- RegieGareth Edwards
- ProduktionsländerVereinigte Staaten
- Produktionsjahr2023
- Dauer135 Minuten
- GenreAbenteuerScience FictionAction
- AltersfreigabeFSK 12
- IMDb Rating7.1/10 (45) Stimmen
Cast
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Leider gibt es keine Kinos.
Filmkritik
Maschinen machen’s möglich: das Leben in der Zukunft ist bequem. Roboter schmeißen Burger auf den Grill, putzen das Haus und sorgen auf den Straßen für Recht und Ordnung. Das funktioniert super. Allein der Retro-Look der Montage verrät, dass „The Creator“ noch nicht wirklich in der Zukunft angekommen ist. So nimmt die allzu realitätsferne Version einer allzu sehr auf künstliche Intelligenz und Robotik gestützten Zukunft dann auch die unweigerliche dystopische Abzweigung. Eine Atombombe explodiert in Los Angeles. Das friedliche Zusammenleben von künstlicher und biologischer Intelligenz ist vorbei. Wobei die KI hier eben nicht ein unermessliches und kaum verständliches System von Rechenvorgängen oder eine lernfähige Maschinen-Entität meint, deren Superintelligenz die Menschheit bedroht.
Die Version der künstlichen Intelligenz in „The Creator“ von Gareth Edwards ist eher eine Brotkrumenspur, die mit weltvernichtender Superintelligenz lockt, aber eigentlich nur ein paar Roboter meint. Die Nuklearexplosion über Los Angeles beginnt zwar den Krieg zwischen der Menschheit und ihrer Technik, aber anders als bei „Terminator“ und Co. ist die Maschinenintelligenz nicht die dominante Partei im folgenden Krieg um den Planeten. Die Roboter sind der in den Untergrund gezwungene Underdog. Die von der US-Generalität geführte westliche Welt schaltet schnell auf Angriff um, verzichtet dabei keineswegs auf Technologie, sondern rückt dem Maschinenvolk mit noch moderneren Maschinen zu Leibe.
Archaisch lebende Roboter und Reisbauern
Edwards biegt sich das Trendthema so hin, dass es irgendwie auf die dazugehörigen Analogien und Subtexte passt. So wird die KI vom Menschheitsvernichter zum friedliebenden, quasi archaisch lebenden Robotervolk. Statt die USA zu unterjochen, verschanzt es sich in Südostasien und bestellt mit den Reisbauern die Felder oder versucht sich in den angrenzenden Megacitys an friedlicher Koexistenz. Anders ausgedrückt: Im Jahr 2070 ist wieder Vietnamkrieg. Die unschuldigen Zivilisten mögen diesmal Roboter sein, aber auch sie haben Gesichter und Gefühle. Sie weinen, sie essen, sie beten und sind damit jederzeit als vollwertige Pseudo-Menschen erkennbar, denen der von US-Generälen geleitete Westen die Bomben um die Ohren wirft.
Die Diskussion darum, was maschinelle von biologischer Intelligenz unterscheidet oder was Gefühl und Bewusstsein mit 1 und 0 zu tun haben, spart sich der Film. Die Unterschiede zwischen beiden werden wieder und wieder negiert, wenn Roboter nach Frau und Kind schreien, bevor sie ausgeknipst werden oder hilflos die Arme gen Himmel recken, während die Müllpresse sie zermalmt. Der Maschinenkörper wird mit völliger Selbstverständlichkeit anthropomorphisiert, ohne dass die dazugehörigen Funktionen irgendeinen Sinn erfüllen. Künstliche Intelligenz meint süße Roboter als unschuldige Imperialismusopfer der USA, die von ihrem „Nomad“ genannten Superluftschiff das Land scannt und bei Bedarf Bomben hinabregnen lässt.
Tatsächlich steckt im süßesten unter den Robotern die angeblich nächste Superwaffe der Maschinen. Joshua (John David Washington) ist der Mann, der die Robotergesellschaft unterwandern und die Waffe aufspüren soll. Es ist bereits seine zweite Mission. Die erste verbrachte er als Maulwurf hinter feindlichen Linien, um „Nirmata“, den Gott der Maschinen, zu finden. Die Gottheit der Technik ist dabei kein Konzept, das zu interessanten Fragen über eine Schnittstelle zwischen Bewusstsein und Religion führt, sondern schlicht der MacGuffin des Films. Überhaupt ist „The Creator“ erstaunlich schlecht darin, Substanz hinter das ostentativ mit religiösen und politischen Subtexten aufgeladene ontologische Raunen zu bringen.
Rein in die alttestamentarische Bestimmung
Stattdessen stolpert Protagonist Joshua beim Versuch, seine Frau, die bei der ersten gescheiterten Mission ums Leben kam, zwischen Reisfeldern, Cyberpunk-Metropolen und Untergrundverstecken aufzuspüren, in seine alttestamentarische Bestimmung. Er, der nie ein wirkliches Interesse am Kampf gegen die Maschinen hatte, findet ihre Superwaffe – ein kleines Robotermädchen namens Alphie (Madeleine Yuna Voyles). Natürlich ist sie keine Waffe. Sie ist ein fühlendes, verängstigtes Kind. Mit ihr im Schlepptau wandelt sich der desillusionierte Veteran Joshua zum biblischen Josua, der sein Volk ins Land der Verheißung führt. Edwards’ Metaphern sind schwer wie Ambosse und stehen dem Film, ähnlich wie das naive Gerede von künstlicher Intelligenz und der träge Plot, eher im Weg, als etwas beizutragen.
„The Creator“ ist, wie eigentlich alle Filme des britischen Regisseurs, primär von der Bildgewalt her gedacht. Nur kommt diesmal allzu viel dazwischen. Es gibt viel zu entdecken in den von Greig Fraser und Oren Soffer entworfenen Tableaus: vollautomatisierte Megacitys, ein Maschinen-Tibet und andere von Robotern bevölkerte Panoramen im Großen, unzählige kleine Gadgets und High-Tech-Basteleien im Kleinen. „The Creator“ blüht auf seinem Design, in seiner Äußerlichkeit. Doch Edwards nimmt die Äußerlichkeit nicht an, insistiert ebenso auf den zerdehnten Plot wie die tonnenschwere Metaphorik, und insbesondere auf die Empfindungsfähigkeit und das Innenleben der Maschinen, die nichts Maschinelles mehr in sich haben.