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Filmplakat von Ted Bundy: No Man of God

Ted Bundy: No Man of God

100 min | Drama, Krimi, Historie | FSK 16
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Im Jahr 1980 wird Serienmörder Ted Bundy zum Tod durch den elektrischen Stuhl verurteilt und im Staatsgefängnis von Florida inhaftiert. In den Jahren danach legt er kein umfassendes Geständnis über die 30 Morde ab, die er begangen haben soll. FBI-Agent Bill Hagmaier soll das ändern. Er ist einer der ersten Profiler, die vom FBI dazu ausgebildet wurden, psychologische Täterprofile von überführten Serienmördern zu erstellen. Tatsächlich lässt sich der charismatische Straftäter auf den sanftmütigen Fallanalytiker ein. Hagmaier gelingt es, eine persönliche Bindung zu Bundy aufzubauen, die mit jedem Gespräch intensiver und komplizierter wird. 1989 ist der Serienkiller endlich bereit, über die Details seiner Verbrechen zu sprechen – aber nur mit einem Mann: Bill Hagmaier.

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Filmkritik

Sich selbst bezeichnet Ted Bundy (Luke Kirby) als dicken Fisch, der in tiefen Gewässern seine Kreise zieht. Man schreibt das Jahr 1984. Der prominente Frauenmörder sitzt zwar schon im Gefängnis, beharrt aber weiterhin darauf, dass man ihn trotzdem nie ganz zu fassen bekäme.

Mit der Fisch-Metapher will er den schüchternen Bill Hagmaier (Elijah Wood) in seine Schranken verweisen. Der FBI-Analyst gehört zu einer Abteilung, die Profiles von Serienkillern erstellt, um ihnen zukünftig schneller das Handwerk legen zu können. Bundy ist für dieses Vorhaben zwar theoretisch der Hauptgewinn, aber eben auch für seine Spielchen bekannt. Bevor Hagmaier das erste Mal den Verhörraum betritt, umkreist er auf seinem Notizblock die Worte „Notorischer Lügner“.

Ein Meister der Täuschung

In dem auf wahren Begebenheiten basierenden, überwiegend als Zweipersonenstück angelegten Drama „Ted Bundy: No Man of God“ hat man es scheinbar mit erbitterten Kontrahenten zu tun. Auf der einen Seite der wohlartikulierte Massenmörder, der nicht zuletzt wegen seines bürgerlichen Erscheinungsbildes 15 Jahre unentdeckt bleiben konnte. Bundy war ein Meister der Täuschung, nach außen gutaussehend und charismatisch, in Wahrheit aber empathielos und unberechenbar.

Ihm sitzt der immer etwas verängstigt dreinschauende, nervös blinzelnde Hagmaier gegenüber. Der Familienvater und gläubige Christ wirkt wie das genaue Gegenteil von Bundy. Trotzdem findet er Zugang zu dem Serienmörder, weil er die Gespräche nicht als Duelle begreift, sondern behutsam neugierig auftritt und selbst auch Privates preisgibt. Langsam schwindet das Misstrauen. Erste Gemeinsamkeiten zeichnen sich ab. Wenn die beiden witzeln oder sich für kurze Momente verständnisvoll in die Augen blicken, hat „No Man of God“ etwas von einem verhinderten Buddy Movie.

Eine ambivalente Männerfreundschaft

Damit sich auch die Zuschauer auf Bundy einlassen können, verkörpert ihn Luke Kirby als auffällig normalen und plausibel argumentierenden Gesprächspartner, der jegliche Faszination des Bösen vermissen lässt. Die Gefahr schlummert eher bei Hagmaier. Je intimer das Verhältnis zwischen den Männern wird, desto tiefer blickt der FBI-Mann auch in eigene Abgründe. Haben wir nicht vielleicht alle gewalttätige sexuelle Allmachtsfantasien und setzen sie nur nicht in die Tat um, beginnt er sich zu fragen. Immer mehr versetzt er sich in die Psyche des Killers. Als Bundy ihn schließlich mit einem erregt geflüsterten Erfahrungsbericht ins tiefe Gewässer zieht, inszeniert Regisseurin Amber Sealey das als perverse Seance, bei der Hagmaier selbst zum Täter wird.

Lange bleibt die ambivalente Männerfreundschaft das Herzstück des Films. Dabei stürzt die Nähe zu Bundy Hagmaier nicht nur in eine persönliche Krise, sondern auch in einen moralischen Zwiespalt. Vor Gericht soll er die Zurechnungsfähigkeit Bundys beweisen und damit sein Todesurteil unterzeichnen.

Nicht nur wegen der anerkennenden Schlusstitel wirkt „No Man of God“ wie eine Würdigung des Analysten. Seine Arbeit wird hier als mühsamer und erschöpfender Weg zur Wahrheit gezeigt, die Nähe zum Täter als notwendige, aber gefährliche Strategie. Dass Bundy kurz vor seiner Hinrichtung im Jahr 1989 zumindest 30 seiner vermutlich deutlich mehr Morde gestanden hat, ist zu einem nicht unbeträchtlichen Teil Hagmaiers Verdienst.

Die Inszenierung gerät ins Rudern

„Ted Bundy: No Man of God“ wirkt überzeugend, solange er den Verhörraum nicht verlässt. Früh deutet sich jedoch an, dass die Regisseurin dem kammerspielartigen Setting nicht ganz traut. Die Zeitsprünge zwischen den Treffen werden mit videoclipartigen Montagesequenzen gefüllt, in denen Nachrichtenbilder und nicht näher identifizierte Amateuraufnahmen zu unheilvoll anschwellender Musik zusammengewürfelt werden. Es bleibt jedoch bei einem nichtssagenden Raunen.

Auch bei der zuvor aufgeworfenen Frage, wie man sich angemessen dem Bösen nähern kann, gerät der Film ins Rudern. Als sich Bundy bei einem Fernsehinterview als Opfer einer moralisch verderbten Gesellschaft inszeniert, zoomt die Kamera mit bedeutungsschwangerer Langsamkeit auf eine Frau aus dem Fernsehteam. Während die Stimme des Mörders immer leiser wird, blickt sie uns durchdringend mit verweinten Augen an. Der Perspektivwechsel wirkt zu diesem späten Zeitpunkt allerdings etwas lieblos nachgeschoben. Auch Bundys Anwältin (Aleksa Palladino) bekommt auf der Zielgerade noch einige bemüht emanzipatorische Sätze in den Mund gelegt.

Das letzte Drittel von „No Man of God“ wirkt wie eine übereifrige moralische Absicherung voller hilfloser Manöver. Mit kahlrasiertem Schädel und keuchendem Overacting wird Bundy schließlich im harten Neonlicht doch noch zum Monster stilisiert. Dem spannenden Gewissenskonflikt Hagmaiers und der Widersprüchlichkeit der Situation hat der Film damit jegliche Brisanz ausgetrieben und beobachtet das Geschehen nur noch aus sicherer Distanz.

Erschienen auf filmdienst.deTed Bundy: No Man of GodVon: Michael Kienzl (30.1.2022)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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