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Filmplakat von Requiem For A Dream

Requiem For A Dream

102 min | Drama
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In diesem Film haben vier Personen was gemeinsam. Alle vier leiden unter der Macht der Drogen. Einer der Personen ist Hausfrau Sara, die auch ein TV- sowie Naschwerk Junkie ist. Und als sie angeblich ihrer Meinung nach bei einem Quizshow teilnehmen soll, wird zusätzlich eine Radikalkur durchgezogen. Ihr Sohn, der ebenfalls unter dem Drogenkonsum leidet, merkt von der Veränderung der Mutter nichts. Er und sein Freund sind eher damit beschäftigt, Drogen zu beschaffen. (VA)

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Filmkritik

Darren Aronofsky, der selbst gesteht, mit Disney-Filmen groß geworden zu sein, es aber bereits als Student nicht fertig brachte, Hubert Selby jr.’s Roman „Last Exit to Brooklyn“ aus der Hand zu legen, hat nach seinem Aufsehen erregenden Debütfilm „Pi – der Film“ (fd 33 608) das Thema Drogen gewählt. Aronofskys „Requiem for a Dream“, der in den amerikanischen Kinos etwa zeitgleich mit Steven Soderberghs „Traffic – Macht des Kartells“ (fd 34 766) erschien, ist so etwas wie die ungeschminkte Kehrseite des politischen Dramas, das Soderbergh inszeniert hat. Fernab von allen Kompromissen mit dem Kommerzkino verbohrt sich Aronofsky in das Drogenproblem wie ein Besessener, der sich den Teufel darum schert, ob seine Methoden originell und seine Darsteller erträglich sind, sondern der das Monster, das es zu entfesseln gilt, mit einer ihrerseits monströsen Attacke zu demaskieren und zu überwältigen versucht. Die Hauptfigur seines Films ist weder die einsame Witwe, die sich ihren Traum vom lange ersehnten Auftritt in einer Fernsehshow um jeden gesundheitlichen Preis erfüllen will, noch deren Sohn, der mit Drogen handelt und dabei der Abhängigkeit verfällt, sondern es ist die Sucht selbst, die von Szene zu Szene immer gegenständlicher erfahrbar und immer destruktiver wird. Die filmische Ästhetik, mit der Aronofsky zu Werke geht, ist entwaffnend und kompromisslos, nichts anderem verpflichtet als der kinematografischen Entlarvung eines Feindes, der sich gemeinhin hinter der Maske von Euphorie und Illusion zu verbergen pflegt. Sara Goldfarb lebt in einem heruntergekommenen Appartement nahe dem Vergnügungspark Coney Island und verbringt ihre Tage damit, sich in die Scheinwelt einer Fernsehshow hineinzuträumen. Realität und Vorstellungswelt mischen sich vollends, als sie einen Brief in ihrer Post findet, der ihr einen Auftritt in ihrer geliebten Sendung verheißt. Das rote Kleid aus besseren Tagen, das sie für die ersehnte Gelegenheit hervorkramt, passt nicht mehr. Sie lässt sich einen Arzt empfehlen, der ihr Übergewicht durch Pillen zu kurieren verspricht. Mit ritueller Gläubigkeit nimmt Sara morgens, mittags und abends die „Medikamente“ ein, ohne dass es sie kümmern würde, wie sie langsam in immer größere Abhängigkeit gerät. Währenddessen steigt ihr Sohn Harry in den Handel mit Drogen ein, und testet gemeinsam mit seiner Freundin den Stoff auch persönlich. Von da an ist es für alle ein unaufhaltsamer Weg in die immer überwältigender werdende Sucht. Aronofsky beschreibt kaum etwas, das nicht auch andere Drogenfilme seit Otto Premingers „Der Mann mit dem goldenen Arm“ (fd 4858) thematisiert hätten. Von den meisten seiner Vorgänger unterscheidet sich sein Film aber durch die Rigorosität, mit der er den Zuschauer in die Psyche seiner Figuren hineinversetzt. Dazu ist ihm jedes Mittel recht, das der Experimentalfilm der letzten Jahrzehnte hervorgebracht hat. Ohne Rücksicht auf filmische Kongruenz benutzt Aronofsky in zorniger Übersteigerung extreme Großaufnahmen, hektische Schnitte, Farbmanipulationen, Split-Screen und fieberhafte Geschwindigkeitsbeschleunigungen. Seine Darsteller müssen in einem Marathon totaler Selbstentäußerung ihre Rollen in Extreme führen, denen sich vermutlich nur wenige Schauspieler gewachsen fühlen. Sara degeneriert zu einem mit Schocktherapie behandelten, zuckenden, unkontrollierbaren Bündel, Harry verstümmelt nicht nur seinen Körper, sondern fortschreitend auch seine individuelle Menschlichkeit; seine Freundin nimmt jede von ihr verlangte Erniedrigung auf sich, um an neuen Stoff zu kommen. Die Zerstörung der konventionellen Filmsprache, die delirierenden Fetzen optischer und akustischer Wahrnehmung, die Aronofskys Film gelegentlich bis in die Nähe des Surrealismus treiben, dienen zu nichts anderen als der Illustration der gnadenlosesten Form menschlicher Selbstzerstörung. Aronofskys halluzinatorischer Voyeurismus mag manche Zuschauer abstoßen, doch entziehen kann sich ihm wohl keiner. Nach Kubricks „Uhrwerk Orange“ (fd 17 806), Ferraras „Bad Lieutenant“ (fd 30 227) und Scorseses „Bringing Out the Dead“ (fd 34 225) war ein Film wie dieser wohl überfällig.

Erschienen auf filmdienst.deRequiem For A DreamVon: Franz Everschor (19.6.2024)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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