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Filmkritik
Woody Allens 44. Kinofilm beginnt mit Musik von Igor Strawinski und einem aufgetakelten Zauberkünstler namens Wei Ling-soo, der auf der Bühne einen ausgewachsenen Elefanten verschwinden lässt. Wir befinden uns im Jahr 1928, und Allen gibt sich alle Mühe, von Anfang an den unbeschwert dahinplätschernden Stil einschlägiger Komödien jener Zeit nachzuempfinden. Wei Ling-soo ist in Wirklichkeit natürlich kein chinesischer Magier, sondern ein arroganter Engländer mit Namen Stanley Crawford, der sein Publikum dafür verachtet, dass es seinen Zaubertricks immer wieder zu Füßen liegt. In jeder Situation glaubt Stanley, alles besser zu wissen, besonders dass „alles zwischen einem Séance-Tisch, dem Vatikan und dem Jenseits“ nur mystischer Unsinn ist. Sein alter Freund Howard nimmt ihn beim Wort und schleppt ihn an die Côte dʼAzur, wo sich Sophie, ein bildhübsches junges Medium, bei einer reichen amerikanischen Familie eingenistet hat. Bevor die Mutter des Hauses Sophie komplett verfällt und der einfältige, die Ukulele spielende Sohn sie vielleicht sogar heiratet, soll Stanley die von konsternierter Bewunderung umgebene Hellseherin als Schwindlerin entlarven. Man braucht kaum mehr als Stanleys erste Begegnung mit Sophie erleben, um zu wissen, wie die Geschichte zu Ende geht. Und man muss auch nicht mehr als die ersten Szenen sehen, um zu ahnen, dass dies kein besonders tiefgründiger Woody-Allen-Filme ist. Dabei streut Allen sogar ein paar unvermutete Aperçus zum Glauben an das Jenseits in die romantische Story ein und verblüfft mit einem langen Monolog über die Macht des Gebets. Stanley, der sich im sonnigen französischen Süden Taplinger nennt und vorgibt, ein erfolgreicher Geschäftsmann zu sein, verfällt sogleich dem Charme der bezaubernden kleinen Hellseherin, ohne seine Rex-Harrison-Attitüde des überlegenen, alles besser wissenden Beaus an den Nagel zu hängen. Damit erschleicht er sich allmählich auch die Sympathie des Publikums, und zwar nicht nur, weil er der süßen Sophie so rasch nachgibt, sondern weil er, wenn auch zögernd, seine überhebliche Weltsicht zumindest ein bisschen zu relativieren beginnt. „Magic in the Moonlight“ ist ein Beispiel dafür, wie hübsch unterhaltsam die „kleinen“ Filme Woody Allens sein können. Nie gewinnt man den Eindruck, dass er an dieser Story und ihrer Verfilmung hart gearbeitet hab. Doch das kann täuschen, weil alles so beschwingt und unbeschwert daherkommt. Die Darsteller wirken, als ob sie an der Côte dʼAzur nur Urlaub machten, und die Geschichte entwickelt sich wie die zufällige, einfallsreiche Erzählung eines vertrauten Raconteurs (die sie denn ja auch ist). Kleine Stolperer und Ungereimtheiten nimmt man dabei gern in Kauf. Man merkt, dass Allen in seinem Leben zahllose Komödien der Stumm- und frühen Tonfilmzeit gesehen und in sich aufgesogen hat. Wer ihm das gleichgetan hat, wird in der Lage sein, Hommagen an Dutzende alter Schwarz-weiß-Filme und an Künstler aus seiner langen Lebenszeit zu entdecken – bis hin zu Ute Lemper mit einem sekundenlangen ironischen „Blauer Engel“-Auftritt.