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Filmkritik
Der erste Film, den der Schauspieler Marion Brando ("Die Faust im Nacken") als sein eigener Regisseur betreute, wandelt die dankbare Geschichte von der Rache an einem verräterischen Freund im Wildwestrahmen ab. Dad und Rio waren Kumpane bei so manchem Banditenstreich gewesen, ehe Dad den Freund der Umzingelung durch die Leute des Sheriffs überlassen und sich mit Beute und Pferden aus dem Staub gemacht hatte. Fünf Gefängnisjahre lang sann Rio auf Rache. Er findet den" Verräter als wohlangesehenen Sheriff, glücklichen Ehemann und besorgten Stiefvater eines erblühenden Mädchens wieder. Rio nähert sich ihm in der Maske der Freundschaft. Während einer Fiesta verführt er Luisa. Doch nicht dafür straft ihn Dad, der Sheriff, sondern für einen Notwehrfall, der ihm, Gelegenheit gibt, den Verhaßten auszupeitschen, ihm die Hand zu zermalmen und ihn aus der Stadt zu jagen. Es dauert Wochen, bis Rios Verletzung ausgeheilt ist. So lange, daß er unterdes von Luisa erfährt, sie erwarte ein Kind von ihm. Das ändert seine Absichten. Er reitet zurück, um das Mädchen zu holen, wird aber von einer aufgehetzten Menge, die seine Sinnesänderung nicht kennt, fast gehenkt und kann nur mit Hilfe der Geliebten nochmals entkommen. Im unvermeidlichen Schlußduell fällt Dad. Rio reitet einsam von dannen: ein steckbrieflich verfolgter Mörder, der noch lange wird fliehen müssen, ehe er Weib und Kind zu sich holen kann. - Das ist die übliche pseudotragische Wendung einer nicht gerade erfreulichen Geschichte. Obwohl der Stoff eine beträchtliche Ladung an geballter Dramatik enthält, wählte die Regie nicht den gewohnt jagenden, sondern einen für diese Gattung auffallend schleppenden, unterspielt balladesken Stil, der mehr die unausgesprochenen inneren Spannungen knistern läßt. Und gerade dieses ruhige, gemäßigte Auftreten der Gegner läßt die gewalttätigen "action"-Elemente des äußeren Geschehens besonders auffallen; wobei Auspeitschung und brutale Verletzung noch in den Rahmen der Gattung gehören, die Verführung aus betrügerischer Absicht aber überrascht. Es zeigt sich hier, daß die Tendenz zur gegenseitigen Steigerung der erotischen und brutalen Effekte nun auch auf Gattungen übergreift, die bisher von solcher Entwicklung frei waren und sich darauf beriefen, Abenteuerunterhaltung für die Jugend zu sein. (Vgl. die Vergewaltigung in "Die gnadenlosen Vier" [ (fd 10456)]). Das mindert natürlich die Vorzüge der psychologischen und regielichen Ausarbeitung des (dem Vernehmen nach mit 6 Millionen Dollar gedrehten) 2 ć-Stunden-Films beträchtlich. Hervorzuheben sind neben dem eindringlichen Spiel des hervorragenden Ensembles die ganz besonders schönen Aufnahmen sowohl der weiten Landschaft als auch des schäumenden Meeres.