Vorstellungen
Leider gibt es keine Kinos.
Filmkritik
Auch im dritten Teil dieser vor allem in Frankreich, aber auch in Deutschland überaus beliebten Filmreihe beweist Claude Verneuil, dass er im Herzen immer noch der rassistische Spießbürger ist, der er schon in „Monsieur Claude und seine Töchter“ (2014) war. Bei seinem morgendlichen Spaziergang durch sein Heimatstädtchen Chinon begegnet er nämlich unfreiwillig seinen vier Schwiegersöhnen, die als Schwarzer, Jude, Chinese und Araber seinem Idealbild des weißen, katholischen Franzosen so gar nicht entsprechen.
„This town ain’t big enough for both of us“, könnte man das Dilemma mit einem 1970er-Jahre-Hit der „Sparks“ überschreiben – das Städtchen ist nicht groß genug für Claude und seine Schwiegersöhne. Doch dann steht Claudes und Maries 40. Hochzeitstag bevor, was ein willkommener Anlass ist, um das Ehegelöbnis zu erneuern und eine riesige Familienfeier mit allen Schwiegereltern aus (fast) der ganzen Welt auszurichten.
Säbelrasseln der interkulturellen Gehässigkeiten
Was folgt, ist ein Säbelrasseln der interkulturellen Gehässigkeiten, bei denen Gartenzaunfehden, unterschiedliche kulturelle Traditionen, aber auch Sturheit und Selbstgefälligkeit aufeinanderprallen. Nicht zu vergessen die scheußlichen Stilleben mit Tier- und Menscheninnereien von Tochter Segolène, die immerhin den deutschen Kunstsammler Helmut Schäfer als Bewunderer und Nebenbuhler auf den Plan rufen. Ein Deutscher als Schwiegersohn-Ersatz für den ungeliebten Chao? Claude ist begeistert! Aber das Publikum durchschaut Schäfer schnell. Natürlich hört er den ganzen Tag Wagner, fährt Porsche und fällt öfter mal pathetisch aufs Knie, aber sonst ist ihm nicht zu trauen – die vielbeschworene deutsch-französische Freundschaft ist also doch nicht so eng, wie man bislang glaubte.
„Monsieur Claude und sein großes Fest“, wieder inszeniert von Philippe de Chauveron, knüpft mit seinem Spiel mit nationalen Ressentiments und ethnisch-kulturellen Vorurteilen, Intoleranz und Stereotypen nahtlos an die beiden Vorgänger an. Die Franzosen lieben scheinbar den Culture Clash, zumindest in ihren Sozialkomödien, siehe „Willkommen bei den Sch’tis“ oder „Ziemlich beste Freunde“. „Monsieur Claude und sein großes Fest“ übertreibt die Multikulti-Zumutungen mit seinem aufgestockten Figurenpersonal allerdings ins Unübersichtliche. Mit vier Schwiegereltern-Paaren sind alle wichtigen Religionen und Völkerfreundschaften des Einwandererlandes Frankreich abgedeckt; aber die einzelnen Charaktere markant zu zeichnen, will nicht recht klappen. Mit dem deutschen Schwerenöter kommt eine grobe Karikatur hinzu.
Nur Langeweile ist verboten
Sehr glaubwürdig war dieser Kulturschock schon im ersten Teil nicht, ganz im Gegenteil. Auch diesmal wirkt er wieder überaus konstruiert und arrangiert, was auf Dauer anstrengend ist. Und da nicht nur Monsieur Claude, sondern auch die Ausländer rassistisch sind, zumindest ein bisschen, ist alles halb so schlimm. Darin lässt sich ein gewisser Konservatismus entdecken, der das Alte bewahren will und sich vor dem Fremden, Anderen, Neuen fürchtet. Claude bleibt ein Patriot, das hatte er schon im zweiten Teil der Reihe mit Charles-de-Gaulle-Mützen bewiesen.
Das harmoniesüchtige Lustspiel ist mitunter albern, gelegentlich sogar amüsant. Die Hauptdarsteller, allen voran Christian Clavier, agieren erneut spielfreudig, das große Ensemble wirft sich gekonnt die Bälle zu. Am Schluss hat Claude dazugelernt. Dass sein schwarzer Schwiegersohn Charles in einer Theateraufführung den Jesus spielt, nimmt er schulterzuckend zur Kenntnis. Viel schlimmer ist, dass das Stück über drei Stunden dauert. Langeweile ist nicht erlaubt, weder im Theater noch im Kino.