- RegieValérie Donzelli
- Dauer89 Minuten
- GenreKomödie
- Cast
- TMDb Rating4.9/10 (79) Stimmen
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Filmkritik
Maud (Valérie Donzelli) ist Architektin und Mutter zweier Kinder, von ihrem Mann lebt sie getrennt. Allerdings beweist gleich die erste Szene des Films „Notre Dame – Die Liebe ist eine Baustelle“, dass sich der lebensuntüchtige, ungepflegte Kerl des Öfteren in ihrem Bett breitmacht und es über Tage hinweg besetzt hält. Unvermeidliche Folge: Maud ist schon wieder schwanger. Beruflich läuft es nicht besser: Ihr Chef (Samir Guesmi) ist ein arroganter Mistkerl, der sie und die anderen Angestellten bei jeder Gelegenheit schikaniert.
Zusammen mit einem Kollegen, dargestellt von Bouli Lanners, würde sie gern ein eigenes Architektur-Büro aufmachen. Doch dazu kommt es nicht. Maud hat nämlich eine Ausschreibung der Stadt Paris gewonnen, obwohl sie sich nicht rechtzeitig beworben hat: Sie darf den Platz vor Notre Dame neugestalten, mit Metro-Eingängen, Springbrunnen und einem Turm. Dafür interessiert sich auch ein gutaussehender Journalist (Pierre Deladonchamps), der der quirligen, jungen Frau fortan nicht mehr von der Seite weicht. Mit Verve stürzt sich Maud in das neue Projekt: planen, verwerfen, neu konzipieren. Dummerweise sieht der fertige Entwurf aus wie ein riesiger Phallus. Ein gefundenes Fressen für die Boulevardpresse und den Klerus, die Bauarbeiten werden von aufgebrachten Bürgern gestört. Zwischen Presserummel und liebestollen Männern versucht Maud, die Nerven zu behalten.
Clownesker Humor und unerwartete Einfälle
Valérie Donzelli machte 2011 mit „Das Leben gehört uns“ erstmals auf sich aufmerksam. Schon damals zeichnete sie als Autorin, Regisseurin und Hauptdarstellerin verantwortlich, auch jetzt, mit ihrem fünften Spielfilm, übernimmt sie in Personalunion diese wichtigen Funktionen – als wolle sie größtmögliche Kontrolle über ihren Film behalten. Eine freche, beschwingte Komödie ist so entstanden, die mit clowneskem Humor und unerwarteten Einfällen überrascht. Von Beginn an etabliert Donzelli einen fantastischen Ton, der stets auf die märchenhafte Wirklichkeitsferne der Erzählung verweist. Wenn Mauds maßstabgerechtes Modell des Vorplatzes von Notre Dame, vom Wind getragen, aus ihrem Zimmerfenster hinaus bis in das Büro der Pariser Bürgermeisterin schwebt, also quasi von allein den Weg findet, ist dies ein Moment, den man in seiner Übernatürlichkeit akzeptieren muss.
Als Maud auf die Idee kommt, ihre große Wohnung an Touristen unterzuvermieten, verwandelt sich der Film in ein Musical mit Tanz und Gesang, schöne Schwedinnen oder fünfköpfige Familien spazieren hüftschwingend mit ihrem Gepäck durch ein raffiniert ausgeleuchtetes Studiodekor, das deutlich auf die Inszeniertheit dieser Szene verweist. Später gestehen sich in einem Kinosaal die neuformierten Paare singend ihre Gefühle, am Schluss ehrt die Regisseurin sogar „E.T.“.
Das Leben lässt sich nicht vorausplanen
Donzelli spielt dabei ihre Hauptfigur als quirlige Frau, die sich zwischen Berufs- und Privatleben aufzureiben droht, durch ihre patente Lebenstüchtigkeit und ihren natürlichen Charme aber stets aufgefangen wird. Dass sie sich noch immer mit ihrem Ex abgibt und sich nicht gegen ihren arroganten Chef wehrt, deutet darauf hin, dass sie nicht perfekt ist. Das Leben lässt sich nicht vorausplanen, Hindernisse und Überraschungen muss man annehmen und für sich nutzen – das ist die ebenso schlichte wie einleuchtende Moral dieses Films.
So ganz nebenbei kriegen auch noch die Medien mit ihrer Sensationsgier, die Kirche mit ihrer strengen Moral und die Lokalpolitik mit ihrem eitlen Machtbewusstsein ihr Fett weg. Das ist manchmal albern, manchmal ironisch, manchmal angriffslustig und manchmal sehr vergnüglich.