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Filmkritik
Das Schicksal will Robert McCall (Denzel Washington) nicht zur Ruhe kommen lassen. Schon im ersten Teil von „The Equalizer“ (2014) war McCall fast in der Routine eines Ruhestands angekommen und hatte sich alle Mühe gegeben, am Alltag festzuhalten, der zwischen seinem Baumarktjob, den Klassikern des Literaturkanons und der abendlichen Tasse Tee dahinfloss. Nun steht er zu Beginn des dritten Teils ein weiteres Mal kurz vor dem Ruhestand. Aber da ist immer noch die eine Rechnung, die es zu begleichen gilt.
Die ersten Bilder von „The Equalizer 3 – The Final Chapter“ scheinen zunächst davon zu zeugen, dass der ehemalige CIA-Agent diese Rechnung bereits beglichen hat. Von der Straße, die durch das sizilianische Weingut führt, bis in den Keller des opulenten Anwesens stapeln sich die Leichen schwer bewaffneter Mafia-Schergen. Der zu den Schergen gehörige Boss rollt über das Schlachtfeld an, um die Rechnung zu begleichen, von der er nicht wusste, dass er sie überhaupt zu begleichen hat.
Der Thron bleibt leer
Aber eben auch dieses glorreiche Karriereende will McCall nicht vergönnt sein. Auf das letzte Bild aus dem Keller, das ihn wie einen Gott zeigt, der auf seinem von der sizilianischen Sonne beschienenen Thron Platz nimmt und seine Feinde im Staub liegen sieht, folgt einen Schnitt später ein böses Erwachen. Denn der Mafiaboss, der tot im Keller liegt, ist nicht allein gekommen. Im Auto wartet sein Sohn. McCall ignoriert den kaum dem Grundschulalter entwachsenen Jungen. Bis der ihm in den Rücken schießt. Vom Thron gestoßen liegt der Mann, den man als rechtschaffenen Racheengel kennt, nun im Kies, die Pistole an der Schläfe.
Aber auch diese Ruhe hat das Schicksal nicht für McCall vorgesehen. Stattdessen lässt es ihn mit einer Schusswunde im Rücken in Altamonte aufwachen. Die malerische fiktive Kleinstadt in Kalabrien schmiegt sich an die Berge, überblickt von dort das Mittelmeer und hat, ganz ihrer Geologie entsprechend, die Ruhe weg. McCall nennt sich hier McCall, lässt die Stoppuhr, die sonst die Zeit stoppt, die es braucht, die Bösewichte auszuschalten, zur Heiligen Schrift in die Schublade wandern und versucht sich an einem Neuanfang.
Er findet nicht nur ein Café, in dem er in Ruhe seine Serviette ausbreiten und seinen Tee schlürfen kann, sondern auch (und das ist noch wichtiger) eine Gemeinschaft, die ihn akzeptiert und ohne Fragen in ihre Mitte aufnimmt. Eine Stadt also, die sich in ihrer Ursprünglichkeit perfekt für den angedachten Ruhestand anbietet und in ihrer Unschuld nahtlos in die „Equalizer“-Reihe einfügt.
Aus dem Ruhestand heraus
Es dauert auch nicht lange, bis die bösen Jungs diese Unschuld mit Füßen treten. Diesmal sind sie nicht von der russischen Mafia wie im ersten Teil oder gar korrupte Ex-Kollegen wie in „The Equalizer 2“, sondern die italienische Mafia. Die kann sich, der eher groben Schablone der Filmreihe entsprechend, nicht entscheiden, ob sie Camorra oder ’Ndrangheta sein möchte, aber wer genau den Frieden stört, ist letztlich kaum von Belang. Ebenso wenig wie das internationale Verbrechens-/Terrorismusszenario, das das Drehbuch als zusätzliche Dekoration für den Actionfilm bastelt. Agentin Emma Collins (Dakota Fanning), die Tochter von McCalls ehemaliger Weggefährtin, arbeitet sich mit ihm als Mentor nun an der Mafia ab.
Wer den Frieden im Dorf stört, islamistischen Terroristen ihre Amphetamine abkauft und in Neapel Autos in die Luft jagt, macht für „The Equalizer 3 – The Final Chapter“ von Antoine Fuqua kaum einen Unterschied. Die Mafiosi sind ohnehin nur dazu da, McCall aus dem Ruhestand zu holen und die geradezu utopisch anmutende Harmonie in Altamonte zu zerstören.
Um diese Harmonie und die Menschen, die hier leben, kennenzulernen, nimmt sich der dritte Teil erneut viel Zeit. Die Ruhestandsroutine wird dank Denzel Washington erneut zur Stärke des Films. Zwischen kritischen Blicken, Begegnungen auf Augenhöhe, einer genuinen Rührung über die Gastfreundschaft des fiktiven Kalabriens und der notwendigen Kaltblütigkeit, die es braucht, um es mit der Mafia aufzunehmen, hält Washington den Film immer in seinem Bann.
Radikaler und blutiger
Tatsächlich hängt der Mann, den sie fortan nur noch Roberto nennen, so sehr an Altamonte, dass er zwar die Uhr aus der Schublade holt, aber gar nicht erst dazu kommt, die Zeit zu stoppen, die er braucht, um seine Gegner zur Strecke zu bringen. Es bleibt schlichtweg kein Raum für das Gimmick, das die Action in den vorigen Filmen begleitete. Regisseur Antoine Fuqua trimmt den dritten Teil noch radikaler und sichtbar blutiger auf kurzen Prozess. McCall bricht Arme, durchsticht Kehlköpfe, zertrümmert Schädel und durchbohrt Augäpfel, als hätte er nicht nur keine Lust mehr, sich mit halbstarken Mafiosi abzugeben, sondern auch keine Zeit, sie elegant zur Strecke zu bringen. Der Mann will seinen Ruhestand. Verdient hat er ihn.