der Astronautin Captain Monica Rambeau von S.A.B.E.R. Diese ungewöhnliche Gruppe muss sich zusammenschließen und lernen, zusammenzuarbeiten, denn nur als "The Marvels" können sie das Universum retten!
  • RegieNia DaCosta
  • ProduktionsländerVereinigte Staaten
  • Produktionsjahr2023
  • Dauer105 Minuten
  • GenreAction
  • AltersfreigabeFSK 12
  • IMDb Rating6.0/10 (52) Stimmen

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Filmkritik

Captain Marvel (Brie Larson) warnt ihre neuen Kolleginnen Kamala Khan (Iman Vellani) und Monica Rambeau (Teyonah Parris) erst in der letzten Sekunde. Auf dem Planeten Aladna sei sie eine Berühmtheit. Sie sollen sich also nicht über den Empfang wundern, der ihnen gleich bereitet werde. Die junge Kamala winkt ab, denn unter ihrem Superheldinnen-Pseudonym ist Carol Danvers ja schließlich im ganzen Universum ein Star. Sie selbst weiß das am besten, denn Kamala ist „Avengers“-Superfan und immer noch auf Wolke Sieben, weil sie eine Mission mit ihrem großen Idol bestreiten darf. Bisher hat die 16-Jährige ihr Fandom nur in selbst gezeichneten Comic Strips verewigt und sich als Ms. Marvel an die Seite der Heldin geträumt. In der Mini-Serie „Ms. Marvel“ (2022) entdeckte Kamala dann jedoch ihre eigenen Superkräfte, ohne dass sich an ihrem Teenager-Leben dadurch bislang viel geändert: Hausaufgaben, nörgelnde Mutter, gutmütiger Vater.

Mitten hinein ins Marvel Cinematic Universe

Aus diesem Nebenschauplatz in einer Reihenhaussiedlung von New Jersey wurde Kamala nun mit einem Schlag in das Marvel Cinematic Universe katapultiert, in dem die einstige Kampfpilotin Carol Danvers alias Captain Marvel regelmäßig intergalaktische Konflikte bestehen muss. Danvers, ihre Nichte Monica und Kamala werden zu Beginn des Films regelrecht zusammengeworfen, als eine Störung im Raum-Zeit-Kontinuum die Superkräfte der drei Frauen miteinander vernetzt. Immer dann, wenn sie gleichzeitig ihre Kräfte anwenden, tauschen sie durch Teleportation ihren Aufenthaltsort: Danvers steht plötzlich in Kamalas Zimmer und blickt auf Wände voller „Avengers“-Poster, Kamala schwebt anstelle von Monica als Astronautin im Weltall, und diese findet sich inmitten eines Captain-Marvel-Einsatzes wieder.

Danvers Identitätsverwirrung aus „Captain Marvel“ hat sich damit also auf ihre Superkräfte übertragen, wenn man so will. Im Vorgängerfilm musste sie die Erinnerungen an ihre Vergangenheit wiederfinden – und somit ihre Identität: Das außerirdische Volk der Kree hatte sie nach einem Unfall mit einem experimentellen Flugzeug von der Erde gekidnappt, ihre Erinnerungen gelöscht und sie zu einer Superwaffe ausgebildet, um das Universum zu erobern – alles angeleitet von einer KI, die das Volk Jahrhunderte lang regiert hatte.

Doch Danvers emanzipierte sich von ihren Kidnappern und zerstörte schließlich die KI. Was für sie ein persönlicher und zugleich altruistischer Akt der Befreiung war, ist für die Kree jedoch eine lebensbedrohliche Katastrophe. Ihr Planet Hala ist dadurch nahezu unbewohnbar geworden; alles Wasser ist verdampft, die Sonne beinahe erloschen und die Atmosphäre zerstört. Captain Marvel gilt hier als Superschurkin „The Annihilator“, als Vernichterin. Sie muss erkennen, dass selbst Superheldinnen fehlbar sind und sich nun dem Hass der Kree stellen.

Teamgeist & Empathie

Diese Reise muss sie jetzt aber nicht allein antreten. Anders als im sonst meist männlich und militärisch geprägten Marvel-Universum macht Regisseurin Nia DaCosta die Heldinnenreise von Captain Marvel zu einer Frage des Teamgeists, der zwar auf den spezifischen Superkräften der drei Frauen basiert, aber hauptsächlich von ihrer Empathie zehrt. Die 34-jähirge Nia DaCosta ist die bisher jüngste Regisseurin und zudem die erste afroamerikanische Frau, die einen Marvel-Film verantwortet; sie schrieb das Drehbuch und führte auch die Regie. 2021 machte sie mit dem Film „Candyman“ auf sich aufmerksam und deutete den Horrorklassiker zur Tragödie zwischen Körperhorror und Psychodrama um.

Die Frauen-Truppe wird also zur Wahlfamilie auf Probe, die im wahrsten Sinne des Wortes aus einem Kräftemessen ein Kräftegleichgewicht machen muss, um die unkontrollierten Teleportationen in den Griff zu bekommen. Was zunächst für totales Chaos sorgt, wird schnell zur gemeinsamen Superpower der Frauen. Ihre Trainingssequenzen bestehen nicht aus Kampfsportübungen, sondern aus akrobatischen Koordinationsspielen mit Teleportations-Ringelreihen. Wenn sie im Kampf mit den Kree gezielt ihre Plätze tauschen sollen, ist Teamwork Trumpf.

Dieses Zusammenspiel greift auf den gesamten Film über. DaCosta spielt ihr Gespür für Genres aus, was ein großes Plus ist, denn Marvel-Produktionen verfügen oft dann über Glanzmomente, wenn sie sich auf ein Genre besinnen: „Shang-Chi“ (2021) etwa auf die Wurzeln im Wu-Xia-Film, oder die Serie „WandaVision“ (2021) auf die gesamte Geschichte der Sitcom.

DaCosta stülpt „The Marvels“ allerdings kein eigenes Genre über, sondern umarmt vielmehr Kamalas Fandom als Grundidee für den Film – allerdings nicht ohne Selbstironie. Natürlich wird der Empfang auf dem Planeten Aladna, den Danvers zunächst herunterspielt, zum Ereignis. Die Muttersprache der Einwohner ist nämlich, nun ja: Musical – jede Konversation ist eine Show-Einlage aus Gesang und Tanz. Lediglich der regierende Prinz Yan ist zweisprachig und kann sich auch ohne Singsang unterhalten. Und selbst Superfan Kamala traut ihren Augen kaum, als Danvers plötzlich im Prinzessinnenkleid vor ihr steht und mit dem in Regenbogenfarben gewandeten Prinzen tanzt, um einen Deal auszuhandeln.

Gegen den Strich gebürstet

DaCosta deutet hier ganz nebenbei die klassischen Disney-Prinzessinnen zu selbstbestimmten Heldinnen um und nimmt obendrein das Mutterschiff der Marvel Studios aufs Korn. Dabei läuft sich die Inszenierung mit diesem absurden Einstieg erst warm und legt in immer kürzeren Intervallen nach. Mit der Musical-Einlage hat DaCosta den selbstironischen Ton vorgegeben und setzt in gleicher Manier einer Nebenfigur aus „Captain Marvel“ ein popkulturelles Denkmal: Goose, die süße und doch außerirdische Hauskatze mit dem Tentakel-Schlund, in dem Feinde ebenso verschwinden wie die Inneneinrichtung von Raumschiffen, bekommt im Hauptquartier der Superheldenorganisation S.H.I.E.L.D. einen ganzen Wurf an Kätzchen. In einer sensationell chaotischen Evakuierungsszene laufen die flauschigen Tierchen zum Musical-Hit „Memory“ aus „Cats“ zu Höchstform auf. „The Marvels“ wird darüber zu einem erfrischend absurden, höchst vergnüglichen Abstecher ins Universum von Cat Content, TikTok-Tanzvideos und Disney-Prinzessinnen.

Erschienen auf filmdienst.deThe MarvelsVon: Sofia Glasl (9.11.2023)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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