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Filmkritik
Wer eine Schwäche für kalorienreiche süße Desserts hat, sollte „Sterne zum Dessert“ lieber nicht mit leerem Magen ansehen. Die vielen Szenen, in denen der Protagonist oder seine Kollegen leckere Nachspeisen erschaffen, die dann zum Teil noch in Zeitlupe und Lichtkegeln zelebriert werden, lassen das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Der kleine Yazid (Marwan Amesker) wächst in der Kleinstadt Épernay in der Champagne in einem prekären sozialen Umfeld auf. Seine alleinerziehende Mutter Samia (Loubna Abidar) ist mit ihm und einem Baby überfordert. Das Sozialamt bringt ihn deshalb in der Pflegefamilie von Simone (Christine Citti) und Pascal (Patrick d’Assumçao) unter. Deren Sohn Mathieu (Phénix Brossard) weckt bei Yazid die Begeisterung für das Backen von Kuchen und Nachspeisen. Als Jugendlicher (Riadh Belaïche) kommt er in einem Jugendheim unter, in der sich gegen ruppige Altersgenossen und die sture Heimleiterin (Sandrine Dumas) behaupten muss, die Yazid praktisch aufgegeben hat. Doch der Erzieher Samy (Saïd Benchnafa) erkennt sein kulinarisches Talent. Wider Erwarten schafft es Yazid, der davon träumt, der beste Pâtissier der Welt zu werden, einen Ausbildungsplatz in einem Nobelrestaurant in Paris zu ergattern. Dafür nimmt er sogar weite Wege auf sich. Doch in Paris trifft er nicht nur auf einen überaus strengen Chef, sondern auf Neider und Widersacher.
Die Geschichte von Yazid Ichemrahen
Das Drehbuch von Cédric Ido beruht auf dem autobiografischen Roman „Un rêve d’enfant étoilé“ von Yazid Ichemrahen, der als Sohn marokkanischer Eltern 1991 in der französischen Kleinstadt Épernay geboren wurde. Seine schwierige Kindheit verbrachte er großteils in Pflegefamilien und Heimen, begann nach einer heiklen Pubertätsphase aber eine Ausbildung in einer Patisserie und arbeitete sich hartnäckig nach oben, bis er 2014 im Alter von 23 Jahren als jüngster Franzose zum Weltmeister des Eisdesserts avancierte. Inzwischen betreibt er in Avignon seine eigene Pâtisserie und hat Boutiquen auf Mykonos, in Gstaad und Katar gegründet. Zudem beliefert er eine Hotelkette in Afrika und prominente Küchen in aller Welt. In den sozialen Netzwerken hat der Konditorenstar siebenstellige Follower-Zahlen.
„Sterne zum Dessert“ besitzt zwei Handicaps. Der Underdog-Film beruht auf einem realen Fall mit bekannten Eckdaten und der erzählt die paradigmatische Geschichte eines phänomenalen Aufstiegs mit Happy End. Ido und der Regisseur Sébastien Tulard begegnen dem mit einer unnötig komplizierten Erzählstruktur, bei der es zuweilen schwerfällt, den Überblick zu behalten. Während weite Teile der Inszenierung im Jahr 2006 spielen, ist ein zweiter großer Block sieben Jahre später an der Côte d’Azur angesiedelt, wo Yazid einen Sponsor für die Weltmeisterschaft akquiriert und sich in einem Grand Hotel auf das Turnier vorbereitet. Zwischendurch aber springt die Erzählung auch in die Kindheit von Yazid zurück, wobei die Flashbacks vor allem die schwierige Beziehung zur Mutter illustrieren, die dem Jungen immer wieder Knüppel zwischen die Beine wirft.
Ein süßer Mutmacherfilm
Marwan Amesker spielt den Jungen mit großer Natürlichkeit als ebenso cleveres wie einfallsreiches Stehaufmännchen, das sich früh eine dicke Haut zulegt, die ihm später viel helfen wird. Als Teenager und junger Mann wird Yazid von Riadh Belaïche verkörpert, der in Frankreich als Influencer bekannt geworden ist. In seiner ersten Kinorolle löst Belaïche die Aufgabe ganz ordentlich, auch wenn dem autodidaktischen Komödianten bei ernsten Szenen noch einige Facetten im Ausdrucksspektrum fehlen.
Die größte Schwäche des Mutmacherfilms sind jedoch die Nebenfiguren, die zumeist allzu stereotyp angelegt sind und keine nennenswerte Entwicklung durchlaufen. Das gilt für den missgünstigen Küchenrivalen Julien (Estéban) wie für den cholerischen Küchenchef Massena (Jean-Yves Berteloot) oder Yazids treuen Kumpel Man (Dycosh), der ihn bei den Vorbereitungen auf den Wettbewerb tatkräftig unterstützt, der wie ein sportlicher Wettkampf inszeniert wird. Selbst Yazids Mutter ist allzu einseitig als destruktive Entwicklungsbremse für ihren Sprössling angelegt, der lange vergeblich um ihre Anerkennung kämpft.