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Filmkritik
Percy Schmeiser ist ein 67-jähriger Rapsbauer aus der kanadischen Provinz Saskatchewan. Sein ganzes Leben lang hat er Lebensmittel auf dem Hof seiner Familie angebaut, wie schon sein Vater und sein Großvater. Von ihnen hat er auch das Geheimnis des sogenannten „Saatgut-Rettens“ geerbt – von jeder Ernte die besten Keime aufzuheben, um sie im Jahr darauf wieder auszusäen. Das Saatgut wird so gegenüber Krankheiten resistenter.
Percy macht das schon seit 50 Jahren so. Doch nun funkt ihm der Chemieriese Monsanto dazwischen. Er beschuldigt den Landwirt, den genmanipulierten Monsanto-Raps auf seinen Feldern ausgesät zu haben; nun soll Percy für die Nutzung auch bezahlen. Doch warum hätte Percy das tun sollen? Nicht nur, dass sein eigenes Saatgut besser ist als das von Monsanto; unklar ist auch, wie es überhaupt auf seine Felder gelangen konnte.
Er lässt sich nicht einschüchtern
Percy ist ein einfacher, besonnener Mann. Er weiß, dass er nichts Verbotenes getan hat. Er lässt sich auch nicht einschüchtern; schließlich geht es hier um seine Existenz, sein Land und seine Familie. Es steht aber auch eine Schadenssumme von 150.000 Dollar plus Anwaltskosten auf dem Spiel. Darum zieht er vor Gericht, unterstützt von dem Anwalt Jackson Weaver und der Umweltaktivistin Rebecca Salcau.
Eine wahre Geschichte: 1998 erhielt Percy Schmeiser – er starb am 13. Oktober 2020 – den Brief von Monsanto; sechs Jahre dauerte sein Kampf gegen den Konzern. 2007 wurde ihm der „Alternative Nobelpreis“ verliehen, weil er die Ausbreitung gentechnisch veränderter Organismen aufgehalten und so viel für die Bauern in aller Welt erreicht hat.
Ein Einzelner wehrt sich gegen das System
„Percy vs. Goliath“ heißt der Film von Regisseur Clark Johnson und den Autoren Garfield Lindsay Miller und Hilary Pryor im Original. Der Titel ist Programm: Ein Einzelner wehrt sich gegen das System, so wie Julia Roberts als Titelheldin in „Erin Brockovich“ oder Mark Ruffalo als Wirtschaftsanwalt aus Cincinnati in „Vergiftete Wahrheit“, der sich 1998 mit einem noch größeren Chemiekonzern, DuPont, anlegt und den Skandal um das hochgiftige Teflon aufdeckt. Egal ob DuPont, Monsanto oder andere Großkonzerne: sie erscheinen mit ihrer geballten Anwaltsriege stets übermächtig. Warum da noch kämpfen? Die Antwort lautet schlicht: Weil es das Richtige ist.
„Percy“ ist dabei kein Recherchethriller im Stil von „The Insider“, „Zivilprozess“ oder „The Verdict – Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit“. Selbst die Gerichtsszenen sind hier sehr zurückhaltend und unaufgeregt inszeniert, ohne große Überraschungen oder turbulente Wendungen. Dafür sind die Fakten zu eindeutig, und Monsanto zu unvernünftig und gierig mit seinen Forderungen. Das nimmt so ein bisschen Tempo und Spannung aus dem Film, doch der inzwischen auch schon 78-jährige Christopher Walken macht mit seiner unprätentiösen und unsentimentalen Darstellung vieles wieder wett. Seit über 40 Jahren, seit „Die durch die Hölle gehen“, „Heaven’s Gate“ und „The Dead Zone“, spielt Walken charismatische, aber auch furchteinflößende Figuren. Mit „Percy“ hat er eine schöne Altersrolle als hartnäckiger Farmer gefunden, der sich dem Unrecht nicht beugen will. Walkens Charisma, eine verrückte Besessenheit, scheint immer noch durch.
Ein Sprachrohr für andere
Wichtig sind dem Film aber auch Percys Beziehungen zu anderen, zu seiner Frau Louise, die seine Entscheidungen mit allen Konsequenzen mitträgt, zu seinen Nachbarn, die ihr Saatgut bei Monsanto gekauft haben und Percy nun für einen Dieb halten, zu Zach Braff als idealistischem, aber auch ängstlichem Anwalt, zu Christina Ricci als umtriebig-aufdringlicher Aktivistin, über deren wahre Absichten man lange Zeit im Unklaren ist.
Wenn Percy sogar nach Indien reist, um dort vor verschuldeten Bauern zu sprechen, muss auch er sich in eine ungewohnte Rolle einfinden: Er ist zum Sprachrohr für die Farmer in der ganzen Welt geworden.