- RegieAndy Muschietti
- ProduktionsländerVereinigte Staaten
- Produktionsjahr2023
- Dauer144 Minuten
- GenreAbenteuerScience FictionAction
- AltersfreigabeFSK 12
- TMDb Rating6.9/10 (1441) Stimmen
Cast
Vorstellungen
Leider gibt es keine Kinos.
Filmkritik
Mit einem letzten Kraftakt will das DC-Extended-Universe dort enden, wo es vor zehn Jahren begann: im Finale von „Man of Steel“ (2013). Zu fetziger Rockmusik fliegen ein alter Batman (Michael Keaton), zwei Ausgaben von Flash (Ezra Miller) und ein leicht depressives Supergirl (Sasha Calle) einer finalen Actionszene entgegen, die nur dann Sinn ergibt, wenn bereits vor Filmbeginn ein gewisser Bezug zu allen Figuren und Erzählsträngen besteht. Doch ausgerechnet hier, in diesem völlig überladenen Referenzfeuerwerk, findet der Film plötzlich jenen Funken, den er braucht, um alle seine gegenläufigen Ideen zusammenzuführen. Es gibt dramatische Momente, schwere Entscheidungen und echte Konsequenzen. Sogar ein ruhiger Augenblick, der eine ungewohnt ironielose Emotionalität erzeugt, findet hier seinen Platz.
Das doppelte Flashchen
Kann es sein, dass „The Flash“, entgegen allen Erwartungen ein cleverer Film ist? Um diese Frage zu beantworten, muss kurz zurückgespult werden. Barry Allen (Ezra Miller) ist ein etwas seltsamer, quirliger junger Mann, der durch einen Laborunfall ziemlich schnell rennen kann und aufgrund seines beschleunigten Stoffwechsels ständig essen muss. Bisher war seine Rolle im DC-Kosmos die einer amüsanten Nebenfigur, an der die seriöseren Superhelden ihre Ernsthaftigkeit abarbeiten konnten. Doch auch Barry hat eine tragische Geschichte, denn als Jugendlicher musste er miterleben, wie seine Mutter ermordet wurde und sein Vater – vermutlich zu Unrecht – dafür ins Gefängnis wanderte. In einem emotionalen Moment rennt Barry derart schnell vor seinen Problemen davon, dass er Raum und Zeit sprengt und die Gelegenheit erkennt, seine Vergangenheit so hinzubiegen, dass es ein Happy End für seine Familie gibt.
Als er durch einen Unfall in einer alternativen Realität landet, in der zwar Superschurken, aber keine Superhelden existieren, macht er es sich zur Aufgabe, ein Team aus allen Helden, die er auftreiben kann, zusammenzustellen und die Welt zu retten. Doch bevor er damit beginnen kann, trifft er auf eine jüngere Version seiner selbst, die durch ein glückliches Leben in trauter Familienidylle ein unbekümmerter Taugenichts geworden ist. Für kurze Zeit mutiert der Film zu einer Mischung aus „Zurück in die Zukunft“ und Kiffer-Komödie. Diese eigenwillige dramaturgische Entscheidung hilft der Figurenzeichnung, denn Barry entkommt damit seiner Rolle als lustiger Sidekick, indem er sein eigener Sidekick wird. Diese Spaltung erlaubt der Figur, gleichzeitig tragisch und komisch zu sein und lässt sie sogar darüber reflektieren, welche Version den besseren Helden abgibt.
Kurzschlüsse und Lichtblicke
Ezra Miller funktioniert in seiner Doppelrolle erstaunlich gut und die Abenteuer der beiden Barrys dienen dazu, die Entstehungsgeschichte vom Flash als Kopie ihrer selbst neu zu erzählen. Doch trotz dieser kleinen Geistesblitze strauchelt „The Flash“ an allen Enden. Das ist nicht unbedingt dem Film als solches geschuldet, sondern der seltsamen Aufgabe, das DC-Extended-Universe gleichzeitig abzuschließen, es neu zu starten und ihm außerdem zu huldigen.
Zwischen einigen Glanzmomenten versteckt sich in „The Flash“ ein regulärer Superheldenfilm, der zwar Tempo und Humor besitzt, aber seine Thesen und Figuren mit breitem Pinsel zeichnet und auch nur über mittelmäßige Effekte verfügt. Der Film hat dabei ein sehr spezifisches Publikum im Auge, das er mehr als alle anderen begeistern will: die Filmnerds. Wenn man wissen will, wer ursprünglich die Hauptrolle in „Zurück in die Zukunft“ spielen sollte, wenn man sich für die Geschichte des gescheiterten Filmprojektes „Superman Lives“ interessiert oder in der Lage ist, alle Batman-Darsteller aufzählen, dann fühlt man sich in „The Flash“ gut aufgehoben.
Doch auch jene, denen das eher weniger sagt, werden mit extrem breit gestreuten anderen Verweisen auf den Film- und Comic-Kosmos bedient. Selbst Zyniker könnten ihre verschränkten Arme immer mal wieder entspannen: sei es beim Auftritt einer vergessenen Lieblingsfigur, bei einem der zahlreichen Cameos oder wenn Danny Elfmans „Batman“-Titelmusik durch die Lautsprecher pulsiert. Für manche werden diese Nostalgie-Funken reichen, um den Film lodern zu lassen, für andere aber sind sie schnell wieder verglommen, ohne einen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen.
Passende Enden für durchwachsene Universen
Trotz aller Anspielungen bleibt der wichtigste Referenzpunkt für die Aufgabe, die „The Flash“ bewältigen muss, unerwähnt: die „Batman“-Reihe von Christopher Nolan. Seit Beginn ihres Kinouniversums war DC vom Wunsch geprägt, den Erfolg von „The Dark Knight“ zu wiederholen und einen Blockbuster zu schaffen, der so unterhaltsam, finster und beliebt ist, wie es Nolan mit Christian Bale als Batman gelungen ist. Diese Messlatte hat bislang aber kein DC-Film übersprungen. Ihr Charme bestand allerdings stets darin, dass selbst ihre Fehltritte wesentlich interessanter waren als die der Konkurrenz.
„The Flash“ bietet nun ein unentwirrbares Knäuel aus Erfolgen und Fehlern gleichermaßen. Auch wenn er sich angesichts seiner Schwächen im gigantischen Kosmos der Superhelden-Filme eher im Mittelfeld einordnet, ist er einer der solideren DC-Filme. Er wird eher keine neuen Fans für das Genre gewinnen, entfacht aber für jene, die sich begeistern lassen, doch ein derart selbstverliebtes Popkultur-Gewitter, dass es schwerfällt, sich hier und da nicht doch elektrisieren zu lassen.