Vorstellungen
Leider gibt es keine Kinos.
Filmkritik
Der Vorspann ist ein Werbespott für Sonnenschutzcreme: Ein bronzeroter Körper, Strähnchen im Haar, brät in der gleißenden Sonne. Weiße Fliesen, weiße Handtücher und das Wasser im Pool jadegrünblau. Zum Discobeat dreht Ivan Birds bewegliche Kamera Pirouetten und senkt sich wie im Sturzflug auf das Poolszenario. Gemischte Close-ups auf den etwas zu runden Bauch des Protagonisten und das Eis im Whiskyglas. Dazu parallele Blicke auf einen Sportwagen, in dem eine hübsche Brünette über eine serpentinenreiche, flirrende Einöde dem Poolszenario zusteuert. „Spanien ist nicht zu heiß für mich. Ich liebe es scheiß heiß!“ Mit Sätzen wie diesen erklärt der ruhebedürftige Ex-Gangster Gal, der sich an seinem geliebten Pool entspannt, wie sehr er Spanien schätzt. Ein paar Bilder von einer Grillparty mit Freunden und eine Tanz-Sequenz in Slow Motion, in der Gal und die Ex-Animierdame Deedee wie ein verliebtes Paar in einem Traum vom Glück inszeniert sind, bilden die Ouvertüre zu „Sexy Beast“, mit dem der Werbe- und Musik-Clip-Filmer Jonathan Glazer (Unkle, Blur, Levi’s-Spot „Bewegungsfreiheit“) sein Spielfilmdebüt gibt. Gal liebt Deedee, mit der er offensichtlich sein Leben als Rentier auf der mittelständischen Hazienda zu genießen weiß. Gutes Essen, kühles Bier, der geliebte Pool und ab und zu eine Hasenjagd mit einem Freund und einem spanischen Boy machen das Easy-Go-Lucky-Szenario perfekt. Als ein alter Bekannter, Don Logan, sich überfallartig in der Villa einquartiert, ist der Frieden erst einmal dahin. Don soll eine Gang für einen spektakulären Bankraub zusammenzustellen, was sich recht verzwickt gestaltet, zumal Don ein drahtiger Sadist ist, der – einem Don Vito Corleone vergleichbar – Gal mit Angeboten lockt, die nur schlecht abzulehnen sind. Don pflegt eine direkte Ausdrucksweise, die mit einem Stakkato von Four-Letter-Words selbst hartgesottenen Unterweltgrößen die Sprache verschlagen kann. Kurz: „Sexy Beast“ kultiviert eine Sprache, die bestens zu „Umgangsformen“ mit großkalibrigen Revolvern passt. Bei all dem entwickelt Jonathan Glazer ein psycho-physisches Angstszenario zwischen zwei ungleichen Streithähnen und die spannende Frage, macht er mit oder nicht, bis es zu einer überraschenden Wendung kommt. Der rehäugige Gandhi-Darsteller Ben Kingsley gibt den unberechenbaren Don eine animalische Ausstrahlung, während Ray Winstone dem Rentier Gal einen gemütlichen, aber nicht weniger dickköpfigen Touch verleiht. Kurzweilig geschnitten und inszeniert, durchziehen Voice-Over-, Zeitlupen- und Traumsequenzen den auch mit 88 Minuten kurzgeschnittenen Film. Jonathan Glazers Herkunft vom Werbefilm und Musik-Clip-Genre lässt sich nicht verbergen: Gestaltung, Ausstattung und Roque Baños musikalische Arrangements lassen tempo- und rhythmusmäßig nichts zu Wünschen übrig. In Sachen Logik hält das Drehbuch indessen keiner allzu harten Prüfung stand. Da entlarvt Gal die Gedankenwindungen des bösen Don und dessen tieferliegenden Motive, nach Spanien zu kommen, aber es wird nicht nachvollziehbar, warum Gal dann doch bei dem Überfall mitmacht, obwohl er Don von den Vorteilen der Ruhe am Pool doch überzeugen konnte. Als erfahrener Werbefilmer weiß Jonathan Glazer, wie er seine Protagonisten durch Wände gehen lassen kann, und so auch hier. Einen inszenatorischen Höhepunkt findet „Sexy Beast“ in einer Einbruchsszene unter Wasser. Der Tresorraum einer Londoner Bank wird geflutet, als die Einbruchspezialisten sich mit schwerem Gerät durch eine Wand arbeiteten. Hier entpuppt sich Glazers Spielfilmdebüt als ein banaler Psychohorrortrip, in dem sich harte Kerle Angst und Schrecken einjagen. “There’s no business like Mafia-Business.” Vielleicht sollte man „Sexy Beast“ als schonungslose Parodie auf die Banalität des Bösen interpretieren. Fazit: Wenn Clipfilmer filmen, dann geht die Linse auf Tuchfühlung mit der Oberfläche, aber durchdringen kann sie sie nicht.