Kekse und Popcorn für ein großartiges Kinoerlebnis

Wir verwenden Cookies, um den Service, die Inhalte und das Erlebnis zu optimieren und teilen Nutzungsinformationen mit Partnern für soziale Medien, Werbung und Analyse. Mit dem Klicken auf "Alle akzeptieren" wird der Verwendung von Cookies zugestimmt. Eine Entscheidung gegen die Verwendung von Cookies kann dazu führen, dass einige Funktionen der Webseite möglicherweise nicht verfügbar sind.
Filmplakat von Leichen pflastern seinen Weg

Leichen pflastern seinen Weg

100 min | Drama, Western | FSK 18
Tickets
Szene %1 aus %Leichen pflastern seinen Weg
Szene %2 aus %Leichen pflastern seinen Weg
Szene %3 aus %Leichen pflastern seinen Weg
Szene %4 aus %Leichen pflastern seinen Weg
Szene %5 aus %Leichen pflastern seinen Weg
Szene %6 aus %Leichen pflastern seinen Weg
Szene %7 aus %Leichen pflastern seinen Weg
Szene %8 aus %Leichen pflastern seinen Weg
Szene %9 aus %Leichen pflastern seinen Weg
Szene %10 aus %Leichen pflastern seinen Weg
Der irre Loco und seine Kopfgeldjäger kennen keine Gnade gegenüber hungernden Bergbewohnern, die aus ihrer Not heraus stehlen. Kann der stumme Revolvermann Silence etwas gegen die eiskalten Menschenjäger ausrichten?

Vorstellungen

Scala Fürstenfeldbruck
Scala Fürstenfeldbruck
Kurt-Huber-Ring 10
82256 Fürstenfeldbruck

Filmkritik

Wer glaubte, der Italo-Western liege bereits in Agonie, niedergestreckt von der eigenen Brutalität, muß sein vorschnelles Urteil revidieren. Sergio Corbucci, der vor Jahren die Figur des Racheengels Django erfand und in dessen Gefolge ein Rudel blutrünstiger Epigonen auf den Plan rief, hat im souveränen Stil des Meisters wieder zugeschlagen und den Italo-Western um einen neuen Akzent bereichert, wahrscheinlich sogar den nicht mehr zu übertreffenden Höhepunkt dieses neuen Genres (mit dem traditionellen US-Western hat der Italo-Western ja kaum etwas gemein) markiert. Corbuccis jüngster Film ist anders als alle anderen Western, anders als die bisherigen italienischen Produktionen. Er ist noch brutaler, noch bestialischer, noch zynischer, aber er ist auch politisch, er ist sozialkritisch, er reflektiert die Situation des italienischen Südens und darüber hinaus die der sozial Deklassierten und gewissenlos Ausgebeuteten in aller Welt. Und Corbuccis Film ist in der logischen Konsequenz, mit der hier eine blutrünstige Kopfgeldjäger-Story inszeniert wurde, im Endeffekt auch ein Film gegen ein sich an Grausamkeiten erfreuendes Publikum, das nach bewährtem Kinoschema daran gewöhnt ist, am Ende blutiger Auseinandersetzungen einen "positiven" Helden zu feiern. Ich könnte mir vorstellen, daß Kinobesucher auf diesen bösen Film "sauer" reagieren; bei Corbucci siegt nicht nur nicht das "Gute" über das "Böse", vielmehr ist das "Gute" überhaupt abwesend. Corbucci führt die Bestie Mensch vor, deren Verhaltensweisen von schnöder Geldgier und unerbittlicher Rache bestimmt werden.

Zwei professionelle Killer treffen aufeinander: Der Kopfgeldjäger Loco (Klaus Kinski, so gut war er noch nie!) und der Kopfgeldjäger-Jäger Silence (= "Schweigen", Jean-Louis Trintignant, hervorragend in der stummen Rolle). Loco und seine Spießgesellen sind die Parasiten einer besitzbürgerlichen Kleinstadtgesellschaft, die eine sozial niedriger gestellte Gruppe von Menschen systematisch ausgebeutet und schließlich in die Berge vertrieben hat. Dort hausen nun diese Parias, die unter dem Druck der sozialen Verhältnisse, einfach um zu überleben, die bestehenden Gesetze übertreten und sich zum Leben nehmen, was sie brauchen. Damit aber stempelt sie eine zynische Gesellschaft zu Verbrechern, zu Vogelfreien, und setzt auf ihre Köpfe sogar Prämien aus. Loco und Konsorten nutzen die Gelegenheit, sich rasch zu bereichern, mit jenem Maß an Brutalität und Menschenverachtung, das einen schaudern läßt. Die fiktive Maschinerie des Mordens, die Corbucci hier distanzlos, aber dramaturgisch begründet in Gang setzt, assoziiert beim Betrachter unwillkürlich Bilder authentischer Massaker: solche von Auschwitz, Treblinka, Vietnam, Sudan, Biafra. Auch die feige, opportunistische Masse kommt ins Bild, die mit Ordnung und Sauberkeit auf den Lippen mit den Mördern sympathisiert. Nur einer stellt sich dem Terror entgegen: der mit einer Schnellfeuerpistole ausgestattete Revolvermann Silence (als Kind verlor er bei einem Massaker durch einen bestialischen Messerstich die Sprache). Er reitet, einem schwarzen Racheengel gleich, durch die verschneite Winterlandschaft und dezimiert die Kopfgeldjäger - ein Rächer der Entrechteten, der Ausgebeuteten, der Armen. Aber auch er kann die Eskalation der Gewalt nicht aufhalten. Aus dem Hinterhalt wird er brutal zusammengeschossen. Mit einem letzten, infernalischen Massaker Locos und seiner Leute an den unschuldig Ausgestoßenen entläßt Sergio Corbucci die Zuschauer aus seinem Film, der die nackte Gewalt nicht selbstzweckhaft vorführt, sondern denunziert.

Erschienen auf filmdienst.deLeichen pflastern seinen WegVon: Alfred Paffenholz (13.12.2023)
Vorsicht Spoiler-Alarm!Diese Filmkritik könnte Hinweise auf wichtige Handlungselemente enthalten.
Über Filmdienst.de Filmdienst.de, seit 1947 aktiv, bietet Filmkritiken, Hintergrundartikel und ein Filmlexikon zu neuen Kinofilmen aber auch Heimkino und Filmkultur. Ursprünglich eine Zeitschrift, ist es seit 2018 digital und wird von der Katholischen Filmkommission für Deutschland betrieben. filmdienst.de