Teenage Mutant Ninja Turtles: Mutant Mayhem
- RegieJeff Rowe
- ProduktionsländerVereinigte Staaten
- Produktionsjahr2023
- Dauer99 Minuten
- GenreKomödieAnimationScience FictionAction
- AltersfreigabeFSK 6
- IMDb Rating7.4/10 (27) Stimmen
Cast
Vorstellungen
Leider gibt es keine Kinos.
Filmkritik
Menschen sind schlimm! Egoistisch, verschlagen, rücksichtslos und vor allem: sie bringen Ratten um. Das Resümee aus dem Munde des felligen Nagers über die Zweibeiner jenseits der Abwasserkanäle fällt vernichtend aus. Denn Splinter ist eine besondere Ratte. Es muss einen Unfall gegeben haben, eine Explosion in einem geheimen Labor. Die grünliche Flüssigkeit, die dabei in die Kanalisation getropft ist, hat das aus ihm gemacht, was er nun ist: Einen Mutanten, der auf zwei Beinen steht und in der Lage ist, wie die verhasste menschliche Spezies in den Städten zu reden und zu agieren.
An die Oberfläche geht es nur nachts
Am selben Abend, als ihm das Schreckliche passierte, kamen auch vier kleine Schildkröten in Kontakt mit dieser mutagenen Flüssigkeit. Aus ihnen sind 15 Jahre später stattliche sprechende grüne Jungs mit Rückenpanzer geworden. Splinter hat sie gut trainiert und indoktriniert, sodass sie, wie die japanischen Ninja-Krieger aus dem 19. Jahrhundert, mit Gesichtsmaske, allerhand Schwert- und Messerutensilien bewehrt sowie in der geheimen Kampfkunst des Ninjutsu gestählt, gegen die Menschen gewappnet sind.
Doch die sind eigentlich gar nicht so schlimm, wie die vier Schildkröten-Jungs gemerkt haben. Sie fahren mit Skateboards, spielen Basketball, hängen ab, backen und essen Pizza und schauen Filme wie „Ferris macht blau“ in Open-Air-Kinos. Doch die Direktive von Splinter ist eindeutig: Kein Kontakt zu den Menschen, und an die Oberfläche geht es nur nachts, zum Essen holen. Oder um auf Umwegen durch die Nachbarschaft zu schlendern und im Open-Air-Kino Zwischenstation zu machen, würden die vier Turtles Michelangelo, Leonardo, Raphael und Donatello vielleicht flüsternd ergänzen. Aber noch machen sie, was der Meister befiehlt. Zumindest meistens.
Die Turtles sind zurück. Das ist bei einem so erfolgreichen Franchise, das seit Mitte der 1980er-Jahre unzählige Comics, Animationsserien, Kino-Realfilme, Computerspiele und abendfüllende Zeichentrickfilme für den Videomarkt hervorgerufen hat, nicht weiter verwunderlich. Gerade einmal vier Jahre waren die Teenage Mutant Ninja Turtles, kurz: „TMNT“, in Wartestellung, um nach dem veritablen Mischmasch "Batman vs. Teenage Mutant Ninja Turtles" (2019) wieder zu einem großen Wurf auszuholen.
Mit „Teenage Mutant Ninja Turtles: Mutant Mayhem“ will das „DC Animated Universe“ jetzt zeigen, was es kann. Das muss es auch, denn spätestens seitdem Marvel mit „Spider-Man: A New Universe“ (2018) bewiesen hat, dass man mit Innovation auch Kasse machen und sogar „Oscars“ gewinnen kann, fühlen sich die Macher beim Erzrivalen herausgefordert. Nun sollen die Turtles es richten. Mit den drei Real-Langfilmen gelangen 1989, 1991 und 1992 nicht nur Kassenschlager; die Filme vollführten zudem das Kunststück, dass die albernen Schaumstoff-Body-Suits, in die sich die vier Darsteller zwängen mussten, zu Kino-Ikonen wurden.
Nicht alle Menschen sind die ganz Bösen
In „Teenage Mutant Ninja Turtles: Mutant Mayhem“ will man es nun also wieder im gänzlich animierten CGI-Bereich versuchen, in dem sich die furiosen Action-Eskapaden der ebenso streitbaren wie coolen Reptilien viel besser zum Leben erwecken lassen. Damit auch uneingeweihte Zuschauer auf den Stand gebracht werden, muss Master Splinter nochmal kurz und zudem dramaturgisch recht holprig die „Was-bislang-geschah“-Geschichte erzählen.
Die Schildkröten sind also mutiert und von der Ratte zu Ninjas ausgebildet. Spannend ist, dass es noch andere Mutationsgenossen geben dürfte und dass das Forschungsprojekt, das in diesem Desaster endete, eventuell alles andere als gescheitert ist. Cynthia Utrom vom Techno Cosmic Research Institute (TCRI) ist nämlich willens, alles zu tun, um an die Mutagene der Turtles zu gelangen. Es sind also nicht unbedingt alle Menschen die ganz Bösen, sondern speziell die Utroms, und die stammen überdies gar nicht von der Erde. Doch bevor sie richtig ins Spiel kommen (und vielleicht ja auch die Erz-Nemesis Shredder zurückbringen), wird es wohl noch einen weiteren Teil der Neuauflage benötigen.
Zunächst bekommen es die Turtles mit anderen Ausgestoßenen zu tun. Ganz handfest bringt Bandenboss Superfly die Stadt New York in Aufruhr. Die mutierte Superfliege ist auch ein zufälliges Untier aus dem Experiment von vor 15 Jahren und hat eine ganze Reihe von Mitmutanten im Gepäck. Gegen die gilt es jetzt erst einmal anzutreten, und das machen die TMNTs in bewährter Manier aus Kicks, Kantenschlägen, Kapriolen und den immer passenden coolen Spruch auf den Lippen. Letztendlich soll verhindert werden, dass alle Tiere zu Mutanten werden und damit die Menschen (die ja so gut Pizza backen, Skateboards bauen und Kinofilme produzieren können) unterjocht würden.
Moralische Ansätze & unbeschwertes Rumgetobe
Die Story ist gelinde gesagt schlicht, krude und stückwerkhaft und verbindet moralische Ansätze aus dem „X-Men“-Universum mit Slapstick und unbeschwertem Rumgetobe, das vor allem den jüngeren Zuschauern Vergnügen bereiten dürfte. Fragen wie „Wer bin ich?“, „Wer sind die wahren Monster?“, „Ist ein Mutant nicht auch nur ein Mensch?“ oder „Was haben alle Menschen eigentlich gegen Ratten?“ werden kindgerecht angerissen, ohne sie allzu tief und philosophisch erscheinen zu lassen.
Im Gegensatz zu den animierten Erfolgsvorbildern „Spider-Man: A New Universe“ und „Spider-Man: Across the Spider-Verse“ will man bei den Turtles nicht zu komplex und zu vielschichtig werden. Überraschungen sucht man auf dramaturgischer Ebene vergebens. Das verwundert ein wenig, da zu den Drehbuchautoren unter anderem Brendan O’Brien, Evan Goldberg und Seth Rogen gehören. Die drei stehen eigentlich für ein Kino wider die Tabus und haben Komödien für den erwachsenen Prollgeschmack produziert. Bei „Teenage Mutant Ninja Turtles: Mutant Mayhem“ merkt man davon aber nichts, wenngleich die Pointen in der Regel gut getimt und die Sprüche markant, kurz und treffend sind, weshalb Erwachsene und Kinder gleichermaßen nicht unter Niveau unterhalten werden.
Der große Pluspunkt: Eine furiose Animation
Der große Pluspunkt – und da sind die Turtles und Spider-Man fast auf Augenhöhe – ist die furiose Umsetzung der Animation. Dafür steht in erster Linie Regisseur Jeff Rowe, der mit „Die Mitchells gegen die Maschinen“ (2021) bewiesen hat, dass Animation aus den USA nicht der immergleiche Versuch bleiben muss, die Bilderwelt von Pixar unter Niveau zu zitieren. Die Turtles sollen hier ein wenig wie ins Unreine animierte Konzeptzeichnungen aussehen. Zumindest im furiosen Abspann ist diese Bestrebung auch eingelöst. Über die 99 Filmminuten erscheinen die Bilder aber ein wenig gestylter und gefeilter; so, als hätte man die mit Wasserfarben ausgemalten Zeichnungen ins Dreidimensionale erweitert. Die dezidierte Comic-Cell-Zweidimensionalität der beiden jüngsten „Spider-Man“-Animationsfilme bekommt hier eine faszinierende Plastizität, die dem atemberaubenden Tempo der Geschichte (wenn schon nicht inhaltlich, so zumindest formal) Tiefe verleiht.
Kein großer Wurf, aber zumindest ein „Weiter so!“ in die richtige Richtung. Man darf auf den nächsten Teil gespannt sein, der sich (natürlich) in der Abspann-Sequenz ankündigt.