- RegieSarah Smith, Jean-Philippe Vine
- ProduktionsländerVereinigte Staaten
- Dauer107 Minuten
- GenreKomödieAnimationScience FictionFamilie
- Cast
- AltersfreigabeFSK 6
- TMDb Rating8/10 (1588) Stimmen
Vorstellungen
Leider gibt es keine Kinos.
Filmkritik
Eigentlich ist Barney ein Teenager wie andere auch. Wenn er bloß nicht so linkisch und unbeholfen im Umgang mit seinen Mitschülern wäre! Damit nicht genug: Er leidet an Asthma und stammt aus einer armen bulgarischen Einwandererfamilie. Sein verwitweter Vater verkauft übers Internet selbsterfundene Artikel, die niemand braucht, seine Großmutter hält noch immer Ziegen und Hühner im Haus. In der Schule muss Barney auf Anordnung einer wohlmeinenden Lehrerin auf der sogenannten „Kumpelbank“ Platz nehmen, in der Hoffnung, dass sich jemand zu ihm setzt. Die größte Schmach aber ist, dass Barneys Vater es sich nicht leisten kann, ihm einen B-Bot zu kaufen. B-Bots sind kleine, runde Roboter, die ihren Besitzer überall hinbegleiten, alles über seine Vorlieben und Hobbys wissen, ihn mit dem Internet verbinden, Spiele spielen, Kontakte herstellen. Ein bisschen sehen sie aus wie R2D2 – nur dass sie ihre Erscheinung ständig verändern können.
Die Handlung kommt in Gang, als Barneys Vater einen B-Bot auftreibt, der vom Laster gefallen ist und darum nicht mehr richtig tickt. Ohne vorinstallierte Software muss der kleine Kerl namens Ron alles mühsam erlernen, was seine Artgenossen sich in Sekundenschnelle hochgeladen haben. Seine Fehlfunktionen aber sind ungemein lustig – und äußerst hilfreich, etwa wenn Ron Barneys Feinde vermöbelt. Das kann der Herstellerfirma nicht recht sein, darum will sie Ron „zurückrufen“. Barney bleibt nichts anderes übrig, als seinen wundervollen neuen Freund zu verstecken.
Hohelied auf die wahre Freundschaft
„Ron läuft schief“ ist der erste abendfüllende Film von Locksmith Animation, einem in London ansässigen Filmstudio, das 2014 von Sarah Smith und Julie Lockhart gegründet wurde. Sarah Smith zeichnet mit Jean-Philippe Vine auch für die Regie verantwortlich. Smith, die zuvor „Arthur Weihnachtsmann“ inszenierte, singt in ihrem neuen Film ein Hohelied auf die wahre Freundschaft – und den Charme des Unperfekten: Während man anzweifeln darf, ob die anderen Kinder mit ihren überteuerten, seelenlosen Bots, die ein wahres Arsenal an Gadgets zur Verfügung haben, überhaupt wirklich befreundet sein können, machen gerade Rons zahlreiche Fehlfunktionen ihn nicht nur liebenswerter, sondern durch die Lernprozesse, denen er sich unterziehen muss, auch ein wenig menschlicher.
Interessant ist in diesem Zusammenhang noch ein anderer Aspekt. Erfunden hat die B-Bots ein Computernerd namens Marc, der mit seinen öffentlichen Auftritten nicht von ungefähr an Mark Zuckerberg oder Steve Jobs erinnert. Er verkauft die kleinen Roboter zwar als Freunde der Kinder, insgeheim aber fragt er ihre Daten ab und will sie zu hemmungslosem Konsum verleiten. Eine unverhohlene Kritik an Tech-Riesen wie Apple und Internet-Giganten wie Google, Facebook und Co., und doch muss der Film auch konstatieren, dass es die sozialen Medien gibt und sie sich auch nicht mehr wegdiskutieren lassen. Alles andere wäre unrealistisch.
Liebevoll kreierte Figuren
Abgesehen von diesen Seitenhieben ist „Ron läuft schief“ eine detailfreudig animierte Komödie mit liebevoll kreierten Figuren. Barney sieht mit seinen kurzen Haaren und den großen Ohren von Beginn an wie ein Außenseiter aus, sein Vater wechselt mit seinen absurden Geschäftsideen zwischen Naivität und Traurigkeit, am köstlichen aber ist die füllige Großmutter, die mit ihrem schweren Akzent – im Original gesprochen von Olivia Colman – sofort für sich einnimmt. Der Humor entsteht vor allem durch die Fehlleistungen von Ron, die ihn für seine Umwelt so unakzeptabel machen. Wenn er sich ganz altmodisch mit selbstgedruckten Plakaten auf die Suche nach Freunden für Barney macht, sorgt er auch für den anrührendsten Moment.