Spider-Man: No Way Home - The More Fun Stuff Version
- RegieJon Watts
- Dauer135 Minuten
- GenreAbenteuerScience FictionAction
- AltersfreigabeFSK 12
Vorstellungen
Leider gibt es keine Kinos.
Filmkritik
Am Ende von „Avengers: Infinity War“ (2018) löschte der außerirdische Superschurke Thanos mit einem Fingerschnippen die halbe Menschheit aus. Kann man machen. In „Avengers: Endgame“ (2019) reiste dann eine Superhelden-Rumpftruppe durch die Zeit, um diesen Massenmord zu verhindern. Auch das geht. Wer allerdings diese Geschichten schon für abgedreht hält, der sollte besser die Finger vom neuen Abenteuer der freundlichen Spinne aus der Nachbarschaft lassen. Denn bei dem, was Regisseur Jon Watts und sein Autorenteam Chris McKenna und Erik Sommers in „Spider-Man – No Way Home“ entfalten, muss man wirklich jede Hoffnung auf einen Rest an Glaubwürdigkeit fahren lassen.
Die Leiden des jungen Helden
Dabei ist die Ausgangslage für Spider-Man/Peter Parker wahrlich schon mal angenehmer gewesen. Am Ende von „Spider-Man: Far from Home“ (2019) hatte der kriminelle Illusionist Mysterio (Jake Gyllenhaal) seinen letzten Trumpf ausgespielt: Er ließ die Welt nicht nur glauben, dass Spider-Man sein Mörder sei, sondern gab auch dessen geheime Identität preis. Von nun an verwandelt sich das Leben von Peter Parker und aller Menschen, die ihm nahestehen, in eine komplette Unmöglichkeit. Als seiner Freundin MJ (Zendaya) ein Platz am College verwehrt wird, reicht es dem enttarnten Helden. Es muss etwas unternommen werden!
Da trifft es sich gut, dass Parker seit seinen Abenteuern mit den Avengers gut mit Dr. Strange (Benedict Cumberbatch) bekannt ist. Der erklärt sich selbstverständlich bereit, für Parkers persönliches Anliegen die fragile Raumzeit zu manipulieren, um mittels eines komplizierten Zauberspruchs jegliche Erinnerung an die wahre Identität von Spider-Man auszulöschen. Allerdings quatscht Parker beim Aufsagen der Formel dazwischen – und dann ist es auch schon passiert: Superschurken aus Parallelwelten gesellen sich zur ohnehin bereits angespannten Lage. Immerhin handelt es sich zur Freude der geneigten Fans um ziemlich illustre Gäste.
Willkommen im Metaverse
Wobei man an dieser Stelle schon genau sein muss: „Spider-Man: No Way Home“ will so dermaßen „Meta“ sein, dass es sich tatsächlich um alle Gegenspieler aus den alten Spider-Man-Filmen mit Tobey Maguire („Spider-Man 1-3“) und Andrew Garfield („The Amazing Spider-Man 1+2“) handelt. Mit dabei sind also Norman Osborne (Willem Dafoe), Dr. Octopus (Alfred Molina), Sandman (Thomas Haden Church), der Lizard (Rhys Ifans) und Electro (Jamie Foxx). Dieser Blockbuster ist ein Klassentreffen.
Mehr Nostalgie und Service für Fans geht eigentlich nicht. Zumindest nicht in einem einzigen Film. Dafür aber müssen die Macher ihre Geschichte und die Motive ihrer Figuren hart an den Abgrund zur Unglaubwürdigkeit und Lächerlichkeit rücken. Denn wer soll dem Magier Dr. Strange ernsthaft diese naive Hilfsbereitschaft abkaufen, bei der das Leben unschuldiger Menschen auf dem Spiel steht? Und warum schickt Spider-Man seine wenig zimperlichen Gegenspieler nicht sofort in ihre eigenen Dimensionen zurück? Die Autoren appellieren an das gute Herz des Helden. Eigentlich hätten sich da bereits die Drehbuchseiten vor Schmerzen krümmen müssen.
Sicherlich lässt sich in diesem ganzen Treiben ein metaphorischer Sinn finden. Die neue Trilogie ist als eine Coming-of-Age-Story angelegt. Der jetzt von Tom Holland gespielte Spider-Man ist ein Teenager, der in diesem Film in eine Identitätskrise geschickt wird. An der Schwelle zum College können die Dinge nicht so bleiben, wie sie einmal waren. Da hilft kein Zauber und auch kein Spinnensinn. Doch „Spider-Man: No Way Home“ will eben auch ein Superheldenfilm sein, der hier aber reichlich um die persönlichen Probleme seiner Hauptfigur kreist.
Es kommt keine Bedrohung auf
Auch wenn die neue Version deutlich dunkler geraten ist, als es die Vorgänger „Homecoming“ und „Far from Home“ waren, will beim Auftritt von Dr. Octopus & Co. keine wirklich existenzielle Bedrohung aufkommen. Natürlich ist das alles ein gewaltiges Actionfeuerwerk. Es entzündet sich allerdings um ein leeres Zentrum herum. Denn letztlich geht es um nichts. Der Film ist die Wiederholung der seriellen Wiederholung. Das Marvel Cinematic Universe kommt hier zu sich: eine endlose Kino-Serie. Wer sich dort eingekauft hat, der kommt auf seine Kosten. Aus sich selbst heraus entwickeln die einzelnen Teile jedoch kaum noch Magie.
Es ist ein Kino für Serienliebhaber, die sich gerne in bekannten Welten wiederfinden und lieb gewonnene Charaktere wiedertreffen. Der geneigte Fan wird mit „Spider-Man – No Way Home“ seine wahre Freude haben. Das war es dann aber auch schon. Der Film ist ein Blockbuster, der all das macht, was gegenwärtige Superhelden-Blockbuster so machen: Die Figuren nehmen sich nicht ernst, alles wird ironisch gebrochen und in einer Großstadt gehen allerhand Dinge zu Bruch. Technisch gesehen ist das makellos, auch wenn die CGI-Action-Szenen wie an einer Schnur gezogen, ohne jeden Rhythmus, vorbeirauschen.
Vielfalt sieht anders aus
Das wirklich Beunruhigende an „Spider-Man – No Way Home“ ist, dass der Film die Richtung künftiger Blockbuster aufzuzeigen scheint. Eine vielfältige Zukunft für das Blockbuster-Kino und seinen erzählerischen Furor sieht anders. Die Rockband „The Cure“ hat das in ihrem Hit „Lullaby“ schon auf den Punkt gebracht: „Spider-Man is always hungry“. Das ist die Logik. Die Marken regieren die Leinwand, und Fun ist ein Stahlbad.