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Filmplakat von The Curse of Rosalie

The Curse of Rosalie

114 min | Thriller, Horror, Mystery
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In der Hoffnung, ihrer Vergangenheit zu entfliehen, ziehen Daniel (Will Klipstine) und Theresa Snyder (Amanda MacDonald) mit ihrer problembelasteten Tochter Rosalie (Madeleine McGraw) in eine malerische Stadt im Mittleren Westen, doch das Böse, das sie hinter sich lassen wollten, verfolgt sie. Als die Einheimischen zu sterben beginnen, wenden sich die Snyders an einen indianischen Seher und entdecken eine Legende, die den Schlüssel zur Rettung ihrer Familie oder den Weg zu einem grausamen Ende für sie und alles, was ihnen lieb ist, darstellen könnte.

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Filmkritik

Monique (Gabby Beans) hat sich mit ihrem Vater Lyle (Myles Walker) und Bruder Ronald (Ray Anthony Thomas) in die Isolation begeben. Die Corona-Pandemie hat die Welt im Griff; die Angst vor der Ansteckung geht um. Da erreicht die junge Frau der Hilferuf ihrer alten Freundin Mavis (Emily Davis), die in New York in einer schäbigen Wohnung von heftigen Albträumen geplagt den Verstand zu verlieren droht. Eine dunkle Gestalt mit einer Vogelmaske, wie sie einst die Ärzte während der Pestepidemien trugen, entsteigt den Traumwelten – so lautet zumindest die Erzählung der panischen Frau.

Glaubt Monique, die sich im Zug einer schweren Depression beinahe selbst das Leben genommen hat, zunächst an eine existenzielle Krise, muss sie alsbald feststellen, dass auch ihre Träume zu einem Abgrund werden, der sie zu verschlingen droht. Eine Expertin für Dämonen klärt die Frauen schließlich auf: Es handelt sich um den „Harbinger“, ein Wesen, das in Phasen der Einsamkeit und Isolation in die Leben der Menschen eindringt, um sie buchstäblich auszulöschen und aus der Erinnerung aller Freunde und Angehörigen zu tilgen. Mit aller Kraft stemmen sich die Freundinnen gegen das Vergessen-Werden. Doch der Schnabeldoktor ist ein allzu listiger Geselle, der nicht so leicht von den Seelen seiner Opfer lassen möchte.

Eine Erzähl-Prämisse mit Potenzial

Die Prämisse dieses Indie-Horrorfilms hat Potenzial: Die Covid-Pandemie ist nicht nur Beiwerk der Filmerzählung, etwa durch Masken und Erwähnungen in Dialogen, sondern das Virus und seine Auswirkungen auf das gesellschaftlich-soziale Miteinander werden selbst als Narrativ benutzt. Was, wenn Isolation und die daraus resultierende Einsamkeit das Tor für eine noch größere Gefahr öffnen? Regisseur und Autor Andy Mitton lässt das durch die erzwungene Separation drohende Vergessen der Anderen, ja des geteilten Lebens selbst, bedrohlich-monströse Gestalt annehmen. Die Figur mit der an die Pest gemahnenden Schnabelmaske, deren dunkle Erscheinung ohnehin eine unheimliche Erinnerung an die Verletzlichkeit der Menschen ist, wird zur Metapher für eine neue Art der Pest.

Doch ist es eben nicht das todbringende Virus, von dem die alleinige Gefahr ausgeht: Es ist unsere Reaktion auf die Pandemie. Indem wir auf die Vulnerabilität mit Rückzug reagieren, beginnt sich der Dämon des Vergessens auszubreiten. Dieser – ein alter Hut des Horrorkinos – lebt von der Angst, ernährt sich von der Panik, die er durch die Träume injiziert. Stephen Kings diabolischer Clown Pennywise aus „ES“ oder Freddy Krueger aus Wes Cravens Klassiker „Nightmare on Elm Street“ hinterlassen ihre popkulturelle Visitenkarte. In der Verbindung aus realer Krise und Horror hätte jedoch durchaus eine eigenständige und kraftvolle Parabel entstehen können.

Das Grauen wirkt zufällig

Andy Mitton aber will es nicht gelingen, eine packende und kohärente Geschichte aus seiner Idee zu entwickeln. Gut, die Angst ist ansteckend, wie es auch das Virus ist. Allzu naheliegend und generisch sind allerdings die daraus abgeleiteten Schreckensszenarien: das unheimliche Kind, das Verwischen von Einbildung und Realität. Wie so häufig in jenen Horrorfilmen, die sich der Traumlogik bedienen, wirkt das Grauen zufällig, improvisiert und den allzu alltäglichen Fantasien entnommen. Als David Lynch in seinem unheimlichsten Film, dem „Twin Peaks“-Prequel „Fire Walk With Me, seine surrealen Tableaus entfaltete, wohnte selbst den seltsamsten Bildern eine innere Notwendigkeit inne; jede Kameraeinstellung ähnelte einem Pinselstrich in einem komplexen Ölgemälde, der selbst den wildesten Assoziationen eine zwingende Qualität verleiht. In „The Harbinger“ indessen könnte alles immer auch anders sein. In der Folge stellt sich Langweile ein. Auch, weil die sozialen Dimensionen des dämonischen „Harbinger“ letztlich eine reine Behauptung bleiben. Hat dieser seine Opfer zermürbt, löscht er alle Spuren, so als hätte die Person niemals existiert.

Lediglich auf Fotos bleiben die Körper zurück, wie phantomhafte Spuren, die auf ein nie gelebtes Leben verweisen: Die Erinnerung hält das soziale Gewebe; wenn sie schwindet, droht der freie Fall. Wenn Mavis auf eine alte Aufnahme stößt, in der ein fremder Mann mit verliebtem Blick in die Kamera lächelt, ahnt man etwas von tiefem Schmerz und Schrecken.

Die Furcht vorm Vergessenwerden

Darin hätte womöglich die thematische Verbindung zwischen Pest, Covid und der Furcht vorm Vergessen(-werden) als existenzielle Urangst liegen können. Dann nämlich, wenn wir wie aus einem Traum erwachen, wenn die Masken nicht mehr nötig sind und alle aus dem Lockdown in den Alltag treten, werden wir vergessen haben. Von diesem Film jedoch wird auch wenig im Gedächtnis bleiben – er löst sich buchstäblich vor unseren Augen auf, wenn das Finale den erwarteten Twist ausspielt.

Erschienen auf filmdienst.deThe Curse of RosalieVon: Sebastian Seidler (27.5.2024)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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