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Leider gibt es keine Kinos.
Filmkritik
Die USA zur Zeit des Wilden Westens: Als Baby verliert Fortuna „Lucky“ Prescott ihre Mutter bei einem Unfall; diese arbeitete als Kunstreiterin bei einem Rodeo. Das Mädchen wächst bei den reichen Großeltern väterlicherseits an der Ostküste auf und kehrt mit etwa 12 Jahren zurück in die Welt seiner Eltern im ländlichen Westen. Die ungestüme und dickköpfige Lucky lernt auf ihrer Reise durch Zufall einen wilden Mustang kennen, der mit seiner Herde frei in der unberührten Wildnis lebt. Im kleinen Western-Städtchen Miradero schließlich angekommen, trifft Lucky ihren Vater wieder; beide müssen sich erst einmal wieder aneinander gewöhnen. Den häuslichen Unfrieden kann immerhin der Umstand lindern, dass Lucky rasch Freundschaft schließt mit zwei gleichaltrigen Mädchen vor Ort, Prudence Granger und Abigail Stone. Im Pferde-Corral der Stadt trifft sie den wilden Mustang wieder, der inzwischen von zwielichtigen Cowboys eingefangen wurde. Mit Hilfe ihrer Freundinnen gelingt es Lucky, das Vertrauen des Tieres zu gewinnen. Das ist der Auftakt einer Reihe von aufregenden Abenteuern.
Dauerbrenner „Pferdefreundschaft“
„Alles Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde“ dichtete schon Mitte des 19. Jahrhunderts Autor Friedrich von Bodenstedt (1819-1892): Das Motiv „Pferdefreundschaft“ ist in der westlichen (Jugendbuch-)Literatur tief verankert; „Black Beauty“ etwa erschien 1877 in England, Walter Farleys „The Black Stallion“ („Blitz, der schwarze Hengst“) 1941 in den USA und Ursulas Bruns’ „Dick und Dalli und die Ponys“ 1952 in West-Deutschland. Film und Fernsehen griffen die populären Stoffe gerne auf: Black Beautys Geschichte erlebte schon in der Stummfilmzeit diverse Verfilmungen, Francis Ford Coppola produzierte 1979 eine von Caroll Ballard inszenierte „Black Stallion“-Adaption, während „Dick und Dalli“ bereits in den späten 1950er-Jahren zur kommerziell erfolgreichen Filmreihe um das imaginäre Gestüt „Immenhof“ umgestrickt wurde. Rund um die drei Franchises entwickelte sich ein ganzes florierendes Genre, dessen Spektrum vom „Pferdeflüsterer“ bis hin zu „Ostwind“ reicht – die Geschichte des Aufbaus einer Freundschaft zwischen einem wilden, ungestümen Pferd und zumeist einem jungen Mädchen hat einen quasi unzerstörbares Anreiz.
Auch der Animationsfilm hat sich des Themas angenommen, insbesondere das Dreamworks Animation Studio, das 2001 den Spielfilm „Spirit – Stallion of the Cimarron“ in die Kinos brachte – eine Ode an den unbezähmbaren „amerikanischen“ Spirit, allerdings mit einer merkwürdigen Verbeugung vor dem Völkermord an den Ureinwohnern vor dem Hintergrund des „Wilden Westens“. Die kommerziell erfolgreiche Kinofilm-Idee wurde dann 2017 in der Serie „Spirit – Riding Free“ weitergeführt, die es inklusive Spin-Offs inzwischen auf rund 70 Folgen geschafft hat. Aufgrund der Popularität der Serie entschloss sich die Führungsetage von Dreamworks Animation wiederum, dem Franchise einen weiteren Kino-Film zu gönnen. Das Budget zu „Spirit – Frei und ungezähmt“ wurde bewusst gedeckelt, die Animation an ein Unterstudio ausgelagert (Jellyfish Studios in Großbritannien) – ein Hinweis auf die mögliche Entwicklung der Produktionsmittel im Zeiten des Zusammengehens von Streaming-Diensten und Animationsproduzenten.
„Politisch korrekt“ und bildstark
„Spirit – Frei und ungezähmt“ ist, anders als „Spirit – Stallion of the Cimarron“, ein „politisch korrektes“ Unterfangen, vor und hinter der Trickkamera. Regisseurin Elaine Bogan und ihr Co-Regisseur Ennio Torresan griffen auf die renommierten Autorinnen Aury Wallington und Kristin Hahn zurück, produziert wurde der Film von Karen Foster unter den herausfordernden Umständen der Corona-Pandemie. Die drei weiblichen Hauptfiguren spiegeln drei Ethnien der USA wider; Lucky hat mexikanische Wurzeln, Prudence ist kaukasischer Abstammung, Abigail von afro-amerikanischer Herkunft. Niemand raucht, keiner trägt eine Schusswaffe, kein falsches Wort fällt – das begleitende Elternteil kann beruhigt sein; der Film ist so bemüht saubere und „kindgerechte“ Filmunterhaltung, dass es an Sterilität grenzt.
Und dennoch, aufgrund des unzerstörbaren Motivs der Pferdefreundschaft bereut man den Besuch des Kinos nicht; die Bilder der geradezu penetrant in bezauberndes Morgen- oder Abendlicht getauchten Geschichte haben Reiz und machen Freude hinzuschauen, was an einigen Stellen großzügig über die etwas limitierte Animation hinweghilft. Die Story und die Charaktere bleiben liebenswert-schlicht; das vergnügliche Erzähltempo hilft mehr als einmal über so manche dramaturgische Klippe hinweg. Dabei sollte das Publikum die vielsagenden Blicke der Pferde (und Esel) im Auge behalten, die damit in den besten Momenten des Films die Handlung kommentieren. Für Fans des Franchises sei angemerkt, dass die Geschichte ein „Mid-quel“ darstellt: Sie spielt nach dem ersten Spielfilm von 2001 und vor der TV-Serie von 2017 beziehungsweise ist deren nachträglicher Pilotfilm.
Gewidmet wurde diese fehlerfreie, solide Kinderunterhaltung dem im vergangenen Jahr im Alter von sechzig Jahren viel zu früh verstorbenen Co-Regisseur von „Spirit – Stallion of the Cimarron“, Kelly Asbury.