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Filmkritik
Mia lebt zwei Leben. In der realen Welt muss die 12-Jährige gemeinsam mit ihrem Großvater den Tod der Eltern verarbeiten. Beide geben sich Mühe, nach dem Unglück ihre Lebensfreude zurückzugewinnen und einander zu stützen, doch die Trauer sitzt tief. Von ihren Eltern hat Mia ein geheimnisvolles Buch und ein magisches Armband geerbt, die sie in das fantastische Königreich Centopia transportieren. Hier nimmt Mia die Gestalt einer Elfe an und erlebt gemeinsam mit ihren Freund:innen Abenteuer.
Als sie in den Sommerferien mit ihrem Großvater nach langer Zeit und merklich zögernd ins Landhaus der Familie zurückkehrt, ist es wieder so weit: Ihr Armband ruft sie nach Centopia. Dort ist die friedliche Welt der Elfen und Einhörner durch den Ausbruch der zuvor in Gefangenschaft gehaltenen gefährlichen Kröte Toxor bedroht, die ihre Feinde mit giftigem Rauch in willenlose Untergebene verwandelt und die blühende Natur Centopias zerstört.
Um die vollständige Unterwerfung des Zauberlandes zu verhindern, muss Mia einer alten Prophezeiung folgen. Nur sie, die Heldin von Centopia, kann Toxor aufhalten – mithilfe von alten und neuen Freund:innen. In der realen Welt sorgt sich der Großvater währenddessen um seine verschwundene Enkelin.
Magie in Bonbonfarben
Durch eine erfolgreiche Kinderserie, Bücher und zahlreiche Merchandise-Artikel ist „Mia and Me“ schon seit zehn Jahren als Marke vor allem auf dem deutschen Markt etabliert. Unter der Regie von Adam Gunn folgt mit „Mia and Me – Das Geheimnis von Centopia“ nun der erste Kinofilm. Wie die Fernsehserie mischt der Film reale Aufnahmen und Animationssequenzen. Das animierte Centopia entfaltet sich in quietschbunten Bonbonfarben. Die üppig gestalteten Landschaften sind vornehmlich in Violett- und Rosatönen gehalten, überall glitzert und blinkt es.
In die visuelle Umsetzung der magischen Welt sind dabei auch viele Elemente des Jugendstils und insbesondere aus dem Werk von Gustav Klimt eingeflossen. Die Bildästhetik wirkt insgesamt jedoch eher zuckrig-kitschig. Auch die musikalische Untermalung trägt zu diesem Eindruck bei, mal mit klassischem Score, mal mit eingängigen Popsongs. Die Erzählung ist zuweilen etwas sprunghaft inszeniert, generell jedoch gut verständlich. Aufregende Szenen werden mit leichtem, albernem Humor aufgefangen, Kampfszenen sind kindgerecht abgemildert. So werden Gegner:innen nicht verwundet oder gar getötet, sondern durch Magie verwandelt oder mit absurden Ballongeschossen unbeweglich gemacht.
Hypersexualisierte Figurengestaltung
Absolut unangemessen ist hingegen die Darstellung der animierten Mia: In der realen Welt noch kindliche 12-Jährige, wird sie in ihrer Elfengestalt stark sexualisiert. Hier trägt sie Make-up, ein hautenges Minikleid mit tiefem Ausschnitt, Stiefel oder Strümpfe, die übers Knie reichen, aber einen Streifen Haut zum kurzen Rock freilassen. Sie hat nicht nur eine sehr schlanke Figur, sondern eine anatomisch unmöglich schmale Taille. Auch andere, vor allem weibliche Figuren, sind ähnlich gezeichnet.
Das ist nicht nur enttäuschend, sondern für die primäre Zielgruppe präpubertärer Mädchen potenziell sogar gefährlich. Mia als Identifikationsfigur vermittelt ein verzerrtes Körperbild, das Kinder sich leicht aneignen können. Auch die generell deutlich gegenderte Bildästhetik ist nicht zeitgemäß und transportiert veraltete Stereotype.
Widersprüchliche Botschaften
Besonders verwunderlich sind diese Gestaltungsentscheidungen mit Blick auf andere Aspekte des Films und der dahinterstehenden Serie. Denn Mia ist eine starke Heldin. Sie übernimmt Verantwortung, wird als klug, fähig und mutig dargestellt, oft im Kontrast zu unsichereren männlichen Figuren. Auch andere weibliche Figuren zeigen Stärke; bei den Elfen sind Kriegerinnen und mächtige Herrscherinnen selbstverständlich.
Der Kerngedanke des Films ist durchaus hoffnungsvoll: Freundschaft überwindet alle Hindernisse und Grenzen. Nur gemeinsam lässt das Glück sich finden. Diese Erkenntnisse nimmt Mia aus Centopia mit in die reale Welt. Hier kann sie sich, endlich handlungsmächtig wie ihr magisches Alter Ego, nun wieder offen ihrem Großvater zuwenden und sich gemeinsam mit ihm der Zukunft stellen. Schade aber ist, dass diese positiven Botschaften durch die sexistische Präsentation untergraben werden.