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Filmkritik
Dieser Film gehört zu jenen amerikanischen Produktionen, die zwar Elemente des Wildwestfilms verwenden, aber nicht eigentlich als Western bezeichnet werden können. An die Stelle des Mythos von der Eroberung des Westens tritt hier der Versuch einer kritischen Sicht auf die Entstehung der amerikanischen Gesellschaft. Dabei werden auch heutige Verhältnisse in den USA anvisiert. Robert Altmans ("M- A. S. H.") Werk spielt um die Jahrhundertwende in einem armseligen Nest im Nordwesten der USA und gewinnt in der Darstellung individueller Schicksale durchaus auch gesellschaftliche Relevanz. Der Beginn zählt zu den besten Partien des Films: Ein Reiter in einer düsteren, vom unaufhörlichen Regen triefenden Waldlandschaft, eine schmutzige Straße und ein paar Holzhütten, die einen trostlosen Eindruck machen. Der Reiter betritt einen Saloon, ein rauchiges, dunkles Lokal, in dem sich Männer beim Trinken und Spielen drängen. Der Fremde ist John McCabe, ein Pokerspieler, der alsbald die Leute auszunehmen beginnt. Das kleine Nest ist eine Bergarbeitersiedlung, zu der auch einige von Chinesen bewohnte Baracken gehören. McCabe, dem die frühere Erschießung eines bekannten Killers ein gewisses Ansehen verschafft, erweist sich als cleverer Geschäftsmann: Er investiert seine Gewinne in einen primitiven Spielsalon, verkauft den Chinesen Opium und läßt drei Mädchen in einem Zelt-Bordell für sich arbeiten. Eines Tages trifft Mrs. Miller ein, eine attraktive und geschäftstüchtige Dirne. Sie überzeugt McCabe, ihr gegen Gewinnbeteiligung den Bau eines festen Bordells samt Badehaus zu finanzieren, schafft aus Seattle Mädchen herbei und sorgt für einen "standesgemäßen" Betrieb. Das Unternehmen blüht und bringt die Wirtschaft des Städtchens allmählich in Schwung. Nur McCabe, der sich in Mrs. Miller verliebt hat, ist nicht recht glücklich dabei. Auf das florierende Geschäft wird schließlich auch die Bergwerksgesellschaft aufmerksam; sie will die Betriebe kaufen. McCabe erscheint die gebotene Summe zu klein; er läßt den Beauftragten zappeln, um den Preis hinaufzutreiben. Aber Mrs. Miller macht ihm klar, daß er der mächtigen Gesellschaft nicht gewachsen ist. Er will einlenken, doch nun ist es zu spät. Drei Revolvermänner tauchen auf, die Straßen leeren sich und McCabe ahnt, daß man ihn aus dem Wege räumen will. Während sich der Schnee wie ein Leichentuch über die Landschaft ausbreitet und die Leute die brennende Kirche zu löschen suchen, wird McCabe von den Killern gejagt und schließlich vom Schnee zugedeckt. - Die stärkste Wirkung des Films geht zweifellos von seiner ungewöhnlichen atmosphärischen Dichte aus. Die Kamera rückt den Menschen und Gegenständen nahe auf den Leib. Braunstichige Farben verleihen den Bildern die Tönung alter Stiche, wodurch der manchmal etwas krasse und unverfrorene Realismus gemildert wird. Die hervorragend dargestellten Charaktere sind sehr differenziert gezeichnet, wenn man sich auch manche Motivierung klarer umrissen wünscht. Auch scheint der Shoot-down eher dem Westernklischee verpflichtet als zwingend aus der logischen Entwicklung des Geschehens abgeleitet zu sein. McCabe und Mrs. Miller sind zwei Abenteurernaturen, die in der Pionierzeit ihre Chance wahrnehmen wollen und dabei zu hoch spielen, weil eine wirtschaftlich stärkere Macht das Gesetz des Handelns rücksichtslos an sich reißt. Altmans Film gibt eine desillusionierende Sicht auf den vielgepriesenen Unternehmungsgeist des "American Frontier", womit er der Wirklichkeit eher gerecht werden dürfte als so manche Filme, die diese Epoche nur im verklärenden Rückblick darstellen.