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Filmplakat von Die Concierge

Die Concierge

70 min | Animation, Fantasy | FSK 6
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„Das Kaufhaus, in dem ich arbeite, wird von allen möglichen Tieren besucht, auch jene, die mir nicht so vertraut sind.“ Akino ist eine neue Concierge im Hokkyoku-Kaufhaus, in dem alle Kunden Tiere sind. In diesem ungewöhnlichen Kaufhaus mit menschlichen Angestellten und tierischen Kunden kommen ausgestorbene Tiere, um mit den Concierges über Dinge, die sie suchen, oder Probleme zu sprechen. Während Akino taktvoll die Probleme der Kunden mit einem Lächeln löst, schafft sie es auch durch ihre Aufrichtigkeit, schwierige Kunden zu erreichen. Hinter der Geschichte verbirgt sich ein kritischer Blick auf Themen wie Massenkonsumgesellschaft und Umweltzerstörung, die die Leser zum Nachdenken anregen soll.

Vorstellungen

CineMotion Berlin-Hohenschönhausen
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Filmkritik

Eine charmante Tendenz des japanischen Kinos ist die Überhöhung vermeintlich trivialer Berufe. So hat Jūzō Itami beispielsweise gleich zwei Filme über eine besonders engagierte Steuerfahnderin und einen über eine Supermarkt-Mitarbeiterin gedreht. Es gibt keinen der großen japanischen Regisseure von Akira Kurosawa bis Yasujirô Ozu, der sich nicht auch der Noblesse von Büroarbeitern und Verkäufern gewidmet hätte. Die Arbeit ist dabei nicht einfach nur Hintergrund für eine größere Dramaturgie, sondern vielmehr Grundlage der Erzählung. Pflichterfüllung bekommt ein ästhetisches Eigengewicht, Dienstleistungen werden zum Zivilisationsritual erhoben.

Der Animationsfilm „Die Concierge“ von Yoshimi Itazu erzählt von einer jungen Frau namens Akino, die als Kind in einem Kaufhaus verloren ging und von einer freundlichen Mitarbeiterin aus ihrer misslichen Lage gerettet wurde. Nun träumt sie davon, selbst als Concierge im edlen Hokkyoku Department Store zu arbeiten. Dort locken edle Stoffe und schwere Düfte, Kunstausstellungen und Gourmetküche. Lediglich die Kundschaft ist ein wenig eigentümlich – das Kaufhaus wird vor allem von Tieren frequentiert. Hier wollen Eisbären und Lemuren, Capybara und Ameisenbären, Pfauen und Frettchen bedient werden. Die Kinder von Opossums dürfen nicht mit Gepäck verwechselt werden; eine Gepardin, die unter Osteoporose leidet, sollte man unterstützten. Das ist eine Herausforderung für die Berufseinsteigerin, die auch noch von ihrem kontrollsüchtigen Etagenmanager Herrn Todo und dem Chef Herrn Elulu kritisch beäugt wird.

Wissen um geheime Wünsche

Die Manga-Vorlage von Tsuchika Nishimura lebt von der Kraft ihrer simplen, aber ausdrucksstarken Zeichnungen. Kritiker zogen schon Parallelen zum Stil des US-amerikanischen Illustrators Edward Gorey. Die Tiere sind nicht einfach niedliche Merchandise-Artikel, sondern sofort als eigenständige Figuren erkennbar. Die beim Tokioter Studio Production I.G. entstandenen Animationen retten viel von dieser bewusst verflachten Zweidimensionalität in die Bewegung. Gerade Figuren wie der Riesenalk, ein flugunfähiger Vogel, Elulu oder der immer wieder aus allen möglichen Winkeln hervorspringende Herr Todo präsentieren sich als stockig-elegante Mischwesen zwischen Stillstand und Animation.

Einen großen Erzählbogen besitzt der Film nicht; Akinos Probezeit im Kaufhaus zerfällt in eine Reihe von Vignetten. Die kurzen Episoden sind dabei nicht Äsop-Fabeln, sondern einfach Service-Situationen. Eine Mönchsrobbe braucht ein Kleid für eine Party, eine Seenerz-Schauspielerin ein Geschenk für ihren Vater, den sie lange nicht mehr gesehen hat. Ein Honshū-Wolf will seiner Herzensdame einen Hochzeitsantrag machen und sucht dafür Unterstützung. Akino muss lernen, komplexe Probleme zu verstehen und den Kunden die Wünsche von den Lippen, Mäulern und Schnäbeln abzulesen. Dazu ist vor allem Empathie von Nöten; im Grunde muss sie über ihre Gegenüber eigentlich immer mehr wissen als über sich selbst. Wer andere kennt, findet hier auch sich selbst.

So verwandelt sich das Kaufhaus in „Die Concierge“ in einen geradezu utopischen Raum, in dem durch die Dienste der empathischen Akino jedes Problem gelöst werden kann. Selbst wer kaum Geld hat – eine Kanarienvogel-Mutter kann nur eine einzige Münze für ein Geschenk aufbringen – geht nicht unzufrieden nach Hause.

Perfektes Werkzeug fremder Wünsche

Das ist eine ungewöhnliche Darstellung eines Ortes, der im Kino traditionell als ungeheure Warensammlung und falsch glitzernde Verheißung präsentiert wird. Wenn Chaplin in „Der Ladenaufseher“ oder im letzten Abschnitt von „Moderne Zeiten“ in ein Kaufhaus gerät, ist er sicher kein serviler Mitarbeiter, auch „Die Marx Brothers im Kaufhaus“ sorgen für Chaos in der Warenwelt. Akino hingegen beginnt ihre Karriere zwar als Störfaktor; sie steht Tieren im Weg und tritt immer wieder slapstickartig auf ihren hilflosen Chef. Doch mehr und mehr gelingt es ihr, sich in ein perfektes Werkzeug fremder Sehnsüchte zu verwandeln. Bei aller Sympathie bleibt es allerdings kurios, wie sehr der Film Konformismus und Dienstbarkeit idealisiert. Auch wenn allzu arrogante und herablassende Kaufhausbesucher lächerlich dargestellt werden, sehnt man sich gerade in der ersten Hälfte des Films nach einem Hauch rebellischen Geistes.

In der Realität sind Kaufhäuser ein Auslaufmodell. Wenn sie in den Schlagzeilen auftauchen, dann nur noch, weil wieder einmal eines von ihnen geschlossen wird. Selbst seine historische Steigerungsform, die Einkaufszentren der Welt, verwandeln sich langsam in Lost Places, die nur noch Dokumentarfilmer und YouTube-Creators aufsuchen, um von der Architektur des alten Kapitals zu berichten.

Das spiegelt eine Wendung wider, die auch im Verlauf des Films ausgespielt wird – unter den Kunden sind viele ausgestorbene Tierarten. Der Leiter des Hokkyoku ist selbst ein Riesenalk und sammelt in seinem Büro Akten über all die Tierarten, die von den Menschen verdrängt wurden. So wurde der Riesenalk zuletzt im Jahr 1852 gesichtet – genau in dem Jahr, in dem in Paris mit dem „Le Bon Marché“ durch den Unternehmer Aristide Boucicaut das erste moderne Großwarenhaus der Welt entstand. Das verbirgt sich also hinter dem schillernden Konsumtempel: ein eigentlich ausgestorbener Ort voller eigentlich ausgestorbener Tiere.

Was aus der Vergangenheit zu retten ist

Auf diese Weise findet der Film nicht nur zu einer subtilen ökologischen Botschaft, sondern erzählt auch von den verlorenen Utopien der Massenkultur des 20. Jahrhunderts. Eine vielleicht elitäre, aber verheißungsvolle Welt, in der das von David Foster Wallace zur Nationalpandemie erklärte „Professional Smile“ noch ein Versprechen auf Gemeinschaft birgt.

„Die Concierge“ ist ein Film über die Frage, was aus der Vergangenheit zu retten und was nur eine nostalgische Affektion ist, irgendwo zwischen Jacques Derrida und Edmund Burke. Die Herzlichkeit und die Sehnsucht, anderen zu helfen, sind feste Wesensteile von Akino; ihre Perspektive begreift der Film als Pfad in die Zukunft. Wenn die von dem sanften Lächeln einer Concierge gerettet werden können, wieso sollte das nicht auch für die ganze Welt gelten?

Erschienen auf filmdienst.deDie ConciergeVon: Lucas Barwenczik (26.9.2024)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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