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Filmplakat von Playtime

Playtime

124 min | Komödie | FSK 12
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Hauptdarsteller des Films ist eine Stadt: hypermodern, verwirrend komplex und unmenschlich. Für Monsieur Hulot ist sie ein Labyrinth, in dem er sich verirrt und das er mit seiner Neugier und Menschlichkeit durcheinanderbringt. Am Flughafen kommt derweil eine junge Touristin an, für einen Tagesausflug in die moderne Stadt. Sie besichtigt das urbane Labyrinth, in das sich Hulot verwickelt hat. Als sie sich treffen, nimmt das Leben andere Formen an: Aus Staus werden Auto-Karussells, aus Strassenlampen eine Art Blumensträuße, aus Nachtclub-Dekorationen Umzäunungen ... Französischer Film aus dem Jahr 1967 von und mit Jacques Tati, der in einem Paris spielt, das nur noch aus Glas- und Stahlkonstruktionen besteht. Die Handlung dreht sich um die Suche des Monsieur Hulot nach Monsieur Giffard. Der Film ist als Modernismuskritik zu verstehen und brachte Tati an den Rand des finanziellen Ruins.

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Filmkritik

Ein Budget von 15 Millionen (neuer) Francs für eine auf Schienen montierte Großstadt-Kulisse, drei Jahre Arbeit, 70 mm-Breitfilm und zweieinhalb Stunden Aufführungsdauer (in der ursprünglichen Fassung): Diese Daten belegen den Standard, den Jacques Tati mit seinem vierten Film - zehn Jahre nach "Mein Onkel" - sich leistet. Der Aufwand und die Mühe waren nicht vergeblich. Gepflegt in allen Details, konsequent in der Konzeption und aesthetisch auf Hochglanz gebracht, präsentiert sich der Film in einer geradezu uneuropäischen Großzügigkeit, der man die Bewunderung nicht versagen kann - eine gewisse Bewunderung mindestens. Die Notwendigkeit, diesmal mit "großem Apparat" zu arbeiten, hat Tati von seinem Thema her begründet: Dem Leben in der modernen Weltstadt. Charakteristisch für dieses Leben sind in Tatis Augen ein mehr und mehr international normierter Stil, die imposante, in Glas und Metall glänzende Architektur der Hochhäuser und die zwischen aesthetisierender und funktionalisierender Tendenz schwankende, in jedem Fall aber radikale Organisation des Lebens. Tati ist also, das stellt man rückblickend fest, dem Thema seines letzten Films einigermaßen treu geblieben. Die seither sich abzeichnenden Tendenzen des Fortschritts liefern ihm, in leicht utopischer Übertreibung, den Stoff für seine Komödie. Zu diesen Tendenzen gehören auch die im Titel anvisierte Anglisierung der Sprache und, sofern man dem Film eine "Aussage" entnehmen will, die Überwindung der lebensfremden Perfektion durch die Menschen, die auch in der geplanten Welt sich wieder einzurichten wissen. Handlungsmäßig läßt sich der Film schwer wiedergeben, da Tati konsequenter als je - freilich in Weiterführung früher schon verfolgter Absichten - auf die zielstrebige Anekdote mit fester Hauptfigur verzichtet. Wohl ist da Monsieur Hulot, der Unverwüstliche, allein er gerät im Verlauf des Films immer öfter an den Rand oder ganz außerhalb des Blickfeldes. Damit verdeutlicht sich aber auch eine in Tatis Filmen schon immer vorhandene Eigentümlichkeit, daß nämlich Menschen fast nur noch als Silhouetten in Erscheinung treten, reduziert auf gewisse - meist komische - Züge ihres Wesens. Es kristallisiert sich so eine Art "verselbständigter" Komik, der zwangsläufig ein Zug ins Kühl-Virtuose eigen ist. Das wird vor allem im ersten Teil, da Hulot sich im Labyrinth eines Büro-Hochhauses und in einer Waren-Messe zurechtzufinden sucht, noch unterstrichen durch die ebenso kühle - im übrigen sehr sorgfältig ausgearbeitete - Ästhetik des Dekors. Ins Gewicht fällt in diesem Zusammenhang auch, daß Tati einmal mehr die Sprache fast nur als Bestandteil der ihm wichtigen Geräuschkulisse einsetzt. So bleibt dem Zuschauer keine Chance, sich mit dieser Film-Welt menschlich anzufreunden. In der ersten Partie des Films, die einen zwischen Glastüren, Büro-Boxen und Verkaufsständen umherirrenden Hulot im Kampf mit der Tücke des Objekts zeigt, fällt auch auf, wie sehr sich Tati auf den langsam sich entwickelnden, der Spontaneität meist entbehrenden Gag verlegt, der nicht durch Verblüffung Lachen hervorruft, sondern als Spielerei Anlaß zum Schmunzeln gibt. Eine gewisse rhythmische Gleichförmigkeit und öftere Wiederholungen der Einfälle lassen hier einzelne Partien deutlich flau wirken. Nach einer fast rein pantomimischen Einlage, welche die uniforme Häuslichkeit der Fernsehfamilie zum Gegenstand hat, ändert sich der Rhythmus in der zweiten Hälfte des Films jedoch spürbar. Die Einweihung eines mondänen Etablissements, bei der die Handwerker vorzeitig den ersten Gästen Platz machen müssen, entwickelt sich dank vielfacher Mängel der unpraktischen oder unfertigen Einrichtung zu einem turbulenten Rummel, in welchem endlich steife Vornehmheit einer improvisierten, lockeren Fröhlichkeit weicht. Zum gerechten Ausgleich überläßt Tati hier den Amerikanern, die in organisierten Touristen-Kolonnen durch den ganzen Film ziehen und zumeist lächerliche Figur machen, die befreiende Initiative. Am Morgen nach dem Fest scheinen auch die Einheimischen ihre lebensfrohe Art wieder gefunden zu haben, und der großstädtische Verkehrsrummel formiert sich zum Bild eines beschwingt-heiteren Jahrmarkts. Man kann diesen sympathischen Schluß schätzen und auch die ganze Konzeption des Films verstehen; dennoch wird man den Eindruck nicht los, Tati habe mit seinem vierten Film den Sinn für die Proportionen etwas verloren und sei bei der Arbeit allzusehr durch die aufwendige Technik absorbiert gewesen. Man spürt dem Resultat die Anstrengung und den Fleiß an; Klugheit und Erfindungsgabe des Autors geraten, strapaziert durch die Großproduktion, ins Ausgeklügelte, die Komik verläuft sich in einer oft öden Weite. Oder hat sich Tati umgekehrt aus einer künstlerischen Krise in die technische Perfektion geflüchtet? Die Frage bleibt nach diesem Film offen. Denn an Einfällen leidet immerhin auch "Play Time" keinen Mangel. Ein erster Eindruck mag da leicht täuschen, weil Tati diskret zu Werke geht. Ein eigentümlicher Reiz seines Films liegt gerade darin, daß er dem aufmerksamen Zuschauer vielfach Gelegenheit bietet, im Bilde nach versteckten oder beiläufigen Pointen zu forschen. Solche Komik, die sich nicht aufdrängt und die ohne thesenmäßige Absicht dem Fortschritt kritisch auf die Finger schaut, gewährt trotz Schwächen des Films ein intelligentes Vergnügen.

Erschienen auf filmdienst.dePlaytimeVon: Edgar J. Wettstein (31.5.2024)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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