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Filmplakat von Peter Pan

Peter Pan

76 min | Kinderfilm, Zeichentrick
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Live-Action-Adaption von J.M. Barries klassische Geschichte eines Jungen, der nicht erwachsen werden wollte und drei junge Geschwister in London rekrutiert, um sich ihm auf einem magischen Abenteuer auf der verzauberten Insel Neverland anzuschließen.

Vorstellungen

Cineworld-Cineplex
Mainfrankenpark 21
97337 Dettelbach

Filmkritik

Der US-amerikanische Regisseur und Drehbuchautor David Lowery gehört zu den wenigen Filmemachern, die den Spagat zwischen reinen Unterhaltungsfilmen und Arthouse-Produktionen problemlos bewältigen. Sein Film „The Green Knight“ (2021) war mehr ein bildgewaltiges Film-Enigma als ein typisches Ritter-Abenteuer, mit „A Ghost Story“ (2017) lieferte er eine zutiefst melancholische Geistergeschichte jenseits aller Horror-Konventionen. Aber auch der sensible Kinderfilm „Elliot, der Drache“ (2016), eine Neuverfilmung von „Elliott, das Schmunzelmonster“, geht auf sein Konto.

Das mag der Grund dafür sein, warum Disney den 42-jährigen Filmemacher nun auch als Regisseur für die neueste Version von „Peter Pan“ verpflichtet hat. Lowery beweist auch hier, dass sich gute Unterhaltung – ausdrücklich auch für Kinder – und die kritische Auseinandersetzung mit einem Werk gegenseitig nicht ausschließen. Denn der neue Film, der nicht ohne Grund „Peter Pan & Wendy“ heißt, schafft es, die einst von J.M. Barrie ersonnene und von Disney 1953 in einem Zeichentrickfilm verewigte Fantasy-Welt von Nimmerland eindrucksvoll neu erstehen zu lassen und der bekannten Geschichte mit gelungenen Neuerungen bei den Hauptfiguren gleichzeitig einen frischen Dreh zu verpassen.

Peter Pan hat jetzt indische Wurzeln

Das erreicht Lowery bereits durch mehr Diversität. Peter Pan ist nicht länger weiß und rothaarig, sondern hat indische Wurzeln. Tinkerbell ist nicht mehr blond, sondern wird von der Schauspielerin Yara Shahidi gespielt, die afroamerikanisch-iranische Wurzeln hat. Und bei den verlorenen Jungs tummeln sich jetzt auch lautstark Mädchen. Tiger Lily wird von einer US-Ureinwohnerin verkörpert, ebenso wie ihr Stamm. Lowery setzt also nicht nur bei den Spezialeffekten auf eine bunte Fantasy-Welt, sondern auch bei den Darstellern. Ansonsten hält sich der Regisseur in der ersten Hälfte in manchen Aspekten eng an die Disney-Vorlage aus den 1950er-Jahren. Ob der Schatten Peter Pans, der ihm regelmäßig entkommt und den Wendy ihm annähen muss, oder die Kleidung und das Aussehen von Wendys Brüdern John und Michael: die Ähnlichkeiten sind deutlich, samt Teddybär und Zylinderhut. Doch je länger der Film andauert, desto deutlicher werden die Veränderungen und Ergänzungen, die Lowery und sein Co-Autor Toby Halbrooks ins Drehbuch geschrieben haben.

So muss diesmal nicht Tiger Lily vom Schädelfelsen gerettet werden, sondern Wendys Brüder. Lowery merzt systematisch die Stellen der Geschichte aus, in der Mädchen und junge Frauen nur als zu rettendes Objekt fungieren, und drückt ihnen nun selbst die Klinge in die Hand, um sich zu verteidigen oder selbst als Retter aufzutreten.

Fast noch wichtiger für die Qualität des Films ist der Entschluss, Figuren wie Captain Hook oder Peter Pan mit mehr Hintergrund und nachvollziehbaren Motivationen auszustatten und auf diese Weise differenziertere Charaktere aus ihnen zu formen, statt sie nur Held und Schurke sein zu lassen. Das macht „Peter Pan & Wendy“ besser und spannender. Der von Jude Law mit viel Verve gespielte James Hook gerät als Pirat mit Vorgeschichte wesentlich nuancenreicher als in früheren Adaptionen, ohne deshalb seine Dunkelheit zu verlieren. Und Alexander Molony kann als Peter Pan, der eben nicht blütenweiß, sondern mit einigen Flecken auf der Weste daherkommt, ebenfalls punkten und dem Jungen, der nicht erwachsen werden will, neue Aspekte verleihen.

Keine Angst vor dem Leben

Die spannendste Entwicklung gesteht Lowery aber der Figur von Wendy zu, die von Ever Anderson gespielt wird. Sie wird nicht nur zur heimlichen Hauptfigur, sondern darf als Gegenpol zum ewigen Jungen Peter Pan das Erwachsenwerden als vielleicht größtes Abenteuer entdecken und annehmen. Ihre Flucht nach Nimmerland ist zunächst auch die Flucht vor Weiterentwicklungen im Leben, getrieben von dem Wunsch nach Geborgenheit und Beständigkeit. Diesem Ansinnen setzt der Film trotz seines Fantasy-Settings die Realität des Erwachsenwerdens entgegen. Und zeigt insbesondere einem jungen Publikum, dass man vor Veränderungen keine Angst haben muss. Das gilt auch für die Herangehensweise an Geschichten, die schon etwas Patina angesetzt haben.

Optisch ist „Peter Pan & Wendy“ durch wundervolle Bilder von Kameramann Bojan Bazelli eine echte Augenweide. Auch die Spezialeffekte nehmen für sich ein. Das spielfreudige Ensemble, eine angenehme Länge von 100 Minuten und das durch die Bearbeitung recht erfrischende Thema sind ebenfalls dazu angetan, „Peter Pan und Wendy“ mit der ganzen Familie zu sehen: Jede Altersgruppe hat hier ihren Spaß! Lediglich Puristen, die mit Aktualisierungen oder Veränderungen gar nichts am Hut haben, dürften mit dieser neuen Peter-Pan-Variation nicht glücklich werden.

Erschienen auf filmdienst.dePeter PanVon: Markus Fiedler (22.4.2024)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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