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Filmplakat von Morbius

Morbius

105 min | Science Fiction, Action, Fantasy | FSK 12
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Der Biochemiker Dr. Michael Morbius leidet an einer seltenen Blutkrankheit, die irgendwann tödlich für ihn enden wird, wenn er nichts unternimmt. In einem verzweifelten Experiment geht der Wissenschaftler ein großes Risiko ein und versucht sich zu heilen. Was anfangs nach einem absoluten Erfolg aussieht, nimmt bald jedoch unheimliche Züge an. Denn Morbius entdeckt immer mehr "Nebenwirkungen" seiner Heilung, die von übermenschlicher Kraft bis zum einem tödlichen Verlangen reichen, Blut zu trinken. Er wird zum lebenden Vampir ... und muss sich fragen, ob die Lösung seines Problems nicht schlimmer ist als sein anfängliches Leiden.

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Filmkritik

Das Superhelden-Dasein, wie man es aus zahllosen Comics und Comicverfilmungen kennt, hat oft eine tragische Seite, da es mit erlittenem Leid und zerstörten Idealen zu tun hat. Auch die in den 1970er-Jahren entstandene Marvel-Figur „Morbius, the Living Vampire“, die zunächst als schurkischer Antagonist von Spider-Man eingeführt und später zum (Anti-)Helden einer eigenen Reihe befördert wurde, schleppt ein solches Päckchen mit sich herum. Der Film von Regisseur Daniel Espinosa beginnt denn auch mit einer traurigen Rekapitulation der Herkunftsgeschichte. Der kleine Michael, der unter einer unheilbaren Blutkrankheit leidet, kommt in Griechenland in ein Sanatorium, wo er seinen einzigen Freund Milo kennenlernt, auf schmerzhafte Weise aber auch merkt, was es heißt, anders zu sein und sich gegen „die da draußen“ wappnen zu müssen, gegen all die gesunden Kinder, die auf ihn einprügeln, weil er „unnormal“ und ein schwacher „Freak“ sei.

Die Sehnsucht nach Normalität gebiert Monster

Solch traumatische Erfahrungen hinterlassen innere Wunden, wirken mitunter aber auch als Triebfedern. Mehr als zwei Jahrzehnte später ist Michael (Jared Leto) ein genialer Wissenschaftler und auf dem Weg, ein Heilmittel für Unheilbare wie ihn und Milo (Matt Smith) zu finden. Dabei ist er sich immer bewusst, dass er von „denen da draußen“ erst Anerkennung erhält, wenn er kein Krüppel mehr ist. Doch die normalen Menschen verstehen nicht, dass man auch unkonventionelle Wege beschreiten muss, um sein Ziel zu erreichen. So kann Michael seine Experimente mit den geheimnisvollen Extrakten aus dem Blut exotischer Fledermäuse nur im Verborgenen durchführen.

Als er sich eine neongelbe Flüssigkeit zum ersten Mal im Selbstversuch injiziert, hält er sich auf einem Schiff vor der US-Küste auf. Nur seine Assistentin und Verlobte Martine Bancroft (Adria Arjona) wird Zeugin, wie das Experiment aus dem Ruder läuft. Als vermeintlich einzige Überlebende kann sie den beiden FBI-Agenten Rodriguez (Al Madrigal) und Stroud (Tyrese Gibson) dennoch nicht erklären, was aus Michael geworden ist.

Denn das Ergebnis der Experimente ist monströs: Michael hat sich in Morbius verwandelt, einen fratzenhaften Vampir, der menschliches Blut benötigt, um seinen dünnen, anämischen Körper in ein unverwundbares Kraftpaket zu verwandeln. Dennoch schlägt ein gutes Herz in seiner Brust. Daher tötet er keine Menschen, sondern nutzt das Kunstblutplasma aus seiner eigenen Forschung. Das hält ihn am Leben und hindert ihn, wie weiland Dr. Jekyll zu Mister Hyde zu werden.

Im Verborgenen würde er am liebsten weiterforschen, bis die ungewollten Nebenwirkungen verschwinden und er doch noch der schöne, starke Mann wird, den eine moderne, aufs Oberflächliche fixierte Gesellschaft schätzt. Doch es gab Tote auf dem Schiff, die das FBI auf den Plan rufen. Und es gibt auch noch Milo, der endlich gesund werden will und keine Geduld mehr hat. Heimlich spritzt er sich ebenfalls das gefährliche Serum und verwandelt sich gleichfalls in einen Vampir. Doch im Gegensatz zu Morbius gefällt ihm das „Mr. Hyde“-Dasein.

Eine wenig originelle Geschichte

Womit sich der Film auf ausgetretene „Superheld gegen Superschurke“-Bahnen begibt. Michael kämpft fortan vor allem gegen Milo, der sich in Vampirform nicht mehr als Freund geriert und sogar bereit wäre, Martine Bancroft für seine Belange zu gefährden. Damit mutiert „Morbius“ vom Drama über die fatale Macht der Wissenschaft zu einer Privatfehde. Schlachtfeld ist eine gesichtslose Metropole, in der man gut Menschen aussaugen, den Verkehr lahmlegen, durch Häuserschluchten fliegen, diese zerstören und das FBI an den Rand des Versagens bringen kann. Das reicht zwar für knapp zwei Stunden Unterhaltung, ist aber alles andere als originell, gibt es doch schon unzählige Filme, in denen sich Superhelden durch irgendwelche Stadtlandschaften prügeln, um am Ende zumindest die große Liebe zu retten.

Was unterscheidet „Morbius“ von „Spider-Man“ oder „Venom“, deren Figuren alle aus dem Hause Marvel stammen und Teil von Sonys „Spider-Man-Universe“ sind? Ein interessantes Spiel mit dem Vampir-Mythos ist es jedenfalls nicht. Das Nächtlich-Unheimliche oder Übersinnliche spielt hier keine Rolle; dass ständig irgendwo Fledermäuse in riesigen Glaszylindern herumflattern, nutzt auch nichts. Um einen vampirischen Hauch von Horror zu verbreiten, fehlt es „Morbius“ schlicht an Atmosphäre. Nicht einmal zu einer gruseligen Filmmusik hat es gereicht. Die familientauglichen Comic-Vampire, die hier ihr Unwesen treiben, beißen nicht animalisch-sexy in schöne Hälse, sondern haben (nur kurz aufblitzende) Fratzen mit Haifischzähnen. Beim Fliegen hinterlassen sie Schlieren in der Luft, so als bestünden sie aus Wasserfarbe – ein Mummenschanz, der irgendwann zu Ende geht, ohne dass den Charakteren irgendwelche Tiefen oder Brüche zugestanden worden wären.

Über Gut und Böse oder die Tragik des Superheldendaseins kann ja noch in den Fortsetzungen sinniert werden, die in den Post-Credits-Szenen fleißig angedeutet werden. Angesichts der enttäuschenden Blutarmut von „Morbius“ ist das aber vielleicht gar nicht mehr nötig.

Erschienen auf filmdienst.deMorbiusVon: Jörg Gerle (18.1.2024)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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