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Filmplakat von The Last Duel

The Last Duel

152 min | Drama, Action, Historie | FSK 16
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Als die schöne Marguerite de Carrouges, die Ehefrau des Ritters Jean de Carrouges, den Knappen Jacques Le Gris beschuldigt, sie vergewaltigt zu haben, trägt ihr Mann den Vorwurf König Charles dem Sechsten vor. Der König entscheidet, dass ein Duell der einzige Weg ist, um den Streit der Männer zu schlichten. Der Kampf wird das letzte legale Duell in der Geschichte Frankreichs...

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Filmkritik

Schon einmal widmete sich Ridley Scott dem sinnentleerten Ritual des Duells. In seinem Debütfilm „Die Duellisten“ (1977) nach einer Geschichte von Joseph Conrad bekämpfen sich zwei Männer in einer obsessiven Serie von Schwertkämpfen über 30 Jahre hinweg, wobei es um militärische Disziplin und persönliche Ehre, Sturheit und Unrechtsbewusstsein ging. In seinem jüngsten Film „The Last Duel“ kommt ein weiterer Aspekt hinzu: Der Zweikampf dient der Wahrheitsfindung. Wer gewinnt, hat Recht.

Aussage steht gegen Aussage

Als „The Last Duel“ nach einem kurzen Prolog beginnt, sind Jean de Carrouges (Matt Damon mit hässlicher Vokuhila-Frisur und unvorteilhaftem Ziegenbart) und Jacques LeGris (Adam Driver mit wallender Lockenmähne) noch Freunde. Der Film spielt in Frankreich um das Jahr 1380. Carrouges ist ein angesehener Ritter, bekannt für seine Tapferkeit und sein Geschick. Allerdings ist er auch ein sturer Klotz, der auf dem Schlachtfeld Befehle missachtet und es gegenüber dem Herzog Pierre d’Alençon (Ben Affleck) an Demut fehlen lässt. LeGris hingegen ist ein normannischer Junker, attraktiv, charmant, eloquent, belesen.

Mit seinen buchhalterischen Fähigkeiten und seinem skrupellosen Vorgehen gegenüber Schuldnern rettet er d’Alençon vor dem Ruin. Das führt dazu, dass d’Alençon den versprochenen Adelstitel und das versprochene Stück Land nicht Carrouges, sondern LeGris gibt. Verärgert und verletzt zieht Carrouges gegen beide Männer vor Gericht. Aus Freunden sind Rivalen geworden. Nach einer Reise nach Paris im Jahr 1386 muss Carrouges überdies erfahren, dass LeGris seine wunderschöne Frau Marguerite de Thibouville (Jodie Comer) vergewaltigt hat. Der Fall geht vor Gericht. Doch Aussage steht gegen Aussage.

Drei Figuren, drei Perspektiven

Die Handlung wird in drei Teilen aufgefächert, jeder reflektiert die Ereignisse aus der Perspektive der einzelnen Charaktere: des Mannes, des Vergewaltigers und der Frau. Das führt zu kleinen Verschiebungen und Nuancen im Geschehen, die erst am Schluss ein Gesamtbild ergeben. Geschrieben wurden die einzelnen Episoden von Matt Damon, Ben Affleck und Nicole Holofcener. Doch anders als in Akira Kurosawas Meisterwerk „Rashomon“ geht es den Autoren wie dem Regisseur nicht so sehr um die Wahrheit, ihren Wert oder vielleicht die Unmöglichkeit, sie zu erkennen, sondern um die Konfrontation von männlicher und weiblicher Perspektive.

Während die erste Episode mit Carrouges einen Mann in den Mittelpunkt stellt, der sich mit seiner verletzten Ehre und seinem Unrechtsbewusstsein selbst im Weg steht, legt es LeGris im zweiten Teil primär darauf an, seine Gewalttat zu vertuschen oder sie als Kavaliersdelikt abzuwerten. Am wichtigsten und spannendsten ist darum die Sicht der Frau, der Gewalt angetan wurde. Sie muss in einer feudalen, ausschließlich von Männern bestimmten Gesellschaft um Gerechtigkeit kämpfen. Die Inszenierung ist dabei eindeutig auf Seiten der Frau – ihre Episode ist mit „Die Wahrheit“ überschrieben. Allerdings ist die Gerichtsverhandlung eine Farce. Marguerite wird mit Vorurteilen attackiert, die Vergewaltigung provoziert zu haben, und soll mit medizinischen Fehldiagnosen („Von einer Vergewaltigung wird man nicht schwanger!“) zum Schweigen gebracht werden.

Eine Art mittelalterliches „MeToo“

Daraus entsteht so etwas wie ein mittelalterliches „MeToo“, in dem die Frau, unterstützt von ihrem Mann, ein Sexualdelikt öffentlich anklagt – zu jener Zeit nicht selbstverständlich. Doch weil sich vor Gericht die Wahrheit nicht finden lässt, kommt es – in dem absurden Aberglauben, dass der Verlierer, quasi als „Gottesurteil“, seine Strafe verdient habe – zum titelgebenden Duell.

Abgesehen von diesem Themenkomplex hat Ridley Scott ähnlich wie „Robin Hood“ oder „Königreich der Himmel“ ein grandioses Ritterspektakel inszeniert, in dem sich im Nebel große Heere gegenüberstehen. Schwerter klirren, die Pfeile schwirren, Lanzen bersten und die Toten liegen im Schlamm. Das finale Duell ist in seiner Unmittelbarkeit rau und brachial; von der Eleganz der „Duellisten“ ist hier nichts mehr übrig. Zu töten und zu überleben ist anstrengend und eine Sache der Männer. Doch das letzte Bild des Films gehört der Frau. Sie hat ihren Frieden gefunden.

Erschienen auf filmdienst.deThe Last DuelVon: Michael Ranze (17.7.2024)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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