Filmplakat von Maria, ihm schmeckt's nicht!

Maria, ihm schmeckt's nicht!

92 min | Komödie
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Eigentlich will Jan seine Freundin Sara einfach nur heiraten, ganz ohne viel Aufwand und eher unspektakulär vor dem Standesamt. Leider sieht das deren Vater Antonio ein kleines bisschen anders. Der gebürtige Süditaliener besteht nämlich auf einem großen Fest mit der ganzen Familie und noch dazu in seiner Heimat. Kurzerhand machen sich Jan und Sara deshalb auf den Weg nach Campobello und stolpern damit mitten in ein turbulentes und unvergessliches Familienabenteuer. (j.b.)

Filmkritik

Alle Wege führen nach Campobello: Diese leidvolle Erfahrung macht Jan, als er aus jener (fiktiven) apulischen Kleinstadt zu fliehen versucht. Für die Aussichtslosigkeit dieses Unterfangens hat Regisseurin Neele Leana Vollmar ein schönes Bild gefunden: Jan im Pyjama und im weißen Cabrio ratlos vor Straßenschildern, die zwar in alle Himmelsrichtungen, aber dennoch ausschließlich nach Campobello verweisen. Jan ist natürlich Jan Weiler, Autor des gleichnamigen Romans „Maria, ihm schmeckt’s nicht!“: Darin hielt der einstige Werbetexter mehr oder weniger authentische, aber sehr vergnügliche Anekdoten über die italienische Verwandtschaft seiner Frau fest. Und traf damit den Nerv der italophilen Deutschen: 1,7 Millionen Mal verkaufte sich der Bestseller, dem längst weitere Geschichten über Weilers süditalienische Sippe folgten. Weilers Bücher leben von einer Mischung aus Klischee und präziser Beobachtung, notiert in einen warmherzig-ironischen Duktus. Auch wenn die Lakonie der Vorlage in der Adaption ein Stück weit verloren geht und auf der Leinwand manches deutlich „dicker“ daherkommt als im Buch, nähert sich der Film Weilers Tonfall doch erstaunlich gut an. Die Komödie erzählt von dem Deutschen Jan, der seine halbitalienische Freundin Sara heiraten will. Und sich deshalb kurze Zeit später auf dem Weg nach Apulien wieder findet, da sein künftiger Schwiegervater Antonio darauf besteht, das Großereignis in der Heimat zu feiern. Antonio ist wie im Buch die eigentliche Hauptfigur: Parallel zu Jans Begegnungen mit Italien und den Eigenheiten seiner neuen Verwandtschaft, chaotischen Hochzeitsvorbereitungen und manchem Kulturschock diesseits wie jenseits der Nationalitätengrenze wird in Rückblenden Antonios Geschichte aufgeblättert. Das beginnt in den 1960er-Jahren, als er aus Campobello nach Deutschland reiste, als Gastarbeiter Rassismus und Herablassung ausgesetzt war, aber in der Deutschen Ursula seine große Liebe und zudem einen Weg fand, sich mental von den Zumutungen seiner Umwelt abzugrenzen. Diese optisch weich gezeichneten, allzu bieder inszenierten Rückblenden stellen den schwächeren Part des Films dar, der insgesamt einen amüsanten und recht klugen Blick auf den „Culture Clash“ zwischen Deutschen und Italienern wirft. Natürlich funktionieren Buch wie Film nicht zuletzt nach dem Konzept, die liebsten Italien-Stereotypen der Deutschen zu bestätigen und mit Hilfe bekannter Versatzstücke wie der stetig plappernden Großfamilie, einem Höchstmaß an mediterraner Unorganisiertheit und der völligen Abwesenheit von Privatsphäre in Kombination mit lieblichen Landschaften und engen Altstadtgässchen auf den Wiedererkennungseffekt zu setzen. Doch der Film geht darüber hinaus, indem er derlei Klischees nicht den Lachsalven überlässt, sondern auch nachdenkliche, mitunter sogar philosophische Töne anschlägt und Widerhaken, Ecken und Kanten in die lieb gewonnenen Klischees sät. So darf eine großartige Maren Kroymann als Ursula Jans Frage, ob sie die Heirat in eine italienische Sippschaft je bereut habe, mit „Manchmal“ beantworten, ohne dass dem ein abschwächendes Moment folgen würde. Und die nicht minder großartige Gundi Ellert als Jans akademisch gebildete Mutter präsentiert sich mit einer flammenden Laudatio auf das „Dolce far niente“ als typische Angehörige der Toskana-Fraktion – um bald darauf zu erleben, dass es nicht immer nur lustig zugeht, wenn Italiener laut werden. Freilich bleibt der Film auch mit seinen ernsten Klängen stets im Rahmen der Genre-Konventionen. Dass er diesen Tönen überhaupt ihren Platz gewährt, unterscheidet „Maria, ihm schmeckt’s nicht!“ von einem reinen Feel-Good-Movie. Trotzdem oder gerade deshalb ging es bei den Dreharbeiten offensichtlich gut gelaunt zu, wovon das Spiel der durchweg passend besetzten Protagonisten zeugt, allen voran der italienische Volksschauspieler Lino Banfi in der Rolle des redseligen Antonio und Christian Ulmen als käsiges Weichei Jan. Neben all diesen stark gezeichneten und gespielten Haupt- und Nebenfiguren fällt es ausgerechnet der von Mina Tander dargestellten Figur der Sara schwer, Profil zu entwickeln. Was jedoch ebenso wenig wie der Score, der vor allem mit Mandolinenklängen quält, das Vergnügen an dieser albern-schönen Sommerkomödie schmälert.

Erschienen auf filmdienst.deMaria, ihm schmeckt's nicht!Von: Katharina Zeckau (16.4.2024)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
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