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Filmkritik
Die freche und überaus neugierige Fee Violetta ist erneut durch die Prüfung zur Zahnfee gefallen. Statt der erforderlichen Spielzeuge zauberte sie nur Veilchen herbei. Doch erst nach bestandener Prüfung erhält sie jenen Edelstein, mit dem sie auf die Erde gelangen kann, um in Kinderzimmern Milchzähne einzusammeln und Geschenke dazulassen. Spontan entwendet sie den Stein ihres Kollegen Yolando und landet im Zimmer der zwölfjährigen Maxie, die gerade vom Land in die Großstadt umgezogen ist. Sie lebt jetzt in der Wohnung von Amir, dem sympathischen neuen Lebensgefährten ihrer Mutter Hannah. Der hat zwei Söhne, den 14-jährigen Tarek und den sechsjährigen Sami.
Zusammen geht mehr
Eigentlich wollte Violetta ins Zimmer von Sami, um dessen Milchzahn abzuholen, doch hier lebt jetzt Maxie. Bei der abrupten Landung zerbricht der gestohlene Stein, so dass Violetta in der Menschenwelt festsitzt. Als Maxie von dem Lärm erwacht, bittet die Fee sie um Hilfe. Die beiden Außenseiterinnen kommen überein, sich gegenseitig zu helfen. Maxie unterstützt die Fee bei der Suche nach einem Rückweg in ihre Welt, während Violetta mit ihren Zauberkünsten das Mädchen in den früheren Garten mit ihrem Lieblingsbaum zurückbringen soll.
Allerdings führt der einzige Weg zurück ins Feenreich durch ein Geheimportal, das sich in einem alten Baum in einer grünen Stadtoase befindet, für deren Erhalt sich Amir starkmacht. Denn ein gieriger Unternehmer will diesen Ort plattmachen, weil er einen Hotelbau plant. Maxie und Violetta müssen ihre Kräfte bündeln.
Der erste lange Animationsfilm der luxemburgischen Regisseurin Caroline Origer erzählt in farbenfrohen Bildern eine klassische Heldenreise kombiniert mit der Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft. Die Zahnfee und das Menschenmädchen erleben dabei etliche Abenteuer, müssen Hindernisse überwinden und lernen, dass sie gemeinsam mehr erreichen können als allein.
Mit Fehlern und Schwächen
Beide Figuren entfalten für die Zielgruppe der 8- bis 10-Jährigen ein großes Identifikationspotenzial, gerade weil sie mit Schwächen und Fehlern ausgestattet sind, was ihre Sympathiewerte anfangs in Grenzen hält. Die quirlige Violetta nascht gerne Schokolade und wirkt eigensinnig und egoistisch. Sie eckt mit ihrer Tollpatschigkeit an und nutzt auch unfaire Mittel, um ihre Interessen durchzusetzen. Angesichts ihrer minimalen Zauberkünste nimmt sie den Mund beim Pakt mit Maxie ziemlich voll, was die frische Freundschaft dann auch auf die Probe stellt.
Das aufgeweckte Landmädel Maxie wiederum trauert seinem bisherigen Leben im idyllisch gelegenen Haus der Großmutter nach und kann sich mit dem neuen Leben in der Großstadt nicht anfreunden. Sie verbirgt ihre Trauer und nervt Mutter und Ersatzfamilie, indem sie sich kratzbürstig und aufsässig verhält.
Die beiden Protagonistinnen fungieren als klassisches „odd couple“, als ungleiches Paar aus zwei konträren Figuren, die einander jedoch brauchen, wenn sie ihre Probleme lösen wollen. Beiden Außenseiterinnen ist gemeinsam, dass sie auf der Suche nach Heimat und Geborgenheit sind. Während Violetta in erster Linie ihren Egoismus überwinden muss, bevor sie ihre wahre Bestimmung erkennt, geht es bei Maxie um die Verarbeitung ihres Heimwehs, ehe sie sich in die neue Familie integrieren kann. Dabei hilft ihr das Engagement für den Erhalt der grünen Stadtoase, mit dem sie Amir und seine Söhne unterstützt.
Gerade die anfängliche Garstigkeit Violettas bringt Jella Haase, die der Fee ihre Stimme leiht, überzeugend zum Ausdruck. Maxie wird von Lisa-Marie Koroll gesprochen, die insbesondere die Stimmungsschwankungen des verunsicherten Mädchens anklingen lässt.
Ein Lob auf Kompromisse
Der kurzweilige Film erzählt die Episoden, die oft zwischen Menschen- und Feenreich alternieren, temporeich, wobei es vor allem im ersten Drittel unnötig hektisch zugeht. Insgesamt hält der Film aber die Balance zwischen Action und ruhigen Szenen. Die Handlung ist in fröhlich-bunte Hintergründe eingebettet, wobei das Feenreich noch farbenfroher als die Menschenwelt wirkt. Ins Auge fällt dabei vor allem das Figurendesign. Die Köpfe der Kinder und der Feen wirken mit ihren großen Augen überdimensioniert; eine moderne Interpretation des Kindchenschemas.
Neben den zentralen Themen Freundschaft und Magie schieben sich in der zweiten Hälfte Naturschutz und der Umgang in einer Patchwork-Familie in den Vordergrund. Wenn Violetta im Finale herausfindet, was ihre wahre Bestimmung ist, schließt sich der Kreis zu Amirs Engagement, der für den Erhalt der grünen Stadtoase kämpft und mit seiner ökologischen Haltung seine Söhne und auch Maxie inspiriert. Die Antagonisten des skrupellosen Immobilienhais und seines fiesen Handlangers fallen hingegen recht holzschnittartig aus.
Während das Verhältnis zwischen Amirs Söhnen und Maxie zunächst von Reibereien und Zwistigkeiten geprägt ist, ringt sich Sami später dazu durch, der Stiefschwester und Violetta zu helfen, insbesondere beim Erreichen des rettenden Portals. „Meine Chaosfee & Ich“ zeigt anschaulich, wie Maxie, Sami und Tarek lernen, als Mitglieder einer Patchwork-Familie Kompromisse einzugehen, damit dies auch funktionieren kann.