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Filmplakat von Nightwatch: Demons Are Forever

Nightwatch: Demons Are Forever

113 min | Thriller, Horror, Mystery | FSK 16
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Die couragierte Medizinstudentin Emma arbeitet als Nachtwächterin im forensischen Institut. Der Job ist gut bezahlt, insgeheim erhofft sie sich aber auch, etwas über ihre bewegte Familiengeschichte zu erfahren. Denn genau hier entkamen ihre Eltern einst dem Serienkiller Wörmer nur um Haaresbreite – ein traumatisches Ereignis, das die beiden nie losließ. Tatsächlich kursieren im Institut reichlich gruselige Details über die Verbrechen in der Leichenhalle. Aber die brisanteste Entdeckung: Wörmer ist gar nicht tot, wie Emma annahm, sondern lebt in einer Anstalt ganz in der Nähe. Das weckt in der jungen Frau die obsessive Idee, den perversen Mörder, der seine Opfer skalpiert, zu treffen. Zeitgleich wird die Gegend erneut von einer Reihe mysteriöser Todesfälle erschüttert…
Ole Bornedal präsentiert einmal mehr skandinavische Thrillerkost von seiner unheimlichsten Seite: Die dunklen Flure und gekachelten Obduktionsräume voller Leichen im grellen Neonlicht sind der perfekte Schauplatz für sein Horrorszenario mit Topbesetzung.

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Filmkritik

Von dem Mann, der ihre Familie zerstört hat, ist nicht mehr viel übrig, als Emma (Fanny Leander Bornedal) ihm das erste Mal leibhaftig begegnet. Bevor sie geboren wurde, tötete der Serienmörder und damalige Kommissar Wörmer (Ulf Pilgaard) mehrere Menschen, folterte ihren Vater Martin (Nikolaj Coster-Waldau) und ihre Mutter, bevor ihn der Freund ihres Vaters, Jens (Kim Bodnia), schließlich aufhalten konnte. Seit fast 30 Jahren sitzt Wörmer in Isolationshaft. In einem Zustand der Starre, aus dem ihn nur das Sonnenlicht zu reißen vermag, das schon lange nicht mehr in seine Zelle scheint, vegetiert er vor sich hin.

Der Mann, dessen Taten ihre Mutter in den Suizid trieben und ihren Vater als traumatisiertes Wrack zurückließen, ist mittlerweile ein blinder, sabbernder alter Mann, der nicht mehr Herr seiner Sinne zu sein scheint. Emma filmt ihn und brüllt ihm all die Verzweiflung entgegen, die sie ihr ganzes bisheriges Leben begleitet hat. Sie nennt ihn einen armen Wurm, spuckt ihm ins Gesicht und macht sich auf den Weg nach draußen. Doch die Zellentür klemmt. Emma ist eingesperrt mit dem Mörder, der plötzlich nicht mehr die harmlose Hülle von Mann ist, die er eben noch war. Wenig später lässt sich die Tür dann aber wieder öffnen.

Die Angst erwacht neu

Doch der Besuch beim Peiniger ihrer Familie bringt nicht die erhoffte Katharsis, sondern nur neues Leid. Tatsächlich erwacht das Trauma, das Emma ein für alle Mal beerdigen wollte, noch einmal neu zum Leben – und zwar nicht nur symbolisch. Denn Wörmer, der in Emmas Leben bislang nur ein Boogeyman aus der Familienvergangenheit war, ist plötzlich als tatsächliche Angst in ihrem Leben präsent. Und auch der Mann erwacht aus seiner Starre.

„Nightwatch 2 – Demons Are Forever“ ist das Sequel zu dem Debütfilm „Nightwatch“ (1994) von Ole Bornedal. Der Film war so erfolgreich, dass der dänische Filmemacher ihn wenige Jahre später als „Freeze Alptraum Nachtwache“ (1997) in Hollywood neu verfilmte. Die Fortsetzung ist aber auch eine Art Reboot. Bornedal bringt dieselben Figuren an denselben Ort zurück. Nur die motivische Grundierung ist 30 Jahre später eine andere. Die recht geradlinige Horrorfilm-Struktur der beiden Vorgängerfilme wird in eine sehr viel breitere Struktur umgeformt. Die Fortsetzung braucht entsprechend viel Zeit und viele Umleitungen, um das psychologische Fundament des Films zu etablieren. Der eigentliche Plot ist dabei eine leicht variierte Version des Vorgängerfilms. Martins Tochter Emma studiert Medizin und muss, da ihr Vater seit Jahren tablettenabhängig und arbeitsunfähig ist, nicht nur den Haushalt organisieren, sondern auch ihr Studium selbst finanzieren. Als die ehemalige Stelle ihres Vaters, ein Job als Nachtwache in der Gerichtsmedizin, neu ausgeschrieben wird, beschließt sie, das dringend benötigte Geld zu verdienen und dem Vater zugleich einen Weg aus seiner Angst zu weisen.

Eine Reflexion über Traumata

Bevor der allerdings in die unterirdischen Leichenkühlräume vordringen kann, wird die schreckliche Geschichte, die dort ihren Lauf nahm, noch einmal als Familiendrama über Traumata und transgenerationale Weitergabe aufgearbeitet. Martins Freund und Retter Jens kehrt aus seinem fernöstlichen Exil nach Dänemark zurück, und auch Martins Freundin Lotte (Vibeke Hastrup) nimmt wieder Kontakt zu ihm auf. Außerhalb der Trauma-Aufarbeitung wirken die Nebenfiguren aus „Nightwatch“ aber weitgehend deplatziert. Nur die neuen Figuren um Emma vermögen an den früheren Handlungsorten, den dunklen Gängen, Kellern und Räumen der Gerichtsmedizin, etwas von der Dynamik aufzunehmen, die das Original als klassischen Horrorfilm auszeichnete.

Emmas Kommilitonen, besonders die von Nina Terese Rask gespielte Maria und der aus dem Sanatorium entflohene Bent (Casper Kjær Jensen) sind aber nur ein kleiner Teil des sichtbar überdehnten Sequels, das an dem Versuch scheitert, die alte Schablone mit etwas gänzlich Neuem zu überzeichnen. Bornedal ist so sehr darum bemüht, nicht nur eine Wiederholung des Leichenhallen-Horrors zu drehen, sondern eine Reflexion über Generationen-Traumata und Täter-Opfer-Dynamiken zu inszenieren, dass vom Horrorfilm, der „Nightwatch 2“ eben auch sein möchte, nicht mehr viel übrigbleibt.

Erschienen auf filmdienst.deNightwatch: Demons Are ForeverVon: Karsten Munt (25.7.2024)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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