Kekse und Popcorn für ein großartiges Kinoerlebnis

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Filmplakat von Supermarkt

Supermarkt

84 min | Drama, Krimi | FSK 16
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Der 18-jährige Willi schlägt sich auf dem Hamburger Kiez mit kleinen Gaunereien durchs Leben. Nach einer Verhaftung flieht er aus dem Polizeigewahrsam und begegnet einer Reihe von Menschen, die zunächst wie Retter aus seiner misslichen Lage erscheinen, sich aber schon bald als selbstgefällige Ausbeuter des orientierungslosen jungen Mannes erweisen.

Vorstellungen

Sputnik Kino Berlin
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10967 Berlin
Lichtblick-Kino Berlin
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10435 Berlin
Lichtspiele Köln Kalk
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Kalk-Mülheimer-Straße 130-132
51103 Köln
Roxy - Kitzingen
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97318 Biebelried

Filmkritik

Wenn man Roland Klicks Spielfilme (vgl. "Bübchen", "Deadlock") sieht, denkt man unwillkürlich an dutzende andere (bessere und schlechtere) Action-Filme, die den Kinomarkt unterhalten. Seine Filme zeigen Randfiguren, Totschläger auf wirklichen bzw. parabolisch erfundenen Plätzen ohne Ausweg, in vorbestimmten tödlichen Fallen. Sie sind exemplarisch angelegt, doch ohne soziale oder psychologische Motivierung. Klick identifiziert sich mit "normalen", doch irgendwie sozialgestörten Menschen, die anormale Handlungen begehen, plötzlich nur noch mit Messer und Maschinengewehr hantieren. Über die Gründe verfallener Ordnung soll allein der Zuschauer entscheiden. Um dem Zuschauer nicht die Freiheit zu rauben, selbst Stellung zu nehmen, liefert er ihm nur die Konstruktion eines Falles. Andererseits möchte er die Konstruktion meiden, soweit sie nach seiner Auffassung zur Aussage gehört. Doch mit der Freiheit und Befähigung des Zuschauers, an einfach nur gespielten Handlungsabläufen auch nach den Ursachen eines bestimmten Handelns zu fragen, verschätzt sich Klick beträchtlich, weil er die Überzeugungskraft seiner Filme überschätzt. Seine Illusion ist erschreckend, indem er "die gesellschaftliche Realität" und diesmal "die Supermarkt-Generation" widerspiegeln will, manche Schauplätze bisweilen - was die Kamera betrifft - auch treffend zu charakterisieren vermag, und doch im Ganzen, im Wesentlichen (nicht nur in sozialpsychologischer Hinsicht) gänzlich unverbindlich und oberflächlich bleibt. Dabei hätte Klick durchaus das Zeug dazu, in bescheidener gestecktem, weniger auf reißerische Wirkung bedachtem Rahmen einen ernstzunehmenden, unter die Haut gehenden Film fertigzubringen. Es nutzt wenig, letztlich die Schuld der Produzenten und Verleiher zu beklagen, die sich allzu gern noch unausgereifter und abhängiger Talente bedienen, um ihren Markt mit wenig kostspieligen, ungleich einträglichen Kinohappen zu versorgen. Bei diesen "Spielregeln" kann man schwerlich einen Film erwarten, der "unserer Generation die Situation des totalen Überangebots" - ohne "Orientierungsmaßstäbe, weil sie ihr keiner setzt" - vor Augen führt (Zitate: Verleihinformation). - Den Typ des sozialgeschädigten Halbwüchsigen hat Klick mit der Neuentdeckung Charlie Wierzejewski durchaus repräsentativ getroffen: ungepflegt, unbeheimatet, unzufrieden und mürrisch, keineswegs bösartig oder kriminell veranlagt. Doch wenn ein 18jähriger ("Bübchen", 1968, war ein neunjähriger, der sein zweijähriges Schwesterchen ohne erkennbaren Grund umgebracht hat), reihenweise Mord und Totschlag auszuüben fähig sein soll, muß der Zuschauer wenigstens auf die Spur der Beschädigung geführt werden. Es genügt dann nicht, daß die Opfer Willis als homosexueller Geldgeber oder als ebenso lebensüberdrüssiger Räuberkumpan etikettiert sind, abgesehen von den anderen Kino-Klischeetieren, denen Klicks Melodramenvorliebe verhaftet ist, wie das gutherzige Strichmädchen, das der romantische Gelegenheitsstrichjunge Willi aus dem Sumpf ziehen möchte, oder der frustrierte Journalschreiber, der Resozialisierungspläne mit Willi zu persönlichen Alibis verwenden will. Die Verweisungen auf amerikanisches B-Gangster- und italienisches Ersatzwestern-Kino verraten mehr über den Sekundärcharakter dieses Films, als über die psychische Labilität seines doch halbwegs glorifizierten Helden, z. B. der Titelsong "I want my celebration before I die" (Ich will mein Fest bevor ich sterbe). Fazit: Manches ist im Detail gut gesehen und fast realistisch wiedergegeben, aber für die gesamte Entwicklung der Personen und ihres Handelns ohne funktionelle Bedeutung. Das Interessanteste an diesem Film wären deshalb nur Überlegungen darüber, wie er angelegt sein müßte, um substantielle Erkenntnisse zu vermitteln über den Irrweg des Jungen in solche Verstrickungen, wo die normierende Welt des Kaufens und (Sich-)Verkaufens - auch der geistige "Supermarkt" - absolute Freizügigkeit vormacht.

Erschienen auf filmdienst.deSupermarktVon: Leo Schönecker (28.8.2024)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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