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Filmkritik
Der junge Homosexuelle Fei prostituiert sich in einer südchinesischen Großstadt und unterstützt mit dem Lohn seine Familie im Heimatdorf auf dem Land. Diese nimmt zwar gern das Geld, verachtet Fei aber für seine sexuelle Orientierung. Eines Tages begegnet der Moneyboy dem erfahreneren Kollegen Xiaolai, der ihm ein paar Tipps gibt. Nach kurzer Zeit entwickelt sich zwischen den beiden eine vorsichtige Liebesbeziehung, die aber von ihren Jobs als Sexarbeiter überschattet wird. Als Fei von einem brutalen Kunden misshandelt wird, übt Xiaolai mit einer Eisenstange zunächst Vergeltung. Doch der Angegriffene, der auf die Hilfe seiner Kumpane bauen kann, rächt sich grausam. Fortan hinkt Xiaolai. Als die Polizei die Wohnung von Xiaolai durchsucht, kann Fei knapp entkommen und taucht in einer anderen Stadt unter.
Rückkehr ins Dorf
Fünf Jahre später arbeitet Fei immer noch als Moneyboy für wohlhabende Klienten, die er in seinem schicken Appartement empfängt. Auch seine Familie akzeptiert weiterhin seine Zahlungen; an der Missbilligung seiner sexuellen Ausrichtung hat sich aber nichts geändert. Weil der Großvater im Sterben liegt, kehrt Fei in sein Dorf zurück. Dort macht ihm ein Onkel klar, dass die Familie erwartet, dass er endlich heirate. Nach einer handgreiflichen Auseinandersetzung kehrt Fei in die Stadt zurück. Dorthin folgt ihm sein Jugendfreund Long, der Fei als Vorbild betrachtet und ihm Avancen macht. Als Fei auf die Annäherungsversuche eingeht, begegnet er durch Zufall seinem früheren Geliebten Xiaolai, der inzwischen als Sänger in Gaststätten auftritt und verheiratet ist. Bei Fei brechen die verschütteten Gefühle wieder auf. Nachdem er mehrmals die Familie von Xiaolai besucht hat, wird Fei bedeutet, dass der sich für Frau und Kind entschieden hat.
Regisseur C.B. Yi, der im Alter von 13 Jahren mit seinen Eltern nach Österreich auswanderte und an der Universität Wien Sinologie studierte, ehe er an der Filmakademie bei Michael Haneke und Christian Berger ein Regiestudium absolvierte, erzählt die dramatische Außenseitergeschichte in einem betont ruhigen Tempo mit relativ wenigen Schnitten. Die Dialoge fallen eher karg aus, dazwischen gibt es immer wieder Momente vielsagender Stille.
Der Kameramann Jean-Louis Vialard dreht bevorzugt Plansequenzen in Cinemascope, die lange Gruppenszenen ohne Unterbrechung ermöglichen und den Schauspielern viel Raum zur Entfaltung geben. Vor allem der Hauptdarsteller Kai Ko kann dies für eine eindringliche Leistung nutzen, die vor allem die innere Zerrissenheit seiner Figur zum Vorschein bringt. Im Vergleich zu Kos melancholischer Stimmung wirkt Bai Yufan als Long geradezu als jugendlicher Draufgänger, der endlich Großstadtluft schnuppern will und in seiner Naivität bereit ist, sich ins nächstbeste Abenteuer zu stürzen.
Tragische Romanze
„Moneyboys“ besticht durch eine genaue Figurenzeichnung, die auch Nebenfiguren mit vielschichtigen Charakterisierungen ausstattet. Dramaturgisch reizvoll ist außerdem der Rollenwechsel von Fei. Genoss er zu Beginn als Neuling die väterliche Fürsorge von Xiaolai, avanciert er bei Long selbst zum väterlichen Ratgeber.
Auch wenn die Protagonisten in dem tendenziell homophoben Umfeld immer wieder mit Diskriminierungen konfrontiert werden, zeigt C.B. Yi sie keineswegs als bloße Opfer. Auch wenn Fei und seine Kollegen mit ihren Lebensentwürfen teilweise scheitern, bewahren sie doch ihre Integrität.
„Moneyboys“ bettet die tragische Romanze und die amourösen Wirrungen der Protagonisten in ein vielfältiges Geflecht sozialer Beziehungen ein, die durch den Kontrast zwischen anonymer Stadt und rustikaler Dorfgemeinschaft, modernem Turbokapitalismus und reaktionärem Traditionalismus geprägt ist. Während sich in der Großstadt allenfalls die Polizei für Feis und Xiaolais Sexleben zu interessieren scheint, sind die Vorurteile der sittenstrengen Dorfbewohner gegenüber Homosexuellen so stark, dass Feis Sehnsucht nach Geborgenheit, Liebe und Respekt auch in der eigenen Familie keine Erfüllung finden kann.