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Filmkritik
Die Frau, auf die sich der Feuersalamander im Titel bezieht, heißt Catherine (Marina Foïs), kommt aus Frankreich und beginnt den Film mit ihrer Ankunft in Brasilien. Sie besucht ihre Schwester Aude (Anna Mouglalis), die dort verheiratet ist, im reichen Bürgertum, das wird gleich beim Willkommensdinner klar. Vor einem Monat ist der Vater der beiden gestorben, Catherine hat ihn gepflegt, Aude war nicht da. Jetzt gibt sie Catherine dafür Unterkunft für den Erholungsurlaub, eine Entschuldigung quasi, nicht zur Freude ihres Gatten. Der mag keine Gäste in seiner Hochhauswohnung mit Terrasse zum Meer. Aber Catherine bleibt eh nicht lang, denn sie benimmt sich ungezogen und fliegt daraufhin raus.
Vorerst allerdings begrüßt sie am ersten Morgen das Meer, der Film geht langsam mit ihr über den Strand, beobachtet sie dabei, wie sie beobachtet. Auch für den Rest der Geschichte wird die Kamera nah an ihr bleiben, stets ihre Miene zeigen, die dem Geschehen gern als Kommentar zugeordnet wird: ein Wechselspiel von Erstaunen, Unsicherheit, Manie. Catherine könnte Anfang fünfzig sein, in ihrem Gesicht ist das Alter schon sichtbar, ansonsten regiert noch attraktiv der Turnschuh. Kaum lagert sie am Beach, kommt Gil (Maicon Rodrigues), ein lokaler Bursche, jung und frech, der Flyer für die Bar verteilt, in der er arbeitet. Er legt sich eng an Catherine dran, macht sie auf höchst plumpe Weise an, sie setzt dem nichts entgegen, und schon hat der Film die erste Sympathie verspielt. Man weiß jetzt, was passieren wird.
Eine Unterhaltung ist nicht möglich
Man weiß zwar noch nicht, wie schnell, wie peinlich, wie klischeebehaftet das passieren wird, aber bis zu dieser Erkenntnis dauert es nicht lang. Catherine geht in Gils Nachtclub, kurz darauf wird rumgeknutscht. Catherine spricht nur Französisch, Gil nur Portugiesisch, eine Unterhaltung ist nicht möglich, Anfassen schon. Tatsächlich beginnt eine Affäre, für die Catherine alsbald Gil in die Wohnung schafft, während Aude und ihr Gatte nicht da sind. Sie haben Sex in deren Ehebett und Stress, nachdem das auffliegt. Catherine sucht sich eine eigene Bleibe, in der sie mit Gil eheliches Spießertum nachstellt. Sie beginnt freiwillig, ihm Geschenke zu machen, wird von ihm zusätzlich finanziell abgezockt – nichts Neues unter der Sonne.
So weit, so sextouristisch. Aber im Gegensatz zu etwa Ulrich Seidl will Alex Carvalho in seinem Debütfilm nicht von den Schmerzen dieses Geschäftsmodells erzählen, und nur sehr marginal von Rassen-, Klassen-, Altersdifferenzen oder den kulturellen Gräben zwischen der „Gringa“ und dem aufstrebenden kleinen Geschäftemacher. Er will stattdessen die Geschichte einer großen Leidenschaft inszenieren – das kann man zumindest vermuten, nachdem alle naselang eine Sexszene im Bild ist, in der die helle und die dunkle Haut ausgestellt werden, die Passion der beteiligten Frau, die Demut in ihrem Blick, die Freude an der Macht in seinem. Sexuelle Hörigkeit als Stilmittel und Inhalt des Films werden rasant nervtötend.
Vor allem weiß man am Ende nicht, warum man die Geschichte sehen soll. Nichts an ihr weist über sie hinaus, es gibt keinerlei Erkenntnisgewinn, abgesehen davon, dass man vom Regisseur blasiert erklärt bekommt, zu welchem Maß an Selbstbetrug Frauen fähig sind. Gut möglich auch, dass die Abneigung gegen den Plot am freudlosen Spiel der beiden Hauptdarsteller liegt, deren Engagement für ihre Liebesaffäre nahezu gleichgültig wirkt, richtig glaubwürdig jedenfalls nie. Wobei, das muss man Carvalho – oder dem zugrunde liegenden Roman von Jean-Christophe Rufin – lassen, es gibt zwischendurch immerhin einen Immobilienschwindel und einen Kunstraub.
Die Liebe ist von Anfang an zu dumm
Vielleicht sollte da doch ein Krimi erzählt werden, Liebe und Ausbeutung als Sprungbrett ins Verbrechen, aber die Liebe ist von Anfang an zu dumm und das Verbrechen zu undurchsichtig, man versteht nicht, wie weit Gil freiwillig dabei ist oder ob seine miesen Kollegen aus dem Nachtleben dahinterstecken. Erstaunlich ist, dass an so einem Drehbuch Thomas Bidegain beteiligt war, ein Mann, der durchaus großartige Filme geschrieben hat. „Salamandra“ gehört nicht dazu.