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Filmplakat von Suite Française - Melodie der Liebe

Suite Française - Melodie der Liebe

108 min | Drama, Kriegsfilm | FSK 12
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Lucile wartet im Haus ihrer Schwiegermutter, der überaus bestimmenden Madame Angellier, auf die Rückkehr ihres Mannes. Seit er in den Krieg gezogen ist, sind die Frauen ohne Nachricht von ihm, einzig das geliebte Klavier tröstet seine junge Ehefrau. Als ein Regiment deutscher Soldaten in ihrem Dorf eintrifft, hat das für die Bewohner dramatische Folgen: Sie müssen ihre Feinde bei sich einquartieren, wobei einer von ihnen, der Bauer Benoit, seinen deutschen Hausgast in Notwehr tötet. Lucile versteckt den Flüchtigen, gerät aber gleichzeitig in den Bann des in ihrem Haushalt lebenden deutschen Offiziers Bruno von Falk, der ihre Leidenschaft für die Musik teilt. (v.f.)
Doch ihr Leben wird gehörig durcheinander gewirbelt, als eines Tages mehrere Flüchtlinge aus Paris und wenig später auch eine Kompanie deutscher Soldaten in ihrem Dorf eintreffen. Da die Unterbringung letzterer den Einwohnern zukommt, sollen die Angelliers den deutschen Offizier Bruno von Falk (Matthias Schoenaerts) bei sich beherbergen. Dies gestaltet sich nur deswegen als heikel, weil Lucille gleichzeitig den flüchtigen Bauern Benoit (Sam Riley) versteckt hält, sondern auch, da sie sich im Laufe des Aufenthalts der Deutschen mehr und mehr zum kultivierten Bruno hingezogen fühlt, mit dem sie ihre Leidenschaft für Musik und das Klavierspiel teilt.
  • RegieSaul Dibb
  • ProduktionsländerBelgien
  • Produktionsjahr2016
  • Dauer108 Minuten
  • GenreDramaKriegsfilm
  • AltersfreigabeFSK 12

Vorstellungen

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Filmkritik

Was ist ein Soldat, wenn er nicht an der Front kämpft? Vor allem ein Mann. Im Fall von Bruno von Falk zudem ein gutaussehender, höflicher und kultivierter. Und einer, der da ist, im Gegensatz zu all den Männern, die gefallen sind oder, wie Luciles Ehemann, irgendwo weit weg in der Kriegsgefangenschaft. Doch weil Bruno nicht nur ein Mann ist, sondern auch ein Deutscher, weiß die junge Französin, dass sie sich nicht davon berühren lassen darf, wenn Bruno abends so schön Klavier spielt und tagsüber im Garten mit ihr ins Gespräch zu kommen versucht. Luciles Schwiegermutter wacht darüber, dass Bruno für die Damen des Hauses Angelliers nur eines bleibt: ein Feind. Die Anziehungskraft zwischen dem Offizier und Lucile ist allerdings so stark, dass sie die Vernunftgründe, die gegen ihre Liebe sprechen, allmählich unterläuft. Bis etwas passiert, was Lucile und in der Folge auch Bruno zwingt, jenseits des Kokons privater Gefühle Stellung zu beziehen. Irène Némirovsky, eine russische Jüdin, die als Jugendliche mit ihrer Familie nach Frankreich emigrierte und 1942 von den Nazis verhaftet, deportiert und ermordet wurde, umkreist in ihrem posthum erschienenen Roman „Suite Française“, der während der deutschen Besetzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg spielt, kongenial die Spannungen zwischen Individuen und ihren gesellschaftlichen Rollen. „Man weiß doch, dass der Mensch ein komplexes, vielschichtiges, gespaltenes Wesen voller Überraschungen ist, aber es bedarf einer Zeit des Krieges oder großer Umwälzungen, um es zu erkennen“, heißt es dort. Nationale Zugehörigkeit, gesellschaftliche Stellung und Sozialisierung oder das Geschlecht: all das prägt, kann einen aber auch in einen Krieg mit sich selbst stürzen – zumal wenn auch außen ein Krieg tobt, der aus einer Frage nach der eigenen Identität und Loyalität mitunter eine Frage von Leben und Tod macht. Némirovsky spielt solche Kriege abseits der eigentlichen Front in verschiedenen Variationen durch. Der Film von Saul Dibb übernimmt davon nur einen kleinen Ausschnitt. Er greift sich den Haupthandlungsstrang aus Teil 2 des Romans und modifiziert ihn, um etwas zu erzählen, was neben der literarischen Erfindung Némirovkys auch deren eigene tragische Lebensgeschichte mitreflektiert. Ganz direkt geschieht das in einer Nebenhandlung um eine aus Paris geflohene Jüdin (Alexandra Maria Lara), die in dem Provinzort, in dem Lucile lebt, untergetaucht ist. Indirekt geschieht es durch eine Verschärfung des Bedrohungspotenzials: Während die Figuren im Roman öfters fast vergessen können, dass die jungen Männer, die für ein paar Monate bei ihnen untergebracht sind, die Heermacht des mörderischen NS-Staats darstellen, bleibt dies im Film immer präsent und lässt sich auch aus der Romanze zwischen Lucile und Bruno nie ganz verbannen. Wobei sich die Wahl des Hauptdarstellers Matthias Schoenaerts auszahlt, der zwar den kultivierten Feingeist der Romanvorlage zu verkörpern versteht, mit seiner die zarte Michelle Williams dominierenden schweren Physis seiner Figur aber auch eine Aura von Brutalität vermittelt. Wo der Roman von einem menschlichen Kosmos erzählt, in dem es viele moralische Schattierungen, aber kein Schwarz und Weiß gibt, sieht der Film sehr wohl häufig schwarz. Die Briefe, mit denen Franzosen ihre Mitbürger bei den deutschen Eroberern denunzieren, spielen eine wesentlich prominentere Rolle als im Buch, und manche Nebenfigur (vor allem Tom Schilling als schmierig-grausamer Jungoffizier) geben eindimensional-schlichte Antagonisten ab. Während Bruno im Roman gleichzeitig seinen Dienst versehen und Lucile lieben kann, verlangt ihm das Drehbuch eine klare Entscheidung für eine Seite ab. Man kann das als Reduktion jener menschlichen Komplexität verstehen, die Némirovsky beschwört. Oder aber als Stellungnahme des Films zur realen Geschichte, auf den tragischen Tod der Autorin, die sich diese leise, versöhnliche Liebesgeschichte einst ausgedacht hat.

Erschienen auf filmdienst.deSuite Française - Melodie der LiebeVon: Felicitas Kleiner (30.8.2024)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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