Vorstellungen
Leider gibt es keine Kinos.
Filmkritik
Als Lea Schmidbauer und Kristina Magdalena Henn 2009 den Auftrag erhielten, das Drehbuch zu einer Pferdegeschichte fürs Kino zu schreiben, war noch nicht abzusehen, dass daraus eine erfolgreiche Filmsaga entsteht, die nun mit dem fünften und letzten Teil zu Ende geht. Nachdem Schmidbauer seit dem dritten Teil die Drehbücher allein geschrieben hat und damit die wohl beste Kennerin des Stoffes ist, hat sie nach dem Ausstieg der Regisseurin des vierten Films, Theresa von Eltz, die Regie der Schlussfolge selbst übernommen. Ein Greenhorn ist die gebürtige Starnbergerin in dem Metier aber nicht, hat sie doch bereits 2004 an der Münchner Filmhochschule ein Regiestudium absolviert.
Die Pferdeflüsterin Mika vertraut der jungen Ari ihr geliebtes Pferd Ostwind an, um für einige Zeit nach Kanada zu gehen. Bei einem Sommersturm beobachtet das Waisenmädchen Ari, wie ein Wohnmobil mit Pferdeanhänger ins Schlingern gerät und umstürzt. Als vier Pferde panisch auf die Straße springen, kann Ari sie im letzten Moment vor einem heranrasenden Lastwagen retten. Sie bringt die Pferde zum Gut Kaltenhof, wo kurz danach der Wohnmobilfahrer Nicolai mit seinem jungen Sohn Carlo eintrifft. Nicolai bedankt sich überschwänglich bei ihr. Als Ari erfährt, dass Nicolai und Carlo für die große fahrende Pferdeshow Equileus arbeiten, die im Nachbarort ihre Zelte aufschlägt, ist sie vom Gedanken an Reiterartisten sofort fasziniert.
Ostwind springt für Orkan ein
Als sie die Show besucht, stürzt das Vorzeigepferd Orkan so unglücklich, dass sich Nicolai den Arm bricht. Es stellt sich heraus, dass Orkan schon 29 Jahre alt ist und dringend Erholung braucht. Doch der unerbittliche Zirkusdirektor Yiri will das Pferd – mit Carlo als Ersatzreiter – schon in wenigen Tagen wieder auftreten lassen, weil sich Fürstin Caroline von Monaco angekündigt hat. Yiri hofft nämlich auf eine Zusage für einen Auftritt beim weltberühmten Zirkusfestival in Monaco.
Weil Ari weiß, wie ähnlich sich Orkan und Ostwind sehen, schlägt sie Carlo vor, die Pferde auszutauschen, damit Orkan sich auf einer Koppel erholen kann. Ostwind lässt sich aber nur von Ari reiten, sodass sie Carlos Rolle übernehmen und binnen fünf Tagen die Kunststücke lernen muss. Zum Glück haben auch Carlo und sie die gleiche Statur. Der gewiefte Yiri erkennt Ari jedoch sofort auch hinter einer Gesichtsmaske und durchschaut auch den Pferdetausch. Und er heckt einen tückischen Plan aus, um Ari die Verlockungen des Ruhms schmackhaft zu machen und in den Besitz von Ostwind zu gelangen. Gleichzeitig spürt Mika in Kanada auf mysteriöse Weise das drohende Unheil und kehrt heim.
Schwelgerische Pferdeaufnahmen und üppige Musik
Die Fans der Pferdefilmreihe können sich auf ein Wiedersehen mit dem temperamentvollen Hengst und dem bekannten Ensemble freuen, und natürlich auf die bewährten Zutaten wie schwelgerische Pferdeaufnahmen in Zeitlupen, die üppige Musik von Annette Focks, eine Prise Naturmystik sowie jede Menge dramatischer Verwicklungen. Neben den jungen Darsteller*innen Luna Paiano, Hanna Binke, Amber Bongard und Marvin Linke sowie ihren älteren Kollegen Cornelia Froboess und Tilo Prückner, der hier seine letzte Kinorolle vor seinem Tod spielt, treten erstmals Nils Brunkhorst als Nicolai und Gedeon Burkhard als Yiri sowie der Newcomer Matteo Miska als Carlo vor die Kamera.
Wie in den vier Vorgängerfilmen präsentiert auch das neue Pferdeabenteuer eine abgeschlossene Geschichte, die wieder mit dem bewährten Mix aus vertrauten Motiven und neuen Aspekten daherkommt. Dieses Mal befasst sich die „Ostwind“-Reihe erstmals mit der Kunstreiterei, zudem bringt das Zirkusmilieu eine frische Note. Die wilde Ari, die sich im Vorgängerfilm erst im Reiterhof integrieren musste, ist nun deutlich gereift, sucht aber noch nach einem eigenen Lebensentwurf. Indem sie fast der Versuchung des frühen Ruhms erliegt, lernt sie viel über sich und fungiert so abermals als starke Identifikationsfigur für das junge weibliche Zielpublikum.
Wieder mehr Abenteuermomente
Im Vergleich zum vierten Film „Ostwind – Aris Ankunft“ bekommt Mika, die inzwischen erwachsene Heldin der ersten drei Titel, nun wieder deutlich mehr Leinwandzeit, sie tritt zu Beginn und im Finale auf, wird zwischendurch in Kanada gezeigt und spielt eine Schlüsselrolle bei der Rettung Ostwinds. Insgesamt setzt die jüngste „Ostwind“-Inszenierung wieder stärker auf Abenteuermomente und weniger auf Emotionen.
Wie gewohnt tragen die Filmemacher auch hier zuweilen dick auf und muten den Zuschauern einige arge Logiklücken zu. Etwa dass eine talentierte Teenagerin in nur fünf Tagen die hohe Kunst des Voltigierens, einschließlich Salto rückwärts von einem galoppierenden Pferd, erlernt und perfekt vorführt. Und wieso kann jedermann behaupten, er sei Besitzer eines Pferdes, nur weil er sich eine Mappe mit „Papieren“ angeeignet hat? Ist in der Besitzurkunde kein Name eingetragen?
Schlüssiges Ende der Saga
Außerdem wird auch diesmal allzu viel Esoterik bemüht, zum Beispiel wenn Tilo Prückner als weiser Pferdetrainer mal wieder von „Energien“ schwadroniert, die zwischen Mensch und Tier hin- und herfließen, oder Mika im fernen Kanada schweißgebadet aus einem Traum erwacht, in dem ihr geliebtes Pferd in Gefahr gerät. Die „Ostwind“-Fans werden solche Schwächen aber angesichts des finalen Gesamtpakets sicher verzeihen, das die Saga zu einem schlüssigen Ende bringt und im Abspann Schlüsselszenen der Reihe Revue passieren lässt. Besonders erfreulich ist, dass die Produzenten der Versuchung widerstanden haben, die profitable Reihe über Gebühr auszuwalzen.