- RegieWes Ball
- ProduktionsländerVereinigte Staaten
- Produktionsjahr2024
- Dauer145 Minuten
- GenreAbenteuerScience FictionAction
- AltersfreigabeFSK 12
- IMDb Rating7.2/10 (53347) Stimmen
Cast
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Filmkritik
Das Königreich der Affen beginnt mit einem Abschied. Der leblose Körper des Affen Caesar, der als erster zu sprechen gelernt und seine Artgenossen über einen drei Filme spannenden Leidensweg in die Freiheit geführt hat, liegt aufgebahrt vor ihnen. Caesar ist der Messias, der erkennen musste, dass sein Volk, so sehr es sich auch von den Menschen unterscheidet, nicht nur deren Intelligenz, sondern eben auch ihre selbstzerstörerische Ader geerbt hat.
Ihr Konflikt mit der Menschheit, die am gleichen Virus zugrunde ging, der den Affen Intelligenz und Sprache gab, spannt sich mittlerweile über mehr als fünfzig Kinojahre. Die fünf „Planet der Affen“-Filme der 1960er- und 1970er-Jahre stellen eine ebenso disparate wie spleenige und sichtbar vom politischen Zeitgeist gefärbte Genre-Reihe dar, die lose um den Konflikt zwischen Menschen und Affen gestrickt wurde. Die Reboot-Reihe erzählte diesen Konflikt entlang der Lebensgeschichte des bereits in den Vorgänger-Filmen auftauchenden Affen Caesar neu.
Das Anthropozän soll weiter gehen
Mit „Planet der Affen 4: New Kingdom“ nimmt die Filmreihe jetzt Abschied von Caesar und seinen Versuchen, in friedlicher Koexistenz mit den verbleibenden Menschen zu leben. Wenige Generationen nach seinem Tod ist der Name ein Titel geworden. Sein Erbe wird als Legitimation für ein autoritäres Regime missbraucht. Proximus Caesar (Kevin Durand) ist der Affe an der Spitze dieses Regimes, das die Menschen jagt und ihre über das Land verstreuten Clans versklavt. Der Affendiktator, der so unerbittlich Jagd auf die versprengten Reste der Menschheit macht, will das Anthropozän aber weniger hinter sich lassen, als es unter in Primatenform neu aufleben lassen.
Sein Königreich ist um ein riesiges Bunkergewölbe errichtet, das als Refugium für die wenigen Homo Sapiens geschaffen wurde, die das von ihnen selbst in die Welt gesetzte Virus nicht dahingerafft oder ihrer Sprache und Intelligenz beraubt hat. In seinem Inneren leben längst keine Menschen mehr, doch ihre Technologie, ihre Waffen und ihr Wissen sind darin noch immer verborgen. Nur eine aus hunderttausenden Tonnen Stahl gegossene Tür trennt Proximus’ Affenkönigreich vom endgültigen Erbe der Zivilisation und ihrer Vernichtungskraft.
Das Zentrum der Handlung reflektiert damit recht gekonnt die Rolle des Affen in der Filmreihe, aber auch im Kino selbst, wo die Primaten allzu oft auf ein Dasein als Trittbrett der Evolution auf den Stufen zum Menschsein reduziert werden. Auf dem Planet der Affen aber, und davon zehrt das komplexe Beziehungsgeflecht aller Primaten- und Menschenarten in diesem Film, begegnet der Affe dem Menschen auf Augenhöhe.
Eine Häuserwelt hoch oben
Die wirkliche Gefahr scheint ein weiteres Mal weniger von der fremden Spezies als vielmehr von den falschen Propheten in den eigenen Reihen auszugehen. Die ersten Affen, die das zu spüren bekommen, sind die, die außerhalb der aus den stählernen Ruinen wachsenden Zivilisation leben. Der junge Schimpanse Noa (Owen Teague) ist einer von ihnen. Sein Clan hat alte Strommasten in große Baumhäuser verwandelt, die nicht nur die Affen, sondern auch die von ihnen domestizierten Falken beherbergen. Ein Idyll, das neben der expandierenden Zivilisation nicht weiter existieren soll, welche das Dorf überfällt und vernichtet. Noa ist der Einzige, der dem Massaker entkommt, das wie ein bitteres Echo der Frontier-Zeit erscheint, in der die indigenen Völker Nordamerikas abgeschlachtet oder verschleppt wurden.
In den Konflikt wird nicht nur Noa, sondern auch die junge Mae (Freya Allan) hineingezogen, eine Menschenfrau, womit „New Kingdom“ recht schnell den thematischen Faden des Mensch-Affen-Konflikts auf ähnliche Weise wieder aufgreift, wie es die Vorgänger der Neuverfilmungsreihe taten. Diese sich langsam manifestierende dramaturgische Nähe zu den Filmen davor ist die einzige Enttäuschung innerhalb des ansonsten hervorragend inszenierten und ans klassische Blockbuster-Kino angelehnten Sequels.
Zwischen Tragik und Hoffnung
Erneut ist es eine Atmosphäre zwischen Tragik und Hoffnung, die den Film trägt und die paradoxerweise gerade deshalb, weil sie mit Hilfe des Motion Capturing eingefangen und digital umpinselt ist, umso unverfälschter wirkt. Physis und Affekt der Affen, ihre Gebärden, die Direktheit und Zärtlichkeit ihrer Gesten, vermögen auch im vierten Teil des Reboots zu berühren, zu verstören und eben jene Schwere zu tragen, die nicht nur der Tragik, sondern auch dem epochalen Charakter des Films geschuldet ist.
Die morphologische Verschiebung der Perspektive gewährt auch dort neue Freiheiten, wo die Affen in Bewegung kommen. Mit ihrer Gewandtheit schwingt sich der vierte Teil trotz schwerer Diskursbrocken wie Erbsünde, Anthropozän oder tragischem Heldentum immer wieder zum Abenteuerfilm auf. Wie schon im Originalfilm von Franklin J. Schaffner aus dem Jahr 1968 gibt es in dieser mit viel Bombast, aber auch vielen Finessen konstruierten Welt viel zu bestaunen und zu entdecken. Die neue Welt, auch das schlägt so tragisch wie hoffnungsvoll eine Brücke zum Original – ist noch immer die alte.