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Filmplakat von The Gate - Ein Leben lang im Krieg

The Gate - Ein Leben lang im Krieg

87 min | Dokumentarfilm | FSK 12
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In der abgeschiedenen Wüste von Utah liegt die geheime militärische Testanlage Dugway, wo die US-Armee zukünftige Kriegstechnologien, einschließlich Atom-, chemischen und biologischen Waffen, testet. Verschiedene Personen, darunter ein traumatisierter Soldat, ein Militärseelsorger, ein Hiroshima-Überlebender und ein Vater auf der Suche nach seinem vermissten Sohn, begegnen sich dort. Trotz ihres Stolzes auf den American Way of Life sind sie alle von den Schrecken des Krieges gezeichnet. Der Krieg hat sich tief in die Seelen der Menschen und das kollektive Gedächtnis der USA eingebrannt, einem Land mit den weltweit höchsten Militärausgaben seit Jahrzehnten.
Der bildgewaltige Film nähert sich seinen Protagonisten vorurteilsfrei und zeigt, wie sie sich in einem Gesellschaftssystem bewegen, das Gewaltanwendung als Freiheitsrecht betrachtet. Was bedeutet es, wenn Waffen und die damit verbundenen Rituale zur Stärkung des familiären Zusammenhalts genutzt werden? Wenn Schießübungen als Bindungsmaßnahme zwischen Vätern und Söhnen dienen? Und wenn über allem die Angst schwebt und täglich tiefer ins Leben einsickert, unbeeindruckt von der alltäglichen Aufrüstung?

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Filmkritik

Die ersten Bilder des Dokumentarfilms „The Gate“ gemahnen an das Genre des Westerns. Über die weite Ebene mit dem Bergmassiv im Hintergrund könnte auch eine Postkutsche auf ihrem Weg zur nächsten Siedlung rollen. Doch die Wüste im Südwesten von Salt Lake City im Bundesstaat Utah hat schon lange ihre Unschuld verloren. Denn hier befindet sich der berüchtigte Dugway Proving Ground, wo das US-Militär seit 1942 biologische und chemische Waffen testet und Spezialeinheiten ausbildet. Mit diesem Ort sind mehrere Menschen, die auf ihre je eigene Weise bittere Erfahrungen mit dem Krieg gemacht haben, auf untrennbare Weise verbunden.

Vernarbte Seelen

Immer wieder ist in „The Gate“ zu hören, dass niemand wisse, was in Dugway wirklich passiert. Man weiß davon, dass hier chemische und biologische Waffen getestet und Soldaten für den Ernstfall ausgebildet werden. Doch über die Details herrscht Ungewissheit. Dugway ist geheimnisvoll, im unguten Sinne.

Ein Mann namens Kevin will die Wahrheit hinter dem Verschwinden seines Sohnes Joseph herausfinden. Joseph war in Dugway als Soldat stationiert und verschwand eines Tages spurlos. Was genau passiert ist, wurde möglicherweise verschleiert. Hilfe findet Kevin in dem ehemaligen Sergeant Shane Whitney und dessen Ehefrau. Whitney war 18 Monate in Dugway stationiert. Diese Zeit bezeichnet er als das Schlimmste, was er je durchgemacht hat, obwohl er auch im Kriegseinsatz in Afghanistan war. Seitdem arbeitet er an seinen Traumatisierungen. Der Veteranenverband hat ihm einen Seelsorgehund zur Verfügung gestellt.

Ein toter Hirsch am Straßenrand

Diese beiden Handlungsstränge überschneiden sich, berühren sich aber nicht mit den anderen Strängen um einen japanischen Einwanderer, der die Hiroshima-Bombe überlebte und noch immer um ein Verständnis dieses entsetzlichen Ereignisses ringt. Und dem eines Vaters, dessen Sohn keinen größeren Wunsch kennt, als seinem Land als Soldat zu dienen, auch wenn er damit sein Leben riskiert.

Immer wieder fängt „The Gate“ die Weite der erhabenen, aber auch unwirtlichen Wüstenlandschaft mit langen Kameraschwenks ein. Kleine Herden von Wildpferden und Rindern verweisen auf die Pionierzeit. Zugleich durchzieht das Wissen, dass sich hier jetzt eine geheime Militärstation befindet, den Film und die Bilder. Diese sind so gewählt, dass es nicht nur um das Leben der Menschen, sondern auch um das anderer Lebewesen geht, die hier existieren. Etwa der Wapiti im Wald. Ein lebloser Hirsch am Straßenrand macht klar, dass auch das Auto eine lebensgefährliche Waffe sein kann.

Die dunkle Seite des Fortschritts

Wenn von einer „geopferten Zone“ die Rede ist, stellt sich die Frage, wofür ein solches Opfer erbracht wird. Der menschliche Fortschritt hinterlässt überall Spuren des Verderbens. Die Weite der Landschaft wird in „The Gate“ kontinuierlich mit der Enge der Moderne konterkariert, damit, dass das Land von Menschen funktionalisiert und ausgebeutet wird.

Wie schon in „Dark Eden“ über Fort McMurray in Kanada, wo die Ölsand-Industrie die Umwelt gefährdet, erzählen Jasmin Herold und Michael David Beamish auch hier Geschichten über Menschen im Anthropozän, das mit der Atombombe begann. Wie unter einem Brennglas wird sichtbar, wie die Menschheit die Erde mit den Schattenseiten des Fortschritts kontaminiert.

Alle Protagonisten in „The Gate“ haben eine Mission: mit der Bombe, mit dem Krieg, mit einem ominösen militärischen Testgelände zu leben. Trotz allen Schmerzes, trotz aller Angst und Ungewissheiten gestalten sie ihre Existenz im Rahmen ihrer Möglichkeiten und ihren Überzeugungen. Allerdings stellen sie die Überzeugung, ihrem Land als Soldat dienen zu müssen, nicht wirklich in Frage. Waffen zu besitzen und zu wissen, wie man sie einsetzt, bleibt ein selbstverständlicher Teil ihres Lebens. Der ohne Einschränkungen auch an ihre Kinder weitergegeben wird.

Erschienen auf filmdienst.deThe Gate - Ein Leben lang im KriegVon: Thomas Klein (21.6.2024)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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