- RegieSalvatore Ficarra
- ProduktionsländerItalien
- Dauer105 Minuten
- GenreKomödie
- Cast
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Filmkritik
Das Krippenspiel markiert für Pater Valentino den Höhepunkt des Jahres. Der Geistliche aus dem sizilianischen Dorf Rocca di Mezzo Sicula hat persönlich den Text der szenischen Darstellung von Jesu Geburt verfasst. Doch da Valentino (Valentino Picone) auch Perfektionist ist, kann es ihm beim Casting des Krippenspiels keiner der Laienschauspieler recht machen. Als er die Hoffnung auf einen würdigen Darsteller für die Figur des Josef schon fast aufgegeben hat, präsentiert sich ein Mann namens Salvo mit Perücke, falschem Bart sowie einem gebogenen Hirtenstab. Mit viel Inbrunst trägt er die fromme Lyrik des Geistlichen vor und besteht das Vorsprechen mit Bravour. Was Valentino nicht weiß: Salvo (Salvatore Ficarra) ist ein Dieb, der es auf die wertvolle Christuskind-Statue im Tresor der Kirche abgesehen hat.
Als Valentino den Ganoven in flagranti mit der sakralen Figur unterm Arm erwischt, verfolgt er ihn bis vor die Tore des Örtchens. Dort entschwindet Salvo in einem hell angestrahlten Schilfrohrfeld – und Valentino hastet ihm hinterher. Kaum sind beide aus dem Dickicht herausgetreten, erleben sie, wie in einer Wüste römische Soldaten Jagd auf vermeintliche Diebe und Aufständische machen. Während Salvo die Szenerie zunächst noch für ein überdimensioniertes Krippenspiel hält, dämmert ihnen bald, dass sie durch einen Zeittunnel gelaufen und im Judäa des Jahres Null gelandet sind, dem Zeitpunkt der Geburt Christi.
Der König der Könige
In der Not müssen sich die beiden ungleichen Gesellen zusammenraufen: der eigennützige und angeberische Salvo, der nicht an Gott glaubt, und der hyperfromme und pingelige Priester Valentino, der lieber betet als handelt. Nachdem sie den Römern entkommen sind und ein Schmied sie von ihren Ketten befreit hat, finden sie Unterschlupf bei einer rechtschaffenen Familie in Bethlehem. Doch Herodes, der König von Judäa, wurde von einem Wahrsager gewarnt, dass bald der König der Könige geboren werde. Nur zwei Fremde „von weit her“ könnten ihm den Ort seiner Geburt zeigen. Also entsendet Herodes Späher, um die beiden Zeitreisenden zu finden. Valentino dagegen möchte so schnell wie möglich Maria finden, da er hofft, dass sie ein Wunder vollbringen und die beiden in ihre Zeit zurücksenden möge.
Alle möglichen komischen Verwicklungen und Verwechslungen ereignen sich in dieser Weihnachtskomödie des italienischen Komiker- und Regieduos Salvatore Ficarra und Valentino Picone. Der Humor entsteht wie in allen Zeitreise-Filmen nicht zuletzt dadurch, dass sowohl die Besucher aus der Zukunft als auch die Zuschauer den anderen Protagonisten gegenüber einen Wissensvorsprung haben. Immer wenn die beiden Bezug auf Jesus nehmen, stoßen sie auf Unverständnis, denn der Messias wird im Film erst noch geboren und kann weder den Römern noch den Judäern bekannt sein. Außerdem bringen die beiden Sizilianer den Römern die Tombola näher und verfeinern kulinarische Rezepte. Mit einem Laserstrahler, den sie in die antike Zeit mitgenommen haben, retten sie sich schließlich in einer Gladiatorenarena vor einem gefräßigen Tiger.
Getreu dem Gesetz der Buddy-Komödie sind sich die beiden ungleichen Gefährten anfangs nicht grün. Doch Gegensätze ziehen sich an, und die bedrohliche Situation schweißt zusammen. Der großspurige und egoistische Salvo gewinnt allmählich an Nächstenliebe und Spiritualität, während Valentino sich immer mehr zu seinem freien Willen bekennt und handelt, statt auf Gottes Bestimmung zu warten. Auch widersteht er heroisch einigen hartnäckigen Verehrerinnen.
Ein versöhnlicher Ansatz
So erweist sich „Once Upon a Time in Bethlehem“ – seinem unnötigerweise auf Sergio Leone anspielenden englischsprachigen Titel zum Trotz – als eine Mischung aus „Das Leben des Brian“ und dem französischen Komödienklassiker „Die Besucher“ (wenngleich unter umgekehrtem Vorzeichen) mit einer Prise „Asterix“. Im Unterschied zum Monty-Python-Klassiker sucht dieser Film aber nicht den Tabubruch, ist weniger anarchisch und wird deshalb auch nicht so sehr in Erinnerung bleiben. Andererseits steht er zu seinem versöhnlichen Ansatz und spielt mit Mythologie und christlicher Ikonografie. Vor allem der in sein Krippenspiel verliebte Priester muss erkennen, dass seine von Mittelalter- und Renaissance-Malern geprägte Vorstellung der Heiligen Familie sowie der Geburt Christi – Scheune, Jesuskind, Ochse und Esel sowie ein bärtiger Josef – den tatsächlichen historischen Gegebenheiten kaum entspricht.
Im Unterschied zu Zeitreise-Klassikern wie „Zurück in die Zukunft“ oder „Terminator“, in denen das Erlöser-Motiv stets eine wichtige Rolle spielt, geht es in dieser vergnüglichen, aber etwas zahnlosen italienischen Komödie weniger darum, in die Geschichte einzugreifen, also eine Geburt zu ermöglichen oder zu verhindern. Die Reise in die Vergangenheit dient den beiden Protagonisten vielmehr dazu, Erkenntnisse über das Damals und das Heute zu gewinnen und zu besseren Menschen zu werden. Die Bewohner der Vergangenheit bringen den beiden Individualisten Werte wie Gemeinschaftssinn und Solidarität nahe. Der Film übt auch dezente Gesellschaftskritik – etwa an der restriktiven Flüchtlingspolitik der italienischen Regierungen. „Once Upon a Time in Bethlehem“ ist ein Weihnachtsfilm für alle: Er ist nicht nur für ein theologisch gebildetes Publikum geeignet, sondern richtet sich mit einem Augenzwinkern und dezenter Moral an ein großes Publikum.