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Filmplakat von (500) Days of Summer

(500) Days of Summer

86 min | Romant. Komödie
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"Es ist nicht meine Schuld, dass Du die langweiligste Person der Welt bist!", so Daniel Bagnold. Er liebt Metallica und eigentlich auch seine Mutter, aber dass er nun gezwungenermassen seine ganzen Sommerferien mit ihr in einer englischen Kleinstadt statt wie geplant mit seinem in Florida lebenden Vater verbringen muss, bringt den Teenager an den Rand des Nervenzusammenbruchs.

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Filmkritik

„Social Distancing“ gibt es nicht erst seit Corona. Sich absondern, in Ruhe gelassen werden, vor allem von den eigenen Eltern, ist ein natürliches Bedürfnis eines jeden Teenagers. Nicht anders sieht es aus im Haus der Familie Bagnold, die nur noch aus Mutter Sue, einer Bibliothekarin, und dem 16-jährigen Daniel, einem Heavy-Metal-Fan, besteht. Der Vater hat sich nach der Scheidung davongemacht und lebt nun mit seiner hochschwangeren Freundin in den USA. Sechs Wochen in Florida, das war eigentlich Daniels Plan für die Sommerferien, doch dann cancelt Dad in letzter Minute die Reise. Daniel muss zu Hause bleiben, in einem namenlosen englischen Vorort mit Reihenhäusern, gepflegten Rasenflächen und einer allumfassenden Ereignislosigkeit. Wochenlanges Dauerschmollen ist damit vorprogrammiert. Das Leben ist für Daniel ein großer Mist und seine Mutter die langweiligste Frau der Welt. Die Arme hat keine Chance. Schuhe kaufen mit Mama, Eis essen mit Mama, ans Meer fahren mit Mama – das mag früher einmal ein tolles Programm gewesen sein, jetzt aber ist jeder Vorschlag eine Zumutung.

Wenn aus Kindern Teenie-Biester werden

Aus Kindern werden Teenager – und mitunter echte Biester. Die Eltern können nicht fassen, was aus ihren Kleinen geworden ist, verkrampfen sich und haben oft genug das Gefühl, in Erziehungsfragen restlos versagt zu haben. Dabei haben sie die Pubertät und sämtliche Begleiterscheinungen selbst mal erlebt, sich damals geschworen, dass sie – sollten sie selbst mal Kinder haben – alles anders und besser machen würden als die eigenen Eltern. Von diesem Auseinanderdriften, dem einsetzenden Unverständnis zwischen Eltern und Kindern, erzählt Simon Bird in seinem Debütfilm, der auf der Graphic Novel „Days of the Bagnold Summer“ von Joff Winterhart basiert.

Daniel, gespielt von Earl Cave (dem Sohn von Nick), ist der Inbegriff des „grumpy teenagers“. Die zotteligen Haare fallen ihm ins blasse Gesicht, die schwarzen Klamotten hängen an ihm herab, und dass man zum Vorstellungsgespräch nicht unbedingt ein „Metallica“-Hoodie tragen sollte, leuchtet ihm nicht ein. Das Reden mit Mum bleibt auf ein notwendiges Minimum reduziert. Die Welt lastet auf Daniels schmalen Schultern, drückt ihn zu Boden. Er träumt davon, eine Metal-Band zu gründen, aber woher die Energie dazu nehmen? Sue dagegen ist unermüdlich. Es bleibt ihr nichts anderes übrig: Geld verdienen, Einkaufen, Waschen, Kochen, Gassi gehen, während Daniel auf sein Handy starrt und am späten Nachmittag frühstückt. Sue (genauso großartig: Monica Dolan) ist eine geradezu unsichtbare Frau, die Strähnchen im Haar schon gewagt findet und sich in einer Strickjacke eingerichtet hat. Dabei hat sie Humor, das muss sogar ihr Sohn ab und an zugeben. Und sie hatte mal ein Leben, in dem sie jung und verliebt war in einen Jungen, über den man nicht spricht. Wovon Daniel nichts weiß und wahrscheinlich auch nichts wissen will.

Zwei Planeten unter einem gemeinsamen Dach

Leute wie Sue und Daniel gibt es überall. Es ist eine alltägliche Geschichte, die da voller Empathie, Humor und einem Hauch Melancholie erzählt wird, untermalt vom zarten Score der britischen Indie-Popband „Belle and Sebastian“. Dass da zwei Menschen, zumal Mutter und Sohn, unter einem Dach leben, die gerade auf unterschiedlichen Planeten unterwegs sind, führt immer wieder zu schmerzlichen, aber auch schreiend komischen Begegnungen und Situationen, die vielen bekannt sein dürften. Zugleich gibt es zwischen ihnen aber auch eine große Vertrautheit – ihr Stückchen vom Kuchen, das Sue immer im Café einfordert, das Lästern über den Vater, die Sorge um den alt gewordenen Familienhund Riley.

„Mein etwas anderer Florida Sommer“, den man sich übrigens unbedingt in der englischen Originalfassung ansehen sollte, erzählt von all dem und mehr noch von einer Annäherung, von einem Sich-Öffnen für die Bedürfnisse und die Sicht des anderen. Es ist eine Coming-of-Age-Geschichte, aber eine im doppelten Sinne: Denn es geht keineswegs nur um den heranwachsenden Daniel, sondern ganz gleichberechtigt auch um Sue, die sich zaghaft zu fragen beginnt, ob es das nun gewesen sein soll. „Du bist nicht allein“, flüstert der Film die ganze Zeit, und man merkt es beim Zuschauen, egal, wie alt man ist.

Erschienen auf filmdienst.de(500) Days of SummerVon: Kirsten Taylor (4.1.2024)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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