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Filmkritik
Die Szenerie ist an Dramatik kaum zu überbieten: Dawson Cole will gerade einen Umschlag in den Briefkasten der Bohrinsel zu werfen, als die Bohrung außer Kontrolle gerät. Explosionen, Feuer, Verletzte, Chaos; Dawson stürzt in die kalten Fluten. Zur gleichen Zeit hält irgendwo auf dem Festland in den USA Amanda Collier für einen kurzen Moment inne. Ihr ist, als hätte ihr etwas einen Stich versetzt. Dawson überlebt wie durch ein Wunder, wird aber mit der Nachricht konfrontiert, dass Tucker, sein väterlicher Freund, gestorben ist und ihn in seinem Testament bedacht hat. 21 Jahre nach seinem überstürzten Abschied kehrt er erstmals wieder in seine Heimatstadt zurück. Und trifft prompt auf seine Jungendliebe Amanda, die von Joe ebenfalls bedacht wurde. Alte, nie ganz verheilte Wunden reißen auf. Zunächst begegnen die beiden sich mit unterkühlter Reserviertheit. Amanda ist inzwischen verheiratet und scheint mit der Vergangenheit abgeschlossen zu haben. Doch der Eindruck täuscht. Tief in ihr brodelt es. Das, was vor einer Ewigkeit geschah, bahnt sich langsam den Weg zurück in ihr Bewusstsein. Damals hatte Amanda Dawson auf dem Campus kennengelernt. Er: kräftig, roh, aber auch fürsorglich und empfindsam wie ein scheues Tier. Sie: aus gutem Haus, schön, beliebt, der Schwarm aller Jungs und mit dem besten Sportler des Colleges liiert. Doch beide kommen sich näher, auch wenn Dawson keine Gefühle an sich heran lassen will. Mit seinen 17 Jahren hat er bereits viel hinter sich. Seine Familie zählt zu den stadtbekannten Kriminellen, von der sich Dawson nur durch Gewalt lösen konnte. Doch so schwierig sich Beziehung zwischen ihm und Amanda auch gestaltete; in ihrem Herzen wissen sie, dass sie füreinander bestimmt sind. Die Romanvorlage zu „The Best of Me“ stammt von Nicholas Sparks, der in einer (Erfolgs-)Liga mit Rosamunde Pilcher und Barbara Cartland spielt. Neun seiner Bestseller wurden bislang verfilmt. „The Best of Me“ wirkt geradezu als Essenz dieser Herzschmerz-Filme. Keine noch so tragische Wendung wird ausgelassen, um ein Traumpaar zusammen, auseinander und vielleicht wieder zusammen zu bringen. Amandas Vater ist selbstredend ein reicher Südstaaten-Chauvinist, der die unstandesgemäße Liebe nicht akzeptiert. Dawson wird nach seiner Flucht aus dem Sündenpfuhl seiner Familie von einem Grantler mit Herz als Sohn aufgenommen. Und natürlich endet die Jugendliebe mit Mord und Todschlag. Alles, was dabei passiert, geschieht um des emotionalen Overkills willen. Dennoch bleibt das kühl kalkulierte Konstrukt hinter dem Melodram stets erkennbar. Es degradiert den Zuschauer zum Pavlowschen Hund, der die gewünschten Reaktionen auf den bewusst gesetzten Reiz liefern soll. Es ist die Ehrlichkeit, die man dem Stoff absprechen kann, die Natürlichkeit, die man ihm absprechen muss und den Realismus, den man ihm absprechen sollte; alles Eigenschaften, die ein gutes Märchen machen. Regisseur Michael Hoffman hat mit „Lieblingsfeinde – Eine Seifenoper“ (fd 29 096) einen großen Film ging es um Lieben und Intrigen im Fernsehshowgeschäft. Das war allerdings schon 1991. In der meisterlichen Satire wurde unter anderem eine erbärmliche, aber erfolgreiche ernst gemeinte Schnulzenserie namens „The Sun Also Sets“ produziert, in der Hoffman alles ernsthaft aufs Korn nimmt, was 23 Jahre später in „The Best of Me – Der Weg zu Dir“ ernsthaft berühren soll. Schlimmer kann man den Abstieg eines Filmemachers nicht charakterisieren!