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Filmkritik
Eigentlich ist in „Manta Manta – Zwoter Teil“ alles beim Alten. Nur ganz am Anfang gibt es eine Variation. Während Bertie (Til Schweiger) in „Manta, Manta“ (1991) von Wolfgang Büld in dem titelgebenden Coupé saß, als er sich von einem Golf-GTI-Fahrer herausgefordert fühlte, thront er in der Fortsetzung nun auf einem gepflegten Damenrad. Gekränkt dürfte sich dabei allerdings höchstens das Fahrrad fühlen, das trotz einwandfreiem Zustand als „Möhre“ verunglimpft wird. Die Szene selbst aber ist ein einziger Flachwitz: Autoschrauber Bertie fährt mit dem Rad zum Amt, um sich seinen Führerschein zurückzuholen. Haha!
Für den neuen Film hat Til Schweiger persönlich auf dem Regie-Stuhl Platz genommen. Zwei Stunden lang zeigt er, dass er „Manta, Manta“ nie wirklich verstanden hat. Denn während Wolfgang Büld ein Phänomen mehr oder weniger komödiantisch inszeniert, fühlt sich Schweiger persönlich angesprochen. Formal folgt er dem Muster der Vorlage. Bertie ist noch immer pleite und tut sich selbst leid, hat jetzt aber Kinder und muss sich deshalb manchmal zusammenreißen. Uschi (Tina Ruland), seine Liebste aus dem ersten Film, hat sich längst von ihm getrennt und lebt jetzt bei Gunnar (Moritz Bleibtreu). Die Kinder sind zwischen den Eltern verteilt. Tochter Mücke (Luna Schweiger) wohnt beim Vater, Sohn Daniel bei der Mutter.
Zwischen Snobs und Schraubern
Als die Bank wegen ausbleibender Raten bei Bertie anklopft und Daniel sein hauptberufliches Sohnsein überbeansprucht, beginnt die eigentliche Handlung. Bertie soll es für seinen Sohn richten, der vor allem Geld braucht. Und an das nötige Kapital kommt man auch jetzt immer noch, indem man bei einem Autorennen gewinnt.
„Manta Manta – Zwoter Teil“ ist ein recht unterhaltsamer Film. Das verdankt er in erster Linie Luna Schweiger. Ihre autoschraubende und boxende Tochterfigur Mücke ist ein echter Lichtblick. Als ihr Bruder die Schulden seines Vaters noch etwas steigert und seiner versnobbten Möchtegern-Freundin Tessa eine angemessen Geburtstagsparty ausrichtet, mischen sich die vereinigten Autoschrauber:innen unter die Partygäste – mit gemischtem Erfolg. Mücke entdeckt auf der Tanzfläche ihren Lover Rico, der an den Lippen einer anderen klebt. Das führt zu einem Gemenge zwischen Snobs und Autoschrauber:innen – mit absehbarem Ausgang. Diese Szene ist ein schlichtes Vergnügen, aber sie ist ein Vergnügen.
Überraschenderweise findet Schweiger ausgerechnet in der Autoschrauberkomödie eine Form, die seine nervigsten Regie-Instinkte im Zaum hält. „Manta Manta – Zwoter Teil“ driftet weder in brachiale Action ab wie die Schweiger-„Tatorte“, noch in die Mittelschichtsspießigkeit seiner anderen Komödien. Dass der Film nicht wirklich gut geworden ist, hat mit einem anderen Set von Schweigers Inszenierungskünsten zu tun. Denn das größte Problem aller Regiearbeiten von Til Schweiger ist, dass er gerne ein Autorenfilmer wäre, aber keine Drehbücher schreiben kann. Statt aus dem Film eine flotte Actionkomödie zu machen, ergehen sich die Figuren in endlosem Gerede. Mit einer ordentlichen Kelle Michael-Bay’schem Autofetischismus und dessen Faible für chromblitzende Oberflächen wäre „Manta Manta – Zwoter Teil“ sicher zu helfen gewesen.
Eine Autokomödie ohne Autos
Schweiger hingegen bringt es fertig, eine Autokomödie zu drehen, die weitgehend ohne Autos auskommt. „Manta, Manta“ von 1991 hat in den ersten fünf Minuten mehr Einstellungen von glänzendem Blech als „Manta Manta – Zwoter Teil“ während der ganzen Laufzeit. Stattdessen verkündet Bertie in seiner schleimig-braunen Lederjacke nun: „Autos sind Freiheit.“ Worauf man angesichts einer so staubigen Autoideologie erst mal kurz husten muss.
Politisch ist der Film ziemlich unentschlossen. Die Aktualisierungen des Originals führen zu einer Transangestellten des Führerscheinamts nebst Partnerin und zwei nicht-weißen Figuren in der Autowerkstatt. So als müsste er jeden Verdacht der Progressivität entkräften, bürdet Schweiger der Figur des Mechanikers Klausi (Michael Kessler) eine ziemliche Ladung auf. Wo Klausi 1991 noch dadurch auffiel, dass er nicht der cleverste unter den Mantafahrern war und eine große Nase hatte, dient er nun als Projektionsfigur für jene Ressentiments, die in Schweigers eigener Rolle keinen Platz gefunden haben. So sitzt Klausi dann auch dem türkischen Vater einer Angebeteten gegenüber und verballhornt zwischen zwei Manta-Witzen dessen Nachnamen. Das einzig Lustige an dieser Szene ist die Reaktion des Vaters. Wer noch immer glaubt, dass die Unfähigkeit, türkische Nachnamen richtig auszusprechen, ein toller Ausgangspunkt für einen Witz ist, sollte keine Drehbücher für Komödien schreiben.
„Manta, Manta“ machte 1991 aus dem „Lindenstraßen“-Darsteller Til Schweiger einen Filmschauspieler. Die Presse verriss damals den Film, doch das Publikum strömte ins Kino. Nicht ausgeschlossen ist, dass es bei „Manta, Manta 2“ ähnlich läuft. Aber während Büld, der dem deutschen Mainstreamfilm quasi im Alleingang den Punk beibrachte, nicht zuletzt im Soundtrack Akzente setzt, die „Manta, Manta“ noch heute hörens- (und sehens-)wert machen, kann Schweiger sich nicht entscheiden: Will er den Film von damals nochmals drehen? Will er aus dem Film eine Familienkomödie machen? Oder will er sich einfach nur selbst leidtun?
Bummbumm, Bummbumm
Ein paar Jahre nach „Manta, Manta“ sang Marcus Wiebusch auf der letzten But-Alive-Platte: „[Sie] Geben dem Jahrzehnt die Schuld, wenn es einen überrollt/ Alles unglaublich, alle traurig/ Und alle verletzlich, so entsetzlich/ Und Selbstmitleid sells“. „Manta Manta – Zwoter Teil“ hat das Herz auf dem rechten Fleck, wenn es um die Zeichnung der Charaktere geht, und einige gute Szenen. Doch das wird dann auf zwei sehr lange Stunden aufgeblasen. Solide Unterhaltung steht darin neben endlosem Lamentieren, dass sich die Dinge geändert haben. Und auf dem Soundtrack läuft Party-Bummbumm.